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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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mit Chemikalien angereicherten Flüssigkeit ›weiß‹, wo er sich in Relation zu allen anderen befindet. Nach einer Weile entsteht aus diesem fließenden Chaos eine Art ›Assembler-Kristall‹, der die weitere Gestaltung der Schablone steuert – ob es sich nun um ein Raketentriebwerk oder ein Heli-Chassis oder einen Solarofen handelt. Nachher – um meine Erklärungen abzukürzen – lassen wir die milchige Flüssigkeit ab, und zurück bleibt die Schablone, die durch das Sichtfenster aussieht, als sei sie aus klarem weißen Plastik. Die Nanokonstruktoren, die sich noch in dem Bottich befinden, werden wiederum mit einer Flüssigkeit gespeist und beginnen mit dem Bau des Gegenstandes, der durch das im Bottich schwebende Modell dargestellt wird. Schließlich – wiederum, um es kurz zu machen – wird der Bottich ein zweites Mal geleert, und das Produkt selbst – nicht die Schablone – wird herausgehoben. Es trocknet und kann sehr bald benutzt werden.«
    »Unglaublich«, sagte Harmon Bertholt. Er griff nach Cao Thus Hand und schüttelte sie. Cao Thus machte die Begeisterung des Amerikaners verlegen; er senkte das Kinn auf die Brust. Eine Demutshaltung, die Loan – einigermaßen überraschend – an den Sohn der Bertholts erinnerte.
    Loan warf einen Blick zu seinem Büro. Durch das breite Fenster sah er Master Bryerly an seinem Schreibtisch sitzen und über einem Buch oder einer Zeitschrift brüten. Seine Eltern, dachte Loan, hätten ihn zwingen sollen, den Rundgang mitzumachen. Aber wie zu viele dieser nachsichtigen Amerikaner macht es ihnen mehr Kopfzerbrechen, wie sie ihr Kind besänftigen, als wie sie es anleiten können. Nicht einmal der Chor hat daran etwas ändern können …
    Verärgert führte Loan die Bertholts und ihren Bewacher weg von den Assembler-Bottichen, um ihnen ein paar der fertigen Maschinen zu zeigen, die im Trockenraum über dem Fußboden schwebten. Er wies darauf hin, daß sie nahtlos, elastisch, robust und so leicht seien, daß Miss Rennet einen nanokonstruierten Traktormotor ganz allein tragen könne. Er ließ sie hinlangen und an einen der Motoren klopfen, ein opalisierendes Objekt, das eher wie ein großer Edelstein denn wie ein Maschinenteil aussah. Der Motor schwang in seinem Traggeschirr hin und her und tönte wie ein kristallener Kelch. Loan erklärte, daß er aus Aluminiumoxid und eingewobenen Kohlenstoffasern bestehe, komplett vom Nanocomputer entworfen, um die Masse zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit zu steigern.
    »Warum haben sie Ihnen diese Technologie gegeben?« platzte Miss Rennet heraus.
    Loan zuckte vor dieser Frage zurück, als habe sie ihn geohrfeigt, und Bertholt sagte: »Um Gottes willen, Grace, fang nicht damit an.«
    »Es tut mir leid«, sagte sie, aber sie war nicht ehrlich zerknirscht. »Ich begreife nur die Erwägungen nicht, die den Chor zu seinen Schenkungen bewogen haben. Warum dieses Volk? Warum nicht die Australier oder die Filipinos oder sonst ein Volk mit ein wenig Respekt vor Freiheit und Menschenwürde?«
    »Verdammt, Grace!«
    Loan kam wieder auf die Frau zu. »Jedes Land hat andere Dinge vom Chor bekommen, Miss Rennet. Weil es bei uns eine echte industrielle Entwicklung nicht gab, hat Vietnam das Wissen zur Einrichtung der Revolutionären NanoTech bekommen. Die USA haben andere Wohltaten empfangen – schnellere, sauberere und weniger kostspieligere Transportmittel zum Beispiel. Und wir alle haben die Verheißung eines brandneuen geistigen Wissens erhalten.« Nicht, daß es einem taktlosen Weib wie dir etwas nützen würde, dachte er.
    Laut fügte er hinzu: »Und natürlich müssen wir die Gaben, die uns gewährt wurden, wenn wir sie vervollkommnet haben, allen anderen Völkern auf unserem Planeten weiterreichen. Ein Geschenk des Chores an ein Land ist letzten Endes ein Geschenk für alle Länder.«
    »Darum sind wir gekommen«, sagte Bertholt zu Miss Rennet. »Um unseren Anteil an der Technologie zu beanspruchen, die Mister Loan und seine Landsleute hier in Hanoi entwickelt haben.«
    Diese Erläuterungen brachten die ehemalige Schauspielerin zum Schweigen, aber den Rest des Besichtigungsgangs erledigte sie in einer sauren Stimmung, die spürbar bedrückend war. Loan hatte Mühe, weiter höflich zu ihr zu sein. Aber in seinem Büro entlud sich die Abneigung, die sie gegen ihn und gegen alle anderen Vietnamesen hegte, über ihrem Sohn: »Bryerly, pack deinen Mist ein und komm! Wir fahren zurück ins Hotel!«
    Loan brachte noch einen letzten,

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