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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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eben so unvermittelt verlassen hatte.
    Ein Geist, gekleidet in den verklärten Leib eines schwarzen Stallknechts, dachte Erica. Aber wie es aussieht, ist unser Homunculus aus einem Faustkampf mit seinem Leben nur um Haaresbreite entronnen. Zerrissenes Hemd, zerfleischte Brust, zerschlagenes Gesicht – und das alles verströmt paradoxerweise einen Glanz, der einen unvergänglichen Geistleib verrät. Ganz ungeachtet seines vergänglich erscheinenden Fleisches und seiner Klamotten.
    »Lassen Sie ihn laufen«, sagte Kai und nickte dem Sowjet nach. »Wenn wir flott genug arbeiten, wird er keine Zeit haben, sich abzumurksen.«
    »Jetzt?« fragte Erica.
    »Yeah. Der Ort ist schon vorbereitet. Sie, Dr. Zola, sind die weltliche Spezialistin in unserem Team. Sie werden Bischof Marlin und mir helfen, eine massive geistige Attacke zu lenken. Alle anderen spielen ebenfalls eine Rolle, und sei es nur, daß sie unseren abreaktiven Exorzismus unterstützen, indem sie Liebe auf den Burschen projizieren, der da angeschnallt auf der Bahre liegt.«
    »Liebe auf King Richard projizieren?« fragte Cal. »Das soll wohl ein Witz sein. Da bin ich absolut wertlos für Sie.«
    »Nein. Nein, das sind Sie nicht. Sie werden am Tisch den Joker für uns in der Hand halten. Und wenn Sie das nicht tun, ja, dann werden Sie – und das ist die Wahrheit, auch wenn es dämlich klingt, diese besessene Person mit Liebe bestrahlen, auch wenn Sie glauben, daß Sie Grund haben, sie zu hassen. Sie werden Liebe ausstrahlen wie ein Funkturm. Wirklich. Ehrenwort.«
    Erica sah, daß Cal den Kopf schüttelte. Dann erblickte er etwas Glitzerndes auf Kais Hemd – irgendeine Anstecknadel –, und er kniete nieder, um sie zu berühren. Der Homunculus wehrte ihn ab, indem er mit dem Finger drohte. Cal wich zurück und starrte den thronenden Zwerg an; seine Miene zeigte … ja, was? Erwartungsvolle Ehrfurcht, so schien es.
    »Ja, Sie haben auch eine. Und Lia wird heute abend in ihrem Schmuckkasten noch eine finden. Eine Trinität von Fischbroschen.«
    »Wieso?«
    »Um zu verhindern, daß wir drei hilflosen Krümel uns in diesem gewaltigen wahrnehmenden Omniversum verlieren, wenn die Umschaltung geschieht.«
    Hilflos, dachte Erica. Ich bin diejenige, die hilflos ist. Das ganze hier hat nicht ein Fitzchen Sinn und Verstand. Eine Trinität, sagt Kai, aber für mich ist das alles koine- Griechisch …
    Der Zwerg sah sie an. Dann sagte er: »Der Geist des Bösen ist ein Geist der Unrealität, Dr. Zola, aber er selbst ist real. Er existiert wirklich. Anderes zu glauben hieße zu irren.«
    Erica streichelte die Mähne des Tieres auf ihrem Schreibtisch. Dann setzte sie den ›Bären‹ in einen Käfig, den Cal vorher gebracht hatte. Was würde aus ihrem Tierchen werden, wenn die Abreaktion käme?
    Kai sagte nichts weiter, und zu dritt begaben sie sich von der B-Kuppel nach C und von C durch den engen Untergrundtunnel in die umgewandelte Abstellkaverne, wo sie, Vear und Dahlquist das erstemal mit dem Homunculus ›ungefährdet kommuniziert‹ hatten. Erica wußte, daß sie diesmal weiter gehen würden – über das Lagerhaus und die Garage hinaus. In den muffigen Lunament-Wabengängen unter Censorinus hörte sie, wie ihr Herz klopfte klopfte klopfte …
     
    Unter dem Vorwand irgendwelcher selenologischen Forschungsarbeiten, die sein Stubenarrest verhindert hatte, zog Vear seinen Anzug an und verließ die C-Kuppel durch eine Luftschleuse in der Nähe von seinem und Dollys Tortenstück. Mit der Behauptung, er wolle zwei oder drei Sack Trümmergestein aus dem ›Aufprallgarten‹ in der Kratermitte einsammeln und brauche dazu Hilfe, hatte er Logan überreden können, Dolly mitgehen zu lassen. Dahlquist, hatte er behauptet, habe bereits jedes nennenswerte Computerproblem in der Basis gelöst, und wenn er, Vear, die Hilfe seines Zimmergefährten hätte, würde er schneller fertig sein und so den Verlust von nicht recyclebarem Sauerstoff begrenzen.
    Die List war nötig, weil Bischof Marlin glaubte, daß die Sieben auf mindestens drei verschiedenen Wegen zu der für den Exorzismus ausersehenen Abstellkaverne gelangen müßten. Man würde Verdacht schöpfen – oder wenigstens Fragen stellen –, wenn sie alle geschlossen der Untergrundkammer zustrebten. Vear pflichtete dem Bischof bei, und er war bereit, alles in seiner Macht Stehende zu tun – auch zu beten –, um neugierige Augen hinters Licht zu führen und ihrer Mission zur Durchführung zu verhelfen.
    Dolly verließ die Kuppel

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