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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Handballen fummelte er an den Heiß- und Kaltwasserhähnen herum, drehte sie schließlich und ließ eine Flut herunterprasseln, so prickelnd und eisähnlich, daß er aufschrie.
    Aber er blieb unter dem Sprühstrahl, und bald klebte ihm das Haar am Schädel, die Nase tropfte wie ein Spund, sein bester Anzug war vom Revers bis zu den Säumen durchtränkt, und sein Exemplar von ›The Broken Bubble of Thisbe Holt‹ fing an aufzuquellen wie etwas Totes. Seine Socken quietschten in den Halbschuhen, und ringsherum fielen die Tränen – die kalten, unerbittlichen, erlösenden Tränen –, die er so gern selbst geweint hätte.

 
    17 Lone Boys Datsun pfiff die 27. hinunter. Er und Tuyet waren schon oft mit den Kindern nach Callaway Gardens, südlich von Pine Mountain, zum Strand gefahren, und so war der Weg ihm vertraut. Heute aber, meilenweit von Pine Mountain entfernt, bog er nach rechts in eine von Schlaglöchern übersäte Landstraße und fuhr an der Brown Thrasher Barony vorbei.
    Juiii! dachte er. Da ist aber ganz schön was los. Sieht aus wie am Ausverkaufstag bei ›Bill Heard Chevrolet‹ in Columbus.
    Als er das große Sonnendach auf dem Rasen und all die Autos sah, die auf der Wiese westlich des doppelbreiten Wohnwagens der Bonners parkten, verflüchtigten sich seine Sorgen zum Teil. Der Gorilla hatte ihn nicht belogen. Hier war wirklich eine Beerdigungsparty im Gange, und Cal und seine Frau mußten unter denen sein, die hier den Umstand feierten … – äh, seiner gedachten –, daß ihre Mutter, sozusagen, den Löffel abgegeben hatte. Ihre Wohnung in der Stadt würde also leer und unbewacht sein.
    Loan war sicher, daß niemand, der ihn kannte, ihn gesehen hatte, und er ließ das Gut hinter sich und fuhr in Richtung Pine Mountain, nicht auf der 27, sondern auf der Butt’s Mill Road. Um dem Innenstadtverkehr zu entgehen, bog er bei den heruntergekommenen Gemeindetennisplätzen ab und fuhr im Zickzack durch ein Viertel mit Holz- und bescheidenen Ziegelhäusern. So kam er von Osten, nicht von Westen, zum Reihenhaus der Bonner-Pickfords an der Chipley Street. Und sah den sibirischen Husky, die Nase auf den Vorderpfoten, angekettet im Vorgarten unter dem Magnolienbaum.
    Leer, yeah.
    Unbewacht – leider nicht.
    Loan bog links in die King Avenue und parkte den Datsun hinter der alten ›Swish‹-Fabrik, die dem Reihenhaus gegenüber lag. Er trug eine schwarze Jacke und einen gelben Schutzhelm. Wenn ihn jemand sähe, würde er ihn hoffentlich für einen Telephonmonteur oder einen Landvermesser halten, für jemanden, der einfach offiziell genug aussah, um jeden Verdacht abzulenken. Er hatte die mit den Tranqs geladene Armeepistole unter der Jacke; sollte jemand allzu naseweis oder streitsüchtig werden – nun, dann würde er ihn vermutlich ebenfalls ins Land der Träume schicken können. Eine Aussicht, die es gleichwohl nicht vermochte, wie ein Alka-Seltzer seinen Magen zu beruhigen.
    Die Hände in den Taschen schlenderte er auf der King Avenue südwärts und warf einen Blick auf den großen, silberschwarzen Hund, als er die Chipley Street überquerte und mit leisem Schrecken bemerkte, daß er ihn beobachtete. Blöd, dachte Loan. Du hättest vor ’nem Restaurant oder so was parken und dich dann von hinten ranschleichen sollen, damit dieser Monster-Wauwau dich gar nicht erst sehen oder wittern kann. Jetzt ist es zu spät, du Arschloch.
    Azaleen blühten längs der King Avenue. Und Hartriegel. Mehrere Häuser hatten Beete vor der Veranda, auf denen es rosa und orange und purpurn loderte. Gott sei Dank war aber niemand da, der die lodernde Pracht beglotzte. Eine leere Straße. Lone Boy nutzte die Leere, um geschäftsmäßig um die Vermieterseite des Doppelhauses herumzustapfen und sich der Bonner-Pickford’schen Küchentür zu nähern.
    Viking, wie sie ihren dicken Husky nannten, war außer Sicht und wohltuend still. Der einzige gute Wauwau, dachte Lone Boy, ist ein stiller Wauwau.
    Er zog einen Taschenrechner hervor und hielt ihn an die Tür, als nehme er eine Amtshandlung vor. Dann studierte er das Schloß und überlegte, wie er hineinkommen könnte, ohne Aufsehen zu erregen. Er steckte den Rechner wieder ein und suchte in seiner Tasche nach einem Stück Draht, von einem Kleiderbügel abgekniffen, das er von LaGrange mitgebracht hatte. Er manövrierte diesen Draht, das spitze Ende voran, in das Schlüsselloch.
    Bitte mach, daß sie keinen Riegel haben, betete er. Bitte, heiliger Herr Jesus, keinen Riegel.
    Der

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