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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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für jedes erdenkliche Detail durchgearbeitet und nichts gefunden. Nog selbst hatte sich Vaughn und M’Yeoh angeschlossen, um die metallurgische Qualität der verfügbaren Materie zu begutachten, und er hatte übers ganze Gesicht gestrahlt, als sie mit den Verhandlungen begonnen hatten. Man konnte einen Ferengi aus der Geschäftswelt nehmen, aber nie die Geschäftswelt aus einem Ferengi. Er hatte die Femtobot-Simulationen auf der Avaril völlig vergessen und stattdessen an Runirs Lippen gehangen und die Erklärungen des Vermittlers mit Detailfragen unterbrochen: »Welche Währung herrscht hier vor?«, »Wer legt den Wechselkurs fest?« und so weiter. Da Nog den Großteil der Gespräche führte, hatte Vaughn M’Yeoh beobachten und nach Anzeichen für ein falsches Spiel suchen können. Er hatte nicht vergessen, welche Taktik die Yrythny auf Luthia versuchten, oder dass sie die Defiant kurz vor dem Start der Avaril unerlaubt betreten hatten. Indem er Nog das Geschäftliche überließ, nutzte Vaughn ihnen beiden. Selbst Prynn, die Dritte in ihrem Bunde, schien davon zu profitieren, war sie doch um jede Stunde dankbar, die sie nicht an Bord der Avaril verbringen musste.
    Lagerkoller hatte eingesetzt. Die endlos anmutenden Reparaturen und die unterbrochenen Routinen gingen nicht spurlos an der Besatzung vorbei, der die Avaril mehr und mehr zum Käfig wurde. Seit dem Aufbruch von Luthia war die Moral stetig gesunken, und Vaughn verstand das gut. Als Geste des guten Willens hatte er beim Pokerspiel der vergangenen Nacht eine »Pause« eingesetzt, und Prynn hatte gewonnen. Wer hätte gedacht, dass meine eigene Tochter eine derartige Zockerin ist? Für die anderen musste der kleine Landurlaub bis nach dem Geschäftlichen warten.
    Nur scheint es momentan, als käme es gar nicht zum Geschäft , dachte er. Schulter an Schulter standen die unterschiedlichsten Wesen und nahmen ihm die Sicht auf den zentralen Handelsbereich des Kerns. Vaughn versuchte, an ihnen vorbeizublicken, sah aber dort nur Dampfwolken, die aus den mit Rissen durchzogenen Kühlrohren drangen.
    Hinter ihm murmelte Minister M’Yeoh eine Frage, die er aufgrund des Lärms nicht verstand. »Verzeihung, Minister. Könnten Sie das wiederholen?«
    M’Yeoh rümpfte die Nase. »Runir glaubt, der Rückgang im interstellaren Handel habe die Nachfrage für Sternkarten und Navigationsdaten minimiert – selbst für so ungewöhnliche, wie Sie sie anbieten. Unsere Forschungsreisen führten uns noch nicht so weit.«
    »Mein Angebot umfasst alles, was ich anbieten kann«, sagte Vaughn fest. »Mehr habe ich nicht.«
    »Dem Verzweifelten bieten sich immer Möglichkeiten«, widersprach M’Yeoh.
    Die Beförderungslore hielt an, und sie folgten der anonymen Masse in den drückend heißen Kern. Zwischen Kiosken und Ladenfassaden standen Buden voller glitzernden Schmucks, Kunstobjekte und anderer Schmuggelware. Vermutlich waren die Dienste von Prostituierten und Sklaven hier so einfach zu bekommen wie ein greller Ohrring. M’Yeoh führte Vaughn und seine Begleiter aus dem Gedränge und in eine kleine Ecke, wo sie sich zur Teambesprechung an einen verranzt wirkenden Tisch setzten.
    Sobald er Platz genommen und die Ärmel seiner Regierungsrobe glatt gestrichen hatte, legte sich M’Yeohs Gesicht in Falten. Er wirkte richtig niedergeschlagen. Runirs Versagen sprach nicht gerade für die Kompetenz des Ministers, und es würde kein Vergnügen werden, den heimischen Vorgesetzten zu erklären, warum die »Mission Konsortium« zum Fehlschlag geworden war. Vaughn jedoch interessierte sich nicht für Schuldzuweisungen – er wollte eine Lösung.
    Die Gruppe versammelte sich auf im Halbkreis angeordneten Sitzmöbeln, deren Überzüge klebrig waren. In der Mitte des Tisches, dessen seltsam speckige Oberfläche Nog den Trikorder zücken ließ, sorgte eine trübe Lampe für schwaches Dämmerlicht. Prynn hielt ihre Hände sicher im Schoß.
    Ein Kellner kam, doch Vaughn schickte ihn fort. Für Pausen war später noch Zeit. Nun musste er seine Autorität wiedergewinnen – er war M’Yeoh lange genug gefolgt. »Prynn und Nog, begeben Sie sich zur Avaril . Spielen Sie die Femtobot-Simulationen ein weiteres Mal durch und prüfen Sie, ob wir nichts übersehen haben. Vielleicht findet sich ja doch irgendwo eine alternative Einsatzmethode, die die strukturelle Integrität weniger beeinträchtigt. Wie es aussieht, müssen wir jede Chance nutzen, die wir kriegen.«
    Nog konnte seine Zweifel nicht

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