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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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legte.
    »Gefällt Ihnen mein Auto?«
    »Ich könnte mir das Benzin nicht leisten, von der Versicherung ganz zu schweigen.«
    »Wieso hat ein gewitzter Bursche Ihres Alters – über dreißig? – nicht eine Arbeit, die größere Herausforderung und bessere Bezahlung bietet?« Eine vielsagende Gebärde zur Tierhandlung. »Hatten Sie je Ärger mit den Behörden?«
    Der Wind, der an Cals schweißfeuchtem Arbeitshemd zerrte, ließ ihn frösteln. »Nein, Ma’am – Miss, meine ich. Es ist bloß so, daß ich Tiere mag.«
    »Oh.«
    »Aber meine Frau ist Psychotherapeutin«, sprudelte es aus ihm hervor.
    »Das ist sicher praktisch für Sie. Wo arbeitet sie denn?«
    »In Warm Springs. Die Praxis gehört, Gott sei Dank, ihrem Bruder; deshalb müssen wir keine Miete zahlen. Sie heißt Lia. Dr. Lia Bonner.«
    »Das ist gut zu wissen.« Lächelnd nahm die Frau ihre silberspiegelnde Brille ab. Hellblaue Augen, deren Iris von flacher Kühle war. Getönte Kontaktlinsen? »Das ist wirklich gut zu wissen.«
    Sie setzte die Sonnenbrille wieder auf, gab ihm fünf Dollar Trinkgeld, glitt in ihren Cadillac und fuhr nach hinten hinaus in eine herankriechende Dämmerungszone aus Dunst oder Nebel. Nur einen Augenblick später folgte ein zweiter Wagen – ein Plymouth neuen Modells – dem Cadillac in dieselbe gespenstische Düsternis.
    Wenigstens hat sie ihre Breschnew-Bären, dachte Cal. Denn alles, was ich habe, ist mein unbestimmtes Grauen …

 
    2 Dr. Lia Bonner saß in ihrer Praxis in Warm Springs und wartete darauf, daß Patienten hereinspazierten. Zehn oder zwölf hatte sie schon, einschließlich einiger, die ihr von den Ärzten im County Hospital und im Reha-Center von Roosevelt/Warm Springs überwiesen worden waren; aber wenn es ihr nicht gelang, von der Industrie der Gegend – Millikin, Goody, Georgia-Pacific – ein paar Beraterverträge zu ergattern, würde sie die Praxis nicht behalten können.
    Mit einem Klienten kam man schließlich nur einmal pro Woche – wenn überhaupt so oft – für eine zirka einstündige Sitzung zusammen. Bei nur zwölf Klienten konnte man kaum erwarten, daß man von morgens bis abends mit Seelenklempnerei beschäftigt war; in den letzten drei Wochen hatte Lia ihre Zeit überwiegend damit verbracht, zu telephonieren, die Geschäftsleute und Fabrikanten zu besuchen, die sie vielleicht eines Tages für Sitzungen mit ihren verstörten Angestellten bezahlen würden, und Vertreter abzuwimmeln, die darauf aus waren, ihr Couchen, Aktenschränke und Computersysteme zu verkaufen.
    Ich kann mir kaum das Hundefutter für Viking erlauben, hätte sie am liebsten geschrien. Wie soll ich da fünfundsiebzig Dollar für einen Fußbodenschutz aus Plastik rechtfertigen?
    Cal hatte darauf bestanden, daß es ein Fehler sei, aus Colorado wegzugehen. Er hatte einen festen, wenn auch nicht spektakulär lukrativen Job bei Arvill Rudd gehabt, auf dessen Ranch in Gardner, oberhalb von Waisenburg, und Lia hatte ein gutes Auskommen mit den Klienten gehabt, mit denen sie in einem gemieteten Haus in der Nähe der Klinik von Waisenburg gearbeitet hatte. Aber als ihr Vater auf dem West Point Highway in Harris County, Georgia, bei einem Zusammenstoß mit einem Holztransporter ums Leben gekommen war, einem Unfall, bei dem auch ihre Mutter schwer verkrüppelt worden war, da hatte Lia – heimwehkranker als je zuvor – zu Cal gesagt, es sei Zeit, nach Süden zu ziehen.
    »Was, zum Teufel, sollen wir in Georgia anfangen, Lia?«
    »Ich mache eine neue Praxis auf, und du suchst dir einen Job. Außer rechtlichen Formalitäten gibt es eigentlich nichts mehr, was uns noch hier hält.«
    »Ich bin hier geboren, Mädchen. Ich bin für dieses Land gemacht. Und ich habe einen Job.«
    »Richtig. Aber ich bin in Georgia geboren, und das ist das Land, für das ich gemacht bin. Wir wohnen hier draußen in Marlboro Country, seit wir verheiratet sind. Angesichts der Reisebeschränkungsgesetze wäre es töricht gewesen, etwas dagegen einzuwenden, aber jetzt bist du an der Reihe, dahin zu gehen, wo ich hingehe.«
    »Aber du bist aus freien Stücken hergekommen, und ich habe noch nie auch nur einen Fuß nach Dixieland gesetzt.«
    »Cal, mein Daddy ist tot, und meine Mama ist ein Krüppel. Ich will da unten für sie da sein können. Du solltest meine Gefühle verstehen. Du weißt, wie es ist, wenn man seine Familie verliert.«
    Müde hatte Cal geantwortet: »Du wirst drüber wegkommen, Lia.«
    »Ha! Das ist wirklich eine Ironie. Dies ist ja nun eines

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