Dieser Mann macht mich verrückt
Instrument gegen ein akustisches ausgetauscht hatte, um »Time of Your Life« von Green Day‘s zu vergewaltigen? »Unmöglich, ich kann nicht zu fremden Leuten gehen und mir eine Gitarre ausleihen. Die würden mir auch gar keine geben.«
»Mal sehen.«
Zu Rileys Entsetzen stemmte sich Nita von der Bank hoch. Mittlerweile hielt sich nur noch die Hälfte der Partygäste im Park auf. Hauptsächlich Familien, die ihre Kinder spielen ließen, und ein paar Teenager hingen herum.
Gerade kam Dean durch den Seiteneingang des Parks herein, und Riley rannte ihm über das Gras entgegen. »Stell dir vor, Mrs Garrison will, dass ich was singe. Sie sagt, das ist ihr Geburtstagsgeschenk.« Wie sie wusste, mochte er Mrs Garrison nicht, und sie erwartete, er würde in Wut geraten. Aber er schien an etwas anders zu denken.
»Machst du‘s?«
»Nein! Das schaffe ich nicht. Hier sind immer noch so viele Leute.«
Dean spähte über ihren Kopf hinweg, als würde er jemanden suchen. »Nicht allzu viele.«
»Nein, vor Publikum kann ich nicht singen.«
»Aber du hast Mrs Garrison und mir schon was vorgesungen.«
»Das war was anderes. Was Privates. Vor Fremden singe ich nicht.«
Endlich schien er ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. »Du kannst nicht vor Fremden singen? Willst du nicht, weil dein Vater da ist?«
Vor einer Weile hatte sie ihm ihre Gefühle erklärt und das Versprechen abgenommen, er würde nicht mehr darüber reden. Und jetzt brach er sein Wort. Hätte sie bloß den Mund gehalten. »Das verstehst du nicht.«
»Doch, sehr gut.« Dean legte einen Arm um ihre Schultern. »Tut mir leid, Riley. Diese Entscheidung liegt bei dir.«
»In meinem Alter hättest du auch nicht vor so vielen Leuten gesungen.«
»So gut wie du kann ich nicht singen.«
»Doch, sogar sehr gut.«
»Jack bemüht sich wirklich, alles wieder gutzumachen. Wenn du singst, wird das nichts an seinen Gefühlen für dich ändern.«
»Das weißt du nicht.«
»Und du auch nicht. Vielleicht ist es an der Zeit, dich zu vergewissern.«
»Nicht nötig, ich weiß es ohnehin.«
Sein Lächeln wirkte etwas gezwungen, und sie dachte, sie hätte ihn enttäuscht. »Also gut«, erwiderte er, »ich rede mal mit der alten Schachtel. Vielleicht lässt sie dich in Ruhe.«
Während er zu Mrs Garrison ging, wurde Riley fast schwindlig. In früheren Zeiten, bevor sie auf die Farm gekommen war, hatte sie immer für sich selber eingestanden. Jetzt trat Dean für sie ein - so wie an dem Tag, als ihr Dad sie nach Nashville hatte zurückbringen wollen. Und er war nicht der Einzige. April und Blue nahmen sie vor Mrs Garrison in Schutz, obwohl das eigentlich überflüssig war. Und als Dad in jener Nacht geglaubt hatte, Dean würde über sie herfallen, war er sofort zu einem Kampf bereit gewesen.
Mrs Garrison sprach gerade mit dem Leadsänger, als Dean bei ihr stehen blieb. Nervös biss Riley in einen Fingernagel. Ihr Dad lehnte allein an einem Zaun. Aber die Leute schauten ihn immer wieder komisch an. April half einigen Frauen, Ordnung zu machen, und Blue wickelte den Rest des Geburtstagskuchens, den die alte Dame nach Hause mitnehmen sollte, in Alufolie.
Vor ein paar Tagen hatte Mrs Garrison gesagt, wenn man sein Licht unter den Scheffel stellte, würde es erlöschen. Riley müsse ihrer wahren Persönlichkeit treu bleiben. Sonst würde sie zu einem Nichts schrumpfen. Ihre Achselhöhlen waren feucht. Beinahe hätte sie sich übergeben. Wenn sie sang und alles verbockte... Sie starrte ihren Dad an. Schlimmer noch, wenn sie es nicht wagte ...
Jack richtete sich auf, als er seine Tochter zum Mikrophon der Band gehen sah, eine Gitarre im Arm. Trotz der Entfernung bemerkte er ihre Angst. Würde sie tatsächlich spielen und singen?
»Ich heiße Riley«, wisperte sie ins Mikrophon.
So klein und hilflos erschien sie ihm. Warum sie das tat, wusste er nicht. Nur eins stand fest, er würde nicht erlauben, dass man sie verletzte. Er eilte zum Podium. Aber da fing sie schon zu spielen an. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, die Lautsprecheranlage einzuschalten. Zunächst wurde Riley ignoriert, aber Jack hörte die leisen Einleitungstakte und erkannte »Why Not Smile?«. Dann begann sie zu singen, und sein Herz krampfte sich zusammen.
Do you remember when we were young,
And every dream we had felt like the first one?
Ob sie seinen Song vermasselte, war ihm egal. Jedenfalls musste er da hinaufsteigen, das war kein Lied für eine Elfjährige, sie durfte sich nicht
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