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Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Titel: Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane zu Salm
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Krankenhaus. Einmal sagte er, ich glaube, ich pack das nicht mehr lange. Über Weihnachten kam er dann noch mal nach Hause. Weil wir bei meiner Mutter früher immer Kaninchen gegessen haben und das sein Lieblingsessen war, habe ich für Uli Kaninchen gemacht. War doch klar. Ich habe extra ein ganz frisches ausgewählt, das ich zwei Tage lang in einen Sud aus Buttermilch, Gewürzkörnern und einem Lorbeerblatt eingelegt habe. Ich war froh, dass ich mir so viel Mühe gegeben hatte, es war sein letztes Weihnachten.
    Mit dem Sterben hat er, glaube ich, auf mich gewartet. Er wusste, dass ich an jenem Freitag kommen würde. Kaum war ich in der Tür, war mir klar, dass es jetzt so weit sein würde. Ich habe dann noch ein wenig mit ihm gesprochen. Nach einer halben Stunde schien es auf einmal, als ob er entspanne. Dann hat er mit einem Mal ausgeatmet, und anschließend war er still. Monatelang habe ich mit seinem Tod zu kämpfen gehabt. Seine Frau war nicht da, als Uli gestorben ist. Mein Bruder und ich waren uns eben sehr vertraut, das sind so Lebenssachen, die vergesse ich nie.
    Gertraude Röhnmart, 75 Jahre, Blasenkrebs

Ich wollte immer Spaß haben, b ei allem, was ich gem acht habe
    Immer wenn ich Sport gemacht habe, war ich glücklich. Nicht nur einen Moment lang, sondern über die ganze Zeit während des Sports und noch die Stunden danach, wenn ich die Erschöpfung meines Körpers gespürt habe. Herrlich. Selbst den Muskelkater am Tag danach mochte ich. Ich war Rennsportler im Kanufahren. 10 km eine Bahn. In Grünau. Wenn einer fehlte, dann habe ich mich für ihn einsetzen lassen. In einem Vierer. Wir haben oft gewonnen.
    Vielleicht finde ich es deswegen jetzt besonders beschissen, dass ich im Rollstuhl sitzen muss. Es ist eine Quälerei. Seit ungefähr zwölf Jahren habe ich Parkinson. Das fängt so leicht an und steigert sich dann. Lieber würde ich sterben, aber da ich das nicht in der Hand habe, denke ich zurück an meine schöne Zeit. Und ja, ich hatte vor dieser Krankheit ein schönes Leben. Ich würde gerne noch mal alles erleben, was ich erlebt habe. Im Paddelboot fahren, Kanu fahren, Auto fahren, alles, was mir Spaß gemacht hat. Früher hatte ich einen Trabant. Kurz vor Neuruppin zum großen Zechensee, da bin ich immer gefahren und dort ins Kanu gesprungen. Wenn ich die Augen schließe, dann spüre ich wieder diese Ruhe, diese Gesittetheit, das war die Stimmung dort. Wir haben im Hausboot übernachtet, und wenn wir morgens aufgestanden sind, sind wir gleich ins Wasser gehüpft. Es war ein ganz sauberer See. Wir hatten einen Liegeplatz. Wind und Sturm haben uns immer viel zu tun gegeben: Wir mussten ständig alles renovieren und wegräumen.
    Ja, ich glaube, mehr ist das Leben nicht, nicht in der Vorschau und nicht im Rückblick. Wenn man das mal verstanden hat, dann kann man nur noch zufrieden sein. Ich glaube nicht, dass nach dem Tod noch was kommt. Das Leben ist nur ganz kurz. Wir müssen es so verarbeiten, wie es uns gegeben ist. Und wenn es abgelaufen ist, wenn die Sonne nicht mehr scheint für uns, dann wird es düster. Angst vor dem Tod habe ich aber nicht, ich muss da durch. Geht ja nicht anders, wir sind ja alle nicht davon befreit. Da können sie noch so viele gesundheitliche Studien machen, das spielt alles keine Rolle, alles Körperliche geht eben irgendwann den Bach runter. Sie sehen ja, wie es mir jetzt geht. So ein schönes Leben habe ich gehabt, und jetzt muss ich im Rollstuhl fahren. Das ist ein Gefängnis. Ich musste schon böse Sachen mitmachen, die mir wehgetan haben. Schlimm, wenn man hilflos und wehrlos ist gegenüber den anderen. A uch wenn sich die Pflegekräfte große Mühe geben. Da ist eine vom Hospiz, die fährt mich öfter raus, da freue ich mich immer.
    Ich wollte immer Spaß haben, bei allem, was ich gemacht habe. Das habe ich auch erreicht. Ich war Dreher von Beruf. Da hat man so kleine Maschinen, und daran habe ich gearbeitet. Ich fasse heute noch gerne ein Stück Eisen an, weil ich damit gerne gearbeitet habe. Das gehörte zu meinem Beruf. Die Wände von Boxen schneiden. Wenn eine Maschine kaputt war, dann haben sie die auseinandergenommen und zu mir gebracht. Ich habe dann alles repariert und neu gedreht. Das schönste Stück, das ich gemacht habe, ist ein Kerzenständer aus Messing. Der steht zu Hause.
    Ich bereue nichts in meinem Leben. Es ist ja eh kurz gewesen. Und ich war immer bescheiden, habe nie versucht, etwas übers Knie zu brechen. Zurückstecken, nichts Großes

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