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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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hatte. Da sie ihre gesamten beruflichen Qualifikationen in einem anderen Staat erworben hatte, war es nötig gewesen, ihrem Staatsvertreter in LaGrange immer wieder auf den Pelz zu rücken, Briefe an den Gouverneur zu schreiben und die Freundschaft ihres Bruders Jeff mit einem Bundesrichter zu nutzen, um die Niederlassung zu bekommen. Und hatte sich das alles gelohnt? Ein Praxisschild war nur ein Praxisschild, und der Akt des Aufhängens garantierte einem keineswegs einen Klientenstamm oder ein Einkommen, von dem man leben konnte.
    Ich kann’s nicht glauben, dachte Lia. Ich habe mich geplagt und abgerackert, um wieder nach Hause zu kommen, und jetzt – die größte Ironie von allen – habe ich Heimweh nach Huerfano County und meiner baufälligen Praxis in Waisenburg.
    Das darfst du Cal nicht erzählen, warnte sie sich. Er wird sagen: »Mein Gott, Lia, du wärst nicht mal im Himmel glücklich« – als ob irgendein Ort in diesem Land auch nur entfernte Ähnlichkeit mit den metaphysischen Glücklichen Jagdgründen hätte.
    Und wenn du wirklich angefangen hast, Cals Rockies als Heimat zu betrachten – was nicht zutrifft, überhaupt nicht –, dann hatte Thomas Wolfe recht: »Du kannst nicht wieder nach Hause zurück.« Nein. Du kannst nicht. Versuch doch nur mal, eine genehmigte Ausnahme zum IRB-Gesetz, die bereits umgesetzt worden ist, rückgängig zu machen …
    Lia stand von ihrem Schreibtisch auf und ging zum Fenster, das auf die ausgebaute Hauptdurchfahrtsstraße von Warm Springs hinausschaute. Kaum zu glauben, daß Präsident Roosevelt diese Stadt einmal regelmäßig besucht haben sollte. Er kam natürlich wegen der Heilquellen, um hier seinen Paralyseschmerzen Linderung zu verschaffen, und heute noch, keine halbe Meile weit entfernt, gibt es ein ›Little White House‹, in dem er wohnte, wenn er hier war. Man kann einem Parkaufseher drei Dollar zahlen und das Anwesen besichtigen; FDRs Photos, seine Zigarettenspitze und seine Spazierstocksammlung beäugen. Das habe ich als kleines Mädchen getan, als es noch nicht so teuer war, und im Sommer waren dort fast immer Scharen von Menschen.
    Das ist es, was ich heute nötig habe. Scharen von Menschen. Touristen mit Neurosen und Psychosen – ein paar Probleme für Analyse und Exorzismus.
    Lia lachte. Heutzutage spielte sich fast der gesamte Tourismus innerhalb des Staates ab. Kleine Fische. Man brauchte schon ein echtes Psychoproblem, um sich für die IRB-Ausnahme zu qualifizieren – nur um aus Neu-England oder von der Westküste herzukommen und FDRs ›Little White House‹ zu besuchen, mit Abstechern zum West Point Lake und zu den Callaway Gardens. Vielleicht, wenn man reich und mächtig war oder wenn man die richtigen Leute kannte. Ansonsten konnte man sich’s gleich aus dem Kopf schlagen. Ebensogut konnte man eine Reise mit dem nächsten T-Schiff der NASA zum Censorinus-Krater planen. Die Chancen, außerhalb des Staates Ferien zu machen, waren ungefähr so gut wie die Chancen, ein Plätzchen auf dem Schiff nach Von Braunville, der amerikanischen Mondbasis, zu ergattern.
     
    Lia kehrte an ihren Schreibtisch zurück, nahm ein Kartenspiel aus der Schublade und legte sich eine Patience aus.
     
    »Dr. Bonner«, sagte Miss Bledsoe, Lias junge schwarze Sekretärin. »Da ist jemand für Sie.«
    Lia raffte ihre ausgebreiteten Spielkarten zusammen und ließ sie verschwinden. »Sie haben mich erschreckt, Shawanda. Ich dachte, Sie wären die Post holen gegangen.«
    »Ich bin schon eine Weile wieder hier. Wollen Sie die Person empfangen?«
    »Wer ist es denn? Jemand, der schon einmal hier war?«
    »Nein, Ma’am. Ich weiß nicht, wer es ist, ehrlich gesagt. Er will einen Arzt sprechen. Soviel hat er gesagt.«
    »Weiß er, was für eine Art Arzt ich bin, Shawanda?« Lia war vorsichtig, denn Shawanda pflegte einfach jeden hereinzulassen, der behauptete, er habe Geschäfte irgendwelcher Art mit Lia: Vertreter für Büromaterial, Werber von religiösen Kulten und – schon zweimal – neugierige Angehörige ihrer eigenen Familie.
    »Er sagt, er braucht ’nen ›Kopfdoktor‹, Ma’am.«
    »Haben Sie ihn die Formulare ausfüllen lassen? Ich weiß, wir haben Klienten nötig, aber vielleicht haben wir es doch noch nicht nötig, die Leute von der Straße hereinzuzerren.«
    »Ja, Ma’am.«
    »›Ja, Ma’am, er hat die Formulare ausgefüllt?‹ Oder einfach ›Ja, Ma’am, ich bin Ihrer Meinung?‹«
    »Er hat kein Formular angerührt.«
    »Shawanda, warum nicht?« Lia gab

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