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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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mit niedlichen Kuscheltieren bedruckte Flanellpyjamas mit angenähten Füßen und verstärkten Sohlen. Dolf sagte immer, daß sie mit fünf, verflucht noch mal, zu alt wären, um in diesem kitschigen Kindergarten-Outfit herumzulaufen, aber die angenähten Füße waren im Winter unbedingt nötig, und Dolfs Daddy, Reece, hatte diese Pyjamas selbst ausgesucht. Die alten Packards hatten schon so viele Kleider für die Zwillinge gekauft, daß Leah manchmal das Gefühl hatte, sie usurpierten ihre mütterlichen Vorrechte. Aber, mein Gott, es war eine echte finanzielle Hilfe, das mußte sie zugeben …
    »Aufstehen, aufstehen!« krähte Eldred und zerrte an Leahs autothermischer Decke in der Hoffnung, sie damit der Kälte aussetzen zu können.
    »Ja. Wird Zeit, daß wir anfangen, unsere Geschenke auszupacken.« Karina wandte sich Dolf zu, der sich auf den Bauch drehte und ein Kissen über den Kopf zog. »Komm schon, Daddy. Wenn wir die Geschenke aufgemacht haben, wird der Choragus die Lotteriegewinner bekanntgeben.«
    »Schon gut, schon gut«, sagte Leah. »Wir kommen ja.«
    »Nein, wir kommen nicht«, brummte Dolf.
    Aber es war unausweichlich, daß selbst Daddy nachgab, und alle vier – Dolf mit der geringsten Begeisterung – hüllten sich in ihre Bademäntel und gingen die Zedernholztreppe des Giebelhauses hinunter ins Wohnzimmer. Das wandgroße Fenster mit Blick auf den Big Sheep Mountain zeigte einen grieseligen Tag mit Schneetreiben und gespenstischen Tannenbäumen. Eine große Elster hockte auf dem Rückspiegel des zugedeckten Kleinlasters, mit dem Dolf tags zuvor von Earl Rudds Ranch nach Hause gekommen war, und die Einschienenbahn, die die Städte im östlichen Colorado mit der Hochebene bei der Great Divide verband, huschte in dem blendenden Weiß vorüber wie ein funkelnder Laserstrahl. Leah fröstelte.
    »Schaut«, sagte Dolf zu den Kindern. »Eure ersten weißen Ostern.«
    Der Baum der Packards – eine hohe Fichte, geschmückt mit Polymer-Lilien und polierten Austernschalen – stand am anderen Ende des Wohnzimmers, dem Auferstehungskreuz gegenüber, das Dolf vor sechs Jahren für Leah gekauft hatte. Päckchen lagen unter Kreuz und Baum. Das Kreuz überragte die Geschenke, die eine Dienstgemeinde in Denver später den Gefangenen in Canyon City aushändigen würde; im Schatten des Baumes lagen die Pakete, die die Packards nachher selbst auspacken würden.
    Vorausgesetzt, dachte Leah, ich kann die Kinder dazu bringen, daß sie lange genug aushalten, um Gott für diesen köstlichen Morgen zu danken. Und um Dolf in der Küche den Kaffee aufsetzen zu lassen.
    Die Kinder dazu zu bringen, daß sie vor dem Kreuz niederknieten, war nicht schwierig, aber sie mehr als eine Minute dort zu halten, war unmöglich, und Dolf war dabei überhaupt keine Hilfe. Kaum hatte er in der Küche den Yubik eingeschaltet, hatte er die Fernbedienung in der Hand und klickte den billardtischgroßen Tri-D-Schirm ein, den Earl Rudd ihm als Bonus spendiert hatte, weil er den Auftrieb im letzten Jahr in einer Rekordzeit von drei Tagen feldmarschallmäßig durchgeführt hatte. Dieser Schirm beanspruchte den größten Teil der Ziegelwand unter den Schlafzimmern im ersten Stock, und kaum hatte er begonnen, Bilder hervorzubringen, hatten Eldred und Karina sich von den Knien erhoben und überlegten ratlos, wohin sie sich nun wenden sollten. Zum Tri-D oder zum Baum?
    »Es ist Ostern, Dolf. Kannst du deine Elektronikfixierung nicht ein einziges Mal überwinden?«
    Dolf, der immer noch über die Schulter ein Auge auf die Today Show warf, kam unter dem Schlafzimmmerüberhang hervor.
    »Die Präsidentin spricht gleich, Leah. Außerdem habe ich das Gefühl, ich müßte mich … verflucht, ich weiß nicht – reorientieren.«
    »Reorientieren? Was meinst du damit?« Am Ostermorgen ging er ihr immer auf die Nerven. Er hatte keine Geduld mit den aufgeregten Kindern, und wenn es nicht noch immer schneite, und wenn der Feiertag ihr und den Zwillingen so viel bedeutet hätte, wäre er wahrscheinlich schon wieder zu Earl hinaufgefahren, um bei den Frühjahrskälbern den Babysitter zu spielen.
    Dolf zog sie an sich und küßte sie. Eldred und Karina setzten sich wie kleine Buddhas unter den Baum. Aber, weiß Gott, dachte Lia, sie sind zu verdammt zappelig, um die Buddhaschaft überzeugend nachzuahmen.
    Der Ansager der Today Show wich einer Großaufnahme von Präsidentin Jordan. Die Zwillinge schossen hinüber zum Bildschirm, und Big Barbara begann, mit ihrem

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