Dieser Kuß veraendert alles
wissen. Du bist der Mann, der mein Baby auf die Welt geholt hat, der Mann, der das Steckenpferd meines Sohnes repariert hat, der Mann, der..."
Er legte einen Finger an ihre Lippen. Er wollte ihre Dankbarkeit nicht. "Ich möchte mit dir schlafen."
"Es ist zu früh."
"Wegen des Babys?" Er suchte in ihren Augen nach der Antwort. "Oder wegen Kenny?"
"Beides", gestand sie. Sie verschloss die Augen vor der Enttäuschung, die sie in seinen sah. "Beides."
Er nickte und löste sich von ihr.
"Das bedeutet nicht, dass wir einander nicht geben können, was wir..." Sie streckte die Hand nach ihm aus. "Ich wollte sagen, was wir einander gegeben haben. Aber du hast gegeben.
Ich habe nur genommen."
"Es war nicht leicht, was?" fragte er. "Tate Harrisons Hilfe anzunehmen."
"Oh, Tate", sagte sie und zog ihn wieder an sich.
Es war zu leicht gewesen. Sie hatte sich viel zu schnell auf ihn verlassen.
Er küsste sie auf den Kopf. "Es war auch nicht gerade leicht, sie dir zu geben."
8. KAPITEL
Tate hatte noch nie im Leben Weihnachtsgeschenke
eingepackt und seit der Grundschule keine Schere mehr in der Hand gehabt. Aber erst einmal musste er die Sachen verstecken, die er gekauft hatte, während Amy mit den Kindern beim Arzt war.
Offenbar war der Waffenschrank Kens Lieblingsversteck gewesen. Amy schien nichts vom Whiskey-Depot ihres Mannes gewusst zu haben.
Daher beschloss Tate, seine Einkäufe darin zu verstauen.
Hastig verschloss er ihn wieder, als er Amys Schritte auf der Treppe hörte.
"Na, noch einen Drink zum Aufwärmen?" fragte sie.
Ihm gefiel nicht, wie sie am Fuß der Kellertreppe stand und ihn ansah, als wäre er ein missratenes Kind.
Sie schüttelte seufzend den Kopf. "Ken hielt sich immer für so schlau. Wenn du das Zeug unbedingt im Haus haben musst, bewahre es in der Küche auf und nimm ein Glas."
"Was von Kens Beständen übrig war, ist in der Küche. Ich brauchte nur einen Platz, um ein paar Dinge wegzuschließen."
Er hielt den Schlüssel hoch.
Langsam ging sie an den Waffenschrank, dann starrte sie auf die Glastür und strich mit der Hand über das ge schnitzte Holz.
"Es war nicht leicht, Kens Sachen wegzuräumen. Die aus seinen Schubladen, seiner Seite des Schranks, den Kisten und Kartons.
Er hat alles aufgehoben." Sie ließ die Hand sinken. "Um die Waffen habe ich mich noch nicht gekümmert. Nun, sie sind nicht geladen."
"Die 22er-Pistole hatte noch zwei Kugeln im Magazin."
"Oh, Ken." Sie sah zur Decke. "Warum warst du immer so...?" Sie schüttelte den Kopf und übernahm selbst die Verantwortung. "Ich hätte gleich nachsehen sollen. Ich hätte vorsichtiger sein müssen."
"Jetzt sind alle entladen. Wenn du sie nicht brauchst, könntest du sie verkaufen. Aber vielleicht solltest du eine davon..."
"Sie gehören Jody." Sie verschränkte die Arme und kehrte dem Schrank den Rücken zu. "Jedenfalls werden sie es, wenn er alt genug ist. Einige davon stammen von Kens Vater. Eine sogar von seinem Großvater." Sie ging zu Tate, distanzierte sich vom Erbe der Beckers. "Sonst hätte ich sie nicht behalten."
"Hier draußen braucht man eine Waffe", sagte er. "Wenn du nicht damit umgehen kannst, bringe ich es dir bei."
"Du willst dein Land verkaufen, nicht, Tate?" Die Frage kam überraschend. "Du wartest nur auf das höchste Gebot."
Was redete sie da? Er hatte es noch nie einem anderen als Ken angeboten. "Ich habe es nur so lange behalten, weil Kenny es wollte. Als ihr die Pacht nicht mehr bezahlt habt, dachte ich, ihr..."
"Das Land hat deiner Familie gehört. Deinem Vater."
"Ja. Er ist jung gestorben, weil er zu verdammt hart gearbeitet hat. Er hatte ein schwaches Herz. Dies ist kein Leben für einen Mann mit schwachem Herzen." Oder eine Frau mit zwei kleinen Kindern. Doch das sagte er nicht. "Mehr weiß ich nicht über ihn.
Er starb, als ich noch jünger war als Jody."
Verdammt, er fing schon wieder an, von sich zu erzählen.
"Jody wird auch nicht viel über seinen Vater wissen, aber wenigstens hat er das Zuhause, das sein Vater ihm hinterlassen hat."
"Für immer?"
"Ein Zuhause ist wichtig." Sie stieß ihn mit ausgestrecktem Zeigefinger an. "Wurzeln, Tate. Wurzeln sind wichtig. Sie helfen dir, zu wissen, wer du bist."
"Du weißt, wer du bist." Er legte seine Hand um ihre. "Aber du wohnst erst hier, seit du Ken geheiratet hast. Wo sind deine Wurzeln?"
"Sie sind hier. Sie sind schnell gewachsen, als sie einen fruchtbaren Boden fanden."
Erst als er ihre schmalen Schultern fühlte, ging ihm auf, dass
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