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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Lava. Auf einem inaktiven Vulkan kam das Shuttle schließlich zum Stehen – allerdings war sich Ezri nicht sicher, was den inaktiven Teil betraf. Qualm stieg aus Bodenspalten, in der Luft lag ein Geruch nach verdorbenen Eiern, wie ihn nur Schwefelwasserstoff erzeugte. Ezri hätte sogar geschworen, dass der Boden unter ihren Füßen bebte. So weit das Auge sah, erstreckte sich aschfarbenes Land in alle Richtungen, bar jeglicher Flora und Fauna. Die Yrythny wirkten unbesorgt. Geologisch gesehen, war Vanìmel eine unberechenbare Welt. Ihre tektonischen Platten verschoben sich derart abrupt, dass der Vorgang eher an ein Damespiel als an natürliche Entwicklungen erinnerte. Als Counselor war Ezri Personen begegnet, die einen Groll so lange mit sich herumtrugen, bis irgendeine Provokation endlich zum Eklat führte. Und solchen, die von einem Wutausbruch zum nächsten lebten. Vanìmel schien zu letzterer Gruppe zu zählen.
    Mit einem kleinen Landungsshuttle hatten sie die Hafenstadt Malinal erreicht und waren auf die Fähre gestiegen, die sie nun übers Meer trug – schon mehrere Stunden lang, wenn sie nicht irrte. Kilometer für Kilometer ging es vorbei an Wasserfarmen und malerischen Dörfern voller Pfahlbauten. Ortsansässige kümmerten sich um die Pflanzen und Tiere, die in diesen Wassern gezüchtet wurden, oder passten in Küstennähe auf die Gebiete auf, in denen die Yrythny ihre Nachkommen bekamen. Einmal hielt die Fähre auf Wunsch dreier Marineboote an. Uniformierte Offiziere und der Kapitän wechselten geflüsterte Worte. Wenn Ezri richtig hörte, war die Fähre einem militärischen Testgelände nahe gekommen, und nun wollte man aus Sicherheitsgründen das Logbuch sehen. Wie einer der Yrythny ihr später erklärte, war ein Cheka-Aufklärer bei dem Versuch beobachtet worden, die hiesigen Küsten zu erreichen. Das Militär wollte sichergehen, dass der Gegner dieses Ziel nicht durch yrythnysche Unterstützung erreichte. Abgesehen davon verlief die Reise ereignislos, nahezu entspannend. Unter anderen Umständen wäre Ezri versucht gewesen, sich mit Sonnencreme und -brille bewaffnet aufs Deck zu setzen und das Ganze als Landurlaub aufzufassen. Doch das hätte ihren Gastgebern wohl kaum gefallen. Andererseits: Was gefiel ihnen überhaupt?
    Von Anfang an hatte das Komitee der Oberen Versammlung nur sehr vage Andeutungen darüber gemacht, was man Ezri zeigen wolle. Stattdessen versuchte man, sie mit exquisiten Speisen, bequemen Sitzmöbeln und der atemberaubenden Aussicht vom Beobachtungsdeck bei Laune zu halten. Die Menschen nannten ein derartiges Verhalten Honig ums Maul schmieren, und es war in diplomatischen Kreisen nicht unüblich. Während seiner Zeit im Dienste der Föderation hatte man Curzon so viel Latinum, Alkohol und die Gesellschaft sündhaft schöner Frauen offeriert – letzteres Angebot hatte er dankend angenommen –, dass sich Ezri nun nicht über ein wenig Gourmetküche wunderte. Im Gegenteil: Es gefiel ihr, derart verhätschelt zu werden. Und sie hoffte, dass sie die Umstände nicht allzu sehr von ihrer eigentlichen Arbeit ablenkten. Schon mehrmals hatte sie sich gefragt, wann sie so etwas zuletzt erlebt hatte. Kurz vor Risa, als der Föderationsrat …? Ach, Blödsinn. Ich meine natürlich, wann Curzon so etwas zuletzt erlebte. Aber spielte es wirklich eine Rolle, wer was tat? Sie war Dax. Curzon war ein Teil von Dax, und es konnte nicht schlecht sein, einige seiner harmloseren Laster zu übernehmen. Außerdem hatte sie auf dieser Reise auch selbst schon einiges gelernt. Obwohl in der letzten Karaffe definitiv kein Synthehol mehr gewesen war, fühlte sie sich wohl. Sie vertrug einiges, hatte schon mehr als genug Leute unter den Tisch getrunken … Oder war auch das Curzon gewesen? Oder vielleicht Jadzia? Ezri schüttelte den Kopf und hoffte, die kühle Meeresbrise würde ihre Sinne schärfen und ihr helfen, den Streit zu vergessen, den sie über genau diese Dinge mit Julian gehabt hatte.
    Mit einem Mal entsann sie sich ihres Gesprächs mit Dr. Renhol von der Symbiose-Kommission, während der Evakuierung der Europani. Der Ärztin zufolge neigte sie in letzter Zeit dazu, Eigenschaften früherer Dax-Wirte anzunehmen, die Grenzen zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart zu verwischen. Es war jedoch nicht so wie in den Wochen und Monaten nach ihrer Vereinigung, als sie nachts wach geworden und sich nicht einmal mehr bezüglich ihres Geschlechts sicher gewesen war. Nein, Ezri schien nicht länger in der

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