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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Emporium‹. Mr. Kemmings, der Geschäftsführer, war ganz allein im Laden.
    Cal war jetzt seit zwei Wochen weg, und Lone Boy befürchtete, daß die Behörden ihn ins Gefängnis gesteckt hätten – möglicherweise in das verfallene, überfüllte in Atlanta, in dem immer noch kubanische Kriegsgefangene von der erfolgreichen Invasion der Insel im Jahre 1975 saßen. Der kommunistische Diktator Fidel Castro war an einem geheimen Ort in den Vereinigten Staaten gehängt worden, und das Fernsehen war live dabei gewesen, aber viele der Soldaten, die seiner entehrten Sache weiterhin loyal gesonnen blieben, waren im Knast von Atlanta eingekerkert.
    Nixon rechtfertigte die Kosten, die aufgewandt werden mußten, um sie dort zu behalten, indem er sie als Austauschköder in jeder internationalen Situation benutzte, in der amerikanische Staatsbürger als Geiseln festgehalten wurden, eine Politik, die sich als brillanter und populärer politischer Coup erwiesen hatte. Loan selbst hegte ungeheure Bewunderung dafür, aber die Vorstellung, Cal Pickford könne in einer Zelle mit einem verbitterten, unbelehrbaren Castroisten sitzen, verstärkte noch seine Schuldgefühle. Er hatte Pickford verraten, um den Unbequemlichkeiten eines FAZ-Auffrischungskurses zu entrinnen. Er hatte ihn für einen Daredevil- Comic verkauft.
    »Was kann ich für Sie tun, Lone Boy?« fragte Mr. Kemmings.
    »Ich möchte ein Tier kaufen.«
    »Für Ihre Kinder, denke ich mir. Einen Sittich? Einen Breschnew-Bären?«
    »Meine Töchter haben schon Breschnew-Bären. Jede einen.«
    Geschenke, fügte Loan vorwurfsvoll in Gedanken hinzu, von jener skrupellosen amerikanischen Patriotin Grace Rinehart. Dem Biest aller Biester.
    »Ach, wirklich? Woher haben Sie sie denn?«
    Oha. Mr. K. ist gekränkt, weil du deine Schweinchen nicht bei ihm gekauft hast. Hastig sagte Lone Boy: »Eine Freundin der Familie hat sie uns geschenkt. Hey, würde ich so einen abgehäuteten Rußki-Mutanten irgendwo anders als bei Ihnen kaufen?«
    Die Falten der Enttäuschung in Mr. K.s Gesicht glätteten sich. »Tja, wenn Sie ›Bären‹ schon haben, was könnten Sie denn sonst noch wollen?«
    »Es ist nicht für die Kinder, Sir. Es ist für mich.«
    »Oh. Einen Hund? Hunde sind des Menschen bester Freund. Aber natürlich können auch Papageien angenehme Gesellschafter sein, und sie leben lange.«
    Lone Boy antwortete nicht. Er ging tiefer in den Laden hinein und blieb erst stehen, als er den verschmierten Glaskäfig mit der Boa constrictor erreicht hatte, die Cal und sein Boss immer scherzhaft ›Mein bester Quetscher‹ nannten. Die Schlange döste in einem bräunlichen Berg ihrer eigenen Schlingen; sie schien an Umfang zugenommen zu haben, seit Lone Boy das letztemal hiergewesen war. Als er sie betrachtete, schauderte es ihn … aber er wußte, sie war das perfekte Geschenk, um die Frau zu erschrecken und zu demütigen, die ihn gezwungen hatte, ein großes Übel zu begehen, um einer kleinen persönlichen Unannehmlichkeit zu entgehen.
    »Die hier.«
    Mr. Kemmings war erschrocken. »Den Quetscher? Den wollen Sie nicht wirklich. Niemand will ihn. Er ist auch teuer.«
    »Das macht nichts. Ich habe gespart.«
    »Und sein Futter ist gleichfalls teuer, Lone Boy. Sie müssen ihm Mäuse geben.«
    »Ist auch okay. Ich drehe nicht durch, wenn ich Mäuse sehe.«
    »Es wird aber ein ziemlicher Schock für die Zwillinge sein, Loan. So ähnlich, als müßten sie zusehen, wie der Quetscher ihre Breschnew-Bären frißt.«
    »Ich nehme ihn nicht mit nach Hause. Ich kaufe die Boa für jemanden, der für Schlangenart sehr viel übrig hat.«
    Mr. K. nickte, aber Loan merkte, daß er eigentlich nicht verkaufen wollte. Dieses Widerstreben hätte ihn davon abgebracht, einen Scheck für die Schlange auszustellen – aber Lone Boy sah immer noch den Husky der Bonner-Pickfords tot in ihrer Badewanne liegen. Überdies plagte Schlaflosigkeit seine Nächte, und er konnte sich nicht mehr zum Essen an den Tisch setzen, ohne daß eine Woge der Übelkeit ihn überrollte, die seine Kost in letzter Zeit auf weißen Reis, Äpfel und Tee beschränkte. Grace Rinehart sollte dafür bezahlen.
    »Haben Sie irgendwelche Pläne, wie Sie die Schlange zu Ihrem Freund bringen wollen?« erkundigte sich Mr. K. »Haben Sie ein Auto?«
    »Es wird eine Plackerei werden – aber ich schaff’s schon, ich schaff’s schon.«
     
    Cal klemmte den Vorderfuß des Wallachs zwischen die Knie und bearbeitete ihn mit einer Hufzange. Ein Paar Warmblüter,

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