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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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die Hiram Berthelot auf der Brown Thrasher Barony gekauft hatte, war bereits säuberlich pedikürt (Horsy Stout hatte dafür gesorgt), aber die Füße von Berthelots vier erwachsenen Warmblütern brauchten Pflege. Über den Winter waren ihre Hufe verhornt oder gespalten oder beides. Und wenn erst der verspätete Frühjahrs-Auftrieb begänne, würden diese Pferde riskant benachteiligt sein, wenn Cal es versäumte, ihnen die Hufe zu feilen, zu trimmen und zu säubern.
    »Jetzt geht’s gleich wieder gut«, besänftigte er den Wallach. »Halt nur still.«
    Die Arbeit brach einem das Kreuz. Cal war jetzt seit fast elf Stunden dabei. Die Muskeln, die sattelförmig am unteren Teil seiner Wirbelsäule saßen, knarrten wie altes Leder, und ein tauber Schmerz umhüllte seinen Rücken von den Schultern bis zu den Hüften wie eine Decke. Aber irgendwie fühlte es sich gut an. G-U-T.
    Kann nicht sagen, daß ich aus dem Häuschen bin über die Art, wie ich an diesen Job gekommen bin, dachte er, aber der Job an sich ist der Job, für den ich geboren bin.
    Im Moment war seine größte Sorge, daß Lia ihn schon zu Hause erwarten könnte. Ebenso beunruhigend war das nagende Bewußtsein, daß sie noch immer erbitterten Groll gegen Grace Rinehart hegte, weil sie Vikings Tod verschuldet hatte und sie beide mit dem Damoklesschwert der gestohlenen Manuskripte erpreßte. Lia betrachtete seine Anstellung auf Berthelot Acres als Sklaverei, während er sie als Erlösung sah, als privates ›Zurück zu den Wurzeln‹-Programm, das ihm seine wirkliche Identität zurückgegeben hatte. Oder wenigstens einen Teil davon. Heutzutage konnte man nicht viel mehr erhoffen.
    Die Pferdekoppel und die Stallungen lagen etwa eine halbe Meile weit von der Villa entfernt. Cal war froh über diesen Abstand. Daß er den größten Teil seiner Arbeitszeit allein verbrachte, störte ihn nicht. Berthelot hatte ihm – vier Tage nach Miss Emilys Beerdigung und zwei Tage nach dem Anruf in der Tierhandlung – aufgetragen, alles Nötige zu tun, um Mitte Mai den Auftrieb durchführen zu können. Seitdem hatte Cal den Mann nicht mehr gesehen. Die Vorbereitungen zu einem Auftrieb waren – selbst in Georgia – ein klares, wenn auch erschöpfendes und zeitaufwendiges Unternehmen, und Cal hatte es allein in Angriff genommen, um nicht zusätzliche Helfer einstellen zu müssen, bis es Zeit wäre, die Rinder zusammenzutreiben.
    Ein Kofferradio auf dem Boden neben seinem Hocker spielte einen Song von Hank Williams, Jr. Danach kam ein flottes Stückchen von Berle Haggard (wie Miss Grace eine Trägerin der Freiheitsmedaille). Country&Western-Material beherrschte heutzutage den Äther; zwar bekam Cal – zumindest bei gutem Wetter – auf UKW einen Softrock-Sender aus Atlanta herein, aber der Saccharin-Papp, der bei diesem Sender für Rock ’n’ Roll gehalten wurde, brachte ihn zum Kotzen. Lieber das patriotische Genöle von einem Kerl mit Stetson als ein bescheuerter Lovesong von einem neuen Barry-Manilow-Klon.
    Und dann die Sieben-Uhr-Nachrichten. Sie begannen mit einem Bericht über britische Verluste und Erfolge auf den Falkland-Inseln seit der Ankunft der Marine Taskforce. Cal hörte nicht einmal mit halber Aufmerksamkeit zu, völlig verblüfft darüber, daß dieser merkwürdige kleine Krieg tatsächlich stattfand.
    Die Pest über ihren kleinen Krieg, dachte er. Mach den Huf dieses Pferdes fertig und schaff deinen zerschlagenen Körper nach Hause zu Lia.
    »Wie geht’s, Cal?«
    Cal ließ seine Zange fallen und kippte vom Schemel.
    Sein neuer Boss, Hiram Berthelot, hatte den Fertigbau-Stall betreten. Der Mann bückte sich, knipste das Radio aus und zog Cal vom heubestreuten Boden hoch. Anscheinend war er allein. Kein Geheimdienstmann war mit ihm in das Wellblechgebäude gekommen, und auch Miss Grace war – sehr zu Cals Erleichterung – nicht da.
    »Prima«, sagte Cal strahlend. »Okay.«
    Der Landwirtschaftsminister war untersetzt, zehn oder zwölf Zentimeter kleiner als Cal – – eine beeindruckende Gestalt trotz seiner geringen Größe. Er wirkte hartnäckig und verspielt wie eine Bulldogge, und sein Körper ließ Kraft ahnen, eine liebenswürdige, in sich ruhende Kraft, die nicht demonstriert zu werden brauchte, um zu beweisen, daß sie vorhanden war.
    Großenteils weil er Arvill Rudds Billigung fand, mochte Cal diesen Mann – zumindest im abstraktiven Sinne – fast seit Beginn seiner Karriere in Washington. Berthelot hatte den Präsidenten wegen der Festsetzung

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