Dieser Mann macht mich verrückt
anderer Meinung ist, ich glaube, eine Hochzeitsnacht sollte etwas bedeuten. Deshalb werde ich heute Abend in den Wohnwagen ziehen.«
Dean schnaufte verächtlich, und April schaute Blue prüfend an. Fast eine volle Minute lang. »Sie ist - sehr hübsch.«
»Schon gut«, murmelte er und legte das Notizbuch auf den Tisch. »Du kannst aussprechen, was du wirklich denkst. Glaub mir, ich habe ihr schon viel schlimmere Dinge gesagt.«
»He!«, fauchte Blue.
»Zum ersten Mal sah ich sie bei einem Straßenfest, zur Faschingszeit.« Dean wanderte umher und begutachtete die neuen Thekenplatten. »Da steckte sie ihr Gesicht durch ein Loch in einer dieser Holzfiguren. Verständlicherweise erregte sie meine Aufmerksamkeit. Wie du zugeben musst, ist das ein eindrucksvolles Gesicht. Als ich den Rest von ihr sah, war‘s zu spät.«
»Ich sitze hier«, erinnerte Blue die beiden. »Vielleicht solltest du meine Anwesenheit berücksichtigen.«
»Also, ich finde, es gibt nichts an ihr zu bemängeln«, sagte April, keineswegs im Brustton der Überzeugung.
»Oh, sie hat so viele wundervolle Vorzüge.« Dean inspizierte die Türangeln eines Schranks. »Deshalb schaue ich nicht so genau hin.«
Da Blue allmählich ahnte, wohin dieses Gespräch führen würde, zwang sie sich zu einer gleichmütigen Miene und strich mit einem Finger über den Puderzucker in der Donut-Schachtel.
»Nicht jeder interessiert sich für Mode, Dean, das ist keine Sünde.« Und das aus dem Mund einer Frau, die sofort vom Tisch aufstehen und über einen Laufsteg schlendern könnte.
»Wenn wir verheiratet sind, darf ich ihre Garderobe aussuchen. Das hat sie mir versprochen.«
»Sind vielleicht Eier da?« Blues Blick schweifte zum Kühlschrank. »Und ein bisschen Käse für ein Omelett?«
Aprils silberne Ohrringe verfingen sich in einer stumpf geschnittenen, glatten blonden Haarsträhne. »Damit müssen Sie leben, Blue. Schon mit drei Jahren bekam er Wutanfälle, wenn seine Unterwäsche nicht perfekt zusammenpasste. In der dritten Klasse trug er nur Sachen von Ocean Pacific. Den Großteil der Highschool absolvierte er in Ralph Lauren. Und ich schwöre, er hat nur Lesen gelernt, weil er die Etiketten seiner Kleidungsstücke entziffern wollte.«
Mit dieser Reise in die Vergangenheit beging sie einen Fehler. Deans Lippen verkniffen sich. »Erstaunlich, wie gut du dich an die Blackout-Jahre erinnerst ...« Er kehrte zu Blue zurück. Besitzergreifend umfassten seine Finger ihre Schultern und weckten einen seltsamen Verdacht. Wollte er ihr die stumme Botschaft vermitteln, er betrachtete sie als Verbündete, die in unwandelbarer Treue zu ihm hielt? Nun, er wusste nicht, dass er einer Frau vom Kaliber Benedict Arnolds auf den Leim ging, jenes Generals, der im Unabhängigkeitskrieg ständig die Seiten gewechselt hatte.
»Falls Dean das noch nicht erwähnt hat«, sagte April, »ich war mal ein Junkie.«
Blue hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte.
»Und ein Groupie«, fügte April freimütig hinzu. »Dean verbracht seine Kindheit mit Nannys oder in Internaten, damit ich meinen Traum verwirklichen konnte, ständig zu koksen und möglichst viele Rockstars flachzulegen.«
Wie Blue darauf reagieren sollte, wusste sie noch weniger. »Eh - wie lange sind Sie schon clean?«
»Seit etwa zehn Jahren. Meistens hatte ich gute Jobs. Seit sieben Jahren arbeite ich selbstständig.«
»Was machen Sie?«
»Ich bin Mode-Stylistin in L.A.«
»Wow! Was genau tun Sie?«
»Um Himmels willen, Blue ...« Dean ergriff seine leere Kaffeetasse und trug sie zur Spüle.
»Nun, ich arbeite für Schauspielerinnen, Ehefrauen von Hollywoodstars, Produktionsleiterinnen - für Leute mit mehr Geld als Geschmack.«
»Klingt ziemlich glamourös.«
»Vor allem muss ich mich diplomatisch verhalten.«
Das verstand Blue. »Wenn Sie einem fünfzigjährigen Seifenopern-Star empfehlen, alle Miniröcke in die Mülltonne zu schmeißen?«
»Nimm dich in Acht, Blue«, warnte Dean. »Jetzt wirst du zu persönlich. April ist zweiundfünfzig. Trotzdem kannst du wetten, dass sie einen Schrank voller Minis hat, in allen Farben.«
Blue musterte die endlos langen Beine seiner Mutter. »Sicher sieht sie in jedem einzelnen fantastisch aus.«
»Fahren wir in die Stadt.« Dean wandte sich von der Spüle ab. »Ich muss was erledigen.«
»Kauft ein paar Lebensmittel ein«, bat April. »Im Cottage habe ich was zu essen. Aber hier gibt‘s nicht viel.«
»Okay.« Mit Blue im Schlepptau ging er zur
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