Dieser Kuß veraendert alles
dass du dich von einem Pferd treten lässt."
"Ich hole das Verbandszeug", sagte Jody vernünftigerweise und verschwand auf dem Flur.
"Ich will nicht, dass noch jemandem etwas passiert", beharrte Amy, während sie sich mit Wasser, Seife und einem sauberen Handtuch an der Wunde zu scharfen machte. "Pferde sind gefährlich, sie sind unberechenbar, sie sind..." Behutsam schob sie das Haar zurück und tupfte das Blut ab. "Tate, es hört nicht auf zu bluten. Du musst wahrscheinlich genäht werden."
"Wenn du es sagst." Fast hätte er sich in dem Mitgefühl verloren, das er in ihren Augen sah, doch Jody holte ihn rechtzeitig in die Wirklichkeit zurück. Eine Flasche und zwei Kartons wurden geräuschvoll auf die Spüle gestellt. Tate dankte dem Jungen mit einem Lächeln.
"Dann nähen wir eben. Stimmt's, Jody?"
"Du kannst ihm den Kopf nähen?"
"Ich nicht", erwiderte Amy und versuchte weiter, die Blutung zu stillen. "Aber ein Arzt."
"Wird es weh tun?" Jody starrte sie mit großen Augen an. "Ist das wie eine Operation? Wird er sterben?"
"Jody, komm her." Tate streckte die Hand aus. "Es ist nicht wie eine Operation, und mir wird nichts passieren."
"Du bist doch nicht vom Pferd gefallen, oder?" fragte Jody besorgt und kam näher.
Tate schüttelte den Kopf, legte die Hand um den Nacken des Jungen und zog ihn zu sich heran.
"Nein", sagte Jody erleichtert und setzte sich auf Tates Oberschenkel. "Du bist nur getreten worden. Das ist ein Unterschied."
"Ich bin schon oft vom Pferd gefallen", gab Tate zu und sah Amy fragend an. "Manchmal tut man sich weh, aber meistens klopft man sich nur den Staub von den Jeans und klettert wieder in den Sattel."
"Oder man lernt seine Lektion und hält sich von Pferden fern, weil sie gefährlich sind", sagte sie, während sie ein Stück Klebestreifen abschnitt. "Jody weiß das."
Tate strich Jody über die weichen Locken. "Ich bin okay, Jody. In einer Woche oder so sieht das hier nur noch aus wie ein Kratzer."
"Und sag ihm nicht, dass es nicht weh tut, denn das tut es."
Sie verzog das Gesicht, während sie überlegte, wie sie die Wunde am besten verbinden sollte. Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen und legte den Verband an. Tate zuckte
zusammen. "Tut mir leid. Hat das weh getan?"
"Ein wenig. Bestimmt möchtest du, dass ich ein Aspirin oder so etwas nehme."
"Wir bringen dich jetzt zum Arzt, und dann will ich, dass diese Pferde... " Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Nein." Tate hob einen Zeigefinger. "Ich habe einen Job übernommen, und ich werde ihn auch erledigen. Aber ich werde vorsichtiger sein."
"Du könntest mich verklagen, und ich habe keine Haftpflichtversicherung", sagte sie, aber sein eisiger Blick ließ sie wissen, was er von der Bemerkung hielt. "Schätze, du würdest mich nicht verklagen."
"Schätze, daran hatte ich noch gar nicht gedacht."
"Ich war versichert, aber ich habe im Herbst die Prämie nicht bezahlt. Das ist das nächste auf meiner Liste, aber ich..."
"Jody", begann Tate und klopfte dem Jungen auf den Rücken.
"Nur zwischen uns beiden, mir ist nicht danach, den Pick-up zu fahren. Könntest du mir aus dem Nähkasten deiner Mom eine Nadel und ein Stück Garn holen..." Er hielt Jody seinen weißen Ärmel vors Gesicht. "In etwa diese Farbe?"
Amy warf das Handtuch. "Ich hole meinen Mantel."
Um sich und Amy zu beweisen, dass er wieder fit war, fuhr Tate am Samstagabend nach Overo. Er begann seine Tour im Jackalope, aber dort war die Stimmung auf dem Nullpunkt, weil Charlie Dennison von seiner Frau aus dem Haus geworfen worden war.
Nach einem Drink wechselte Tate in den Turkey Track, wo auf der Tanzfläche das Leben tobte. Dort traf er Kennys Schwester Marianne, die ihren Mann Bill, den langweiligen, farblosen Lebensmittelhändler von Overo, dazu überredet hatte, mal wieder mit ihr auszugehen. Marianne meinte, sie sei verdammt froh, Tate zu sehen, und bedauerte, dass sie ihn nach Kennys Tod nicht habe erreichen können.
"Du erinnerst dich doch an Patsy Drexel. Hieß früher Johnson", rief Marianne über die laute Musik hinweg. Dann schob sie eine wohlproportionierte Blondine in seine Arme, und er tanzte mit ihr.
Natür lich erinnerte er sich an Patsy. Patsy war Mariannes Freundin. In der Schule war sie drei Klassen über ihm gewesen, und an Erfahrung Lichtjahre voraus, jedenfalls am Anfang. Sie hatten eine gute Zeit gehabt damals, und seitdem ein oder zweimal, wenn er zufällig in der Stadt und Patsy gerade nicht verheiratet war.
"Drexel",
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