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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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bearbeitete, konnte Cal schließlich die Adressen seiner Eltern in Erfahrung bringen. Jetzt wechselt er monatlich Briefe mit seiner Mutter, deren Aufenthalt stets wechselt, obgleich die Adresse immer dieselbe bleibt, und mit seinem Vater in Canyon City, aber er hat das sichere Gefühl, daß jede Neuigkeit von Royce, die er seiner Mutter, und jede Neuigkeit über Dora, die er seinem Vater schreibt, mit schwarzer Tinte ausgelöscht oder mit einer Rasierklinge herausgeschnitten wird, bevor der Bürgerzensurausschuß seine Korrespondenz freigibt. Es macht aber wahrscheinlich nicht viel aus, denn die Briefe seiner Eltern an ihn sind stets entweder sorgfältig geschwärzt oder von kleinen Fenstern vielfältig durchlöchert, und er hat auch eigentlich nicht viel Neues zu berichten. Trotzdem …
    Und so ist Cal nun zur Siegerparade gekommen. Er sieht zu, wie ein Trupp ledergekleideter Cowboys auf ihren nervösen Pferden vorüberreitet, gefolgt von einer Schar traurig aussehender Utahs zu Fuß. Zwei der Utahs vollführen planlose Tanzschritte, die keinen ersichtlichen Zusammenhang mit irgendwelchen Vorgängen hier haben.
    Einem Gerücht zufolge, das Cal gehört hat – er möchte es glauben und zugleich nicht glauben –, steht mindestens ein Wagen in der Siegesparade zur Ausgestaltung durch Dissidenten zur Verfügung. Die Menge hat Gelegenheit, zu buhen und zu pfeifen, ein spannungslösendes Verfahren, das von zwei der einflußreichsten Adjutanten King Richards eingeführt und energisch durchgesetzt worden ist. Die Idee dazu – so will es das Gerücht wissen – kam den beiden, als sie Filme sahen, in denen amerikanische Kriegsgefangene von ihren nordvietnamesischen Bezwingern durch die Straßen von Hanoi geführt wurden und niedergeschlagen die Beschimpfungen der Menge ertrugen. Zuerst dachten Nixons Adjutanten daran, das gleiche mit nordvietnamesischen Soldaten zu tun, aber die Transportkosten und die Tatsache, daß eine solche Aktion im Widerspruch zur Genfer Konvention steht – folglich auf internationaler Ebene ein potentielles PR-Desaster darstellt –, bewog die Männer zu der Überlegung, die feindlichen Ausländer durch heimische Dissidenten zu ersetzen. Und so ist es dann gekommen. Behauptet das Gerücht.
    Telex-Lochstreifen – oder ein überzeugendes Faksimile – treiben träumerisch durch die Stadtschlucht. Ein Stück landet auf Cals Schulter.
    Hinter den Indianern wogt ein Bataillon von Männern mit gelben Schutzhelmen die Avenue herauf; sie lachen und formen das Siegeszeichen, das zweifingrige V, beliebt bei King Richard und in letzter Zeit von den Dissidenten wiederbeansprucht, die es früher als Friedenszeichen benutzt haben; Cal staunt immer noch, wenn er sieht, daß es zur Unterstützung des Krieges zur Schau getragen wird.
    Die lärmenden Schutzhelmträger sind nicht – wie Cal mit einiger Verspätung sieht – ein formaler Bestandteil der Parade, sondern ein Schwarm patriotischer Enthusiasten, die jetzt zu beiden Seiten der Colfax Avenue ausschwärmen und jedem ein amerikanisches Fähnchen überreichen, der nicht schon eines schwenkt oder sonstwie an sich trägt.
    »Hier, Mack«, sagt ein riesiger Helm zu Cal. »Flagge zeigen.«
    »Schon okay. Ich habe zwei Stück in der Tasche.«
    »Scheiße, was machen sie denn in deiner Tasche?«
    »Na, wenigstens hab’ ich sie mir nicht an den Hosenboden genäht.« Cal hofft, die Bemerkung möge klingen wie brüderliches Geflachse.
    »Yeah. Gut für dich. Sonst hätten wir dir die Hose runterreißen und dich dahin treten müssen, wo du sonst sitzt.« Ein herzhaftes Lachen. Und weiteres Gelächter von zwei anderen stiernackigen, muskelbepackten Männern – der eine in weißem T-Shirt, der andere in einem Arbeitshemd mit offenem Kragen –, die sich vor Cal zu ihrem Freund auf dem Gehweg gesellen.
    »Erst hab ich gedacht, ihr marschiert hier«, sagte Cal. Er fürchtet, sie werden den Zopf entdecken, den er sich unter den Hut gestopft hat.
    »Tun wir auch«, sagt der Mann im T-Shirt und deutet auf seinen Lunchbeutel. »Wir marschieren für Gott und Vaterland.«
    Sie haben mich umzingelt, denkt Cal. Und sieh doch: Da sind noch mehr von der Sorte auf der anderen Straßenseite. Sie stehen in Zweier- und Dreiergruppen um andere Zuschauer herum. Mit ihren gelben Bauarbeiterhelmen fallen sie auf.
    »Gibt es heute einen Wagen mit Dissidenten?« erkundigt er sich – nicht nur, um Konversation zu treiben, sondern um eine Antwort auf die Frage zu erhalten, die ihn schon

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