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Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Titel: Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane zu Salm
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wollen, dann kommt auch der Erfolg. Das haben mir meine Eltern mit auf den Weg gegeben. Ich war kein Krawaller oder einer, der mit Gewalt alles machen wollte.
    Es gibt ja nicht wenige, die kurz vor dem Ziel zusammenkrachen. Man will hoch hinaus, und man schafft es nicht, und dann kracht man zusammen. Ich aber hatte keine hohen Ziele, also ist bei mir auch nichts zusammengekracht.
    Angst hat mir der 13. August 1961 gemacht. Der Mauerbau. Fliehen wollte ich schon deshalb nicht, weil wir uns ein Haus gebaut haben. Da hängt man dann an jedem Gegenstand, den man gemacht hat, sei er auch noch so klein . A uch an den Möbeln. Die Angst, die mir der Mauerbau gemacht hat und auch immer noch macht, ist das Gefühl, dass ich nie mehr das wiederkriege, was ich geschaffen habe. Das Haus. Weil die Oberen das unter sich aufgeteilt haben. Ich kann das erst langsam, ganz langsam loslassen. Verstehen Sie das? Wir mussten aus unserem Haus ausziehen, das war 1951. Ich weiß es nicht mehr so genau, jedenfalls kurz danach habe ich uns gleich ein neues Haus gebaut. Darin habe ich von 1962 bis jetzt gewohnt.
    Die DDR hat nichts gegeben, die haben das Haus behalten. Es wurde abgerissen von den Russen. Plattgedrückt wie eine Flunder. Die sind mit der Raupe drübergefahren und mit den großen Krangeräten, bis alles vernichtet war. Das war 1961 gewesen. Weil das Haus an der Grenze stand. Unser Gartenzaun, den ich mit meinen eigenen Händen aufgestellt hatte, war die Grenze zum französischen Sektor. Das nenne ich Schicksal.
    Die Natur gibt mir immer einen schönen Tag, wenn die Sonne scheint. Das finde ich gut, da frische ich auf, da tanke ich Luft.
    Norbert Ramrath, 83 Jahre

Eigentlich habe ich im Leben nie so ganz danebengelangt , fällt mir gerade auf
    Tiere mag man, oder man mag sie nicht, glaube ich. Ich war Tiermedizinerin, und das mochte ich. Von Jugend auf wollte ich Tiermedizin studieren. Mein Vater war zwar nicht sehr glücklich über meine Berufswahl, aber dann hat er gesagt, wenn du meinst, bitte sehr. Mein Vater war selbst Tierarzt und mein Großvater auch. Bei uns gab’s immer Tiere, Hunde, Schweine, Kaninchen, ich bin also in diese Welt reingeboren. Später habe ich zusammen mit einem Kollegen eine Praxis in Stuttgart aufgemacht. Das ging recht gut, ich hatte weder mit Menschen noch mit Tieren Berührungsängste. Nur zusammengezuckt bin ich oft vor Schrecken über das Verhalten des ein oder anderen Tierbesitzers. Einmal musste ich einen Hund einschläfern, einen Dalmatiner. Als der Hund tot war, meinte der Besitzer, es sei ihm lieber, wenn ich statt des Hundes seinen Sohn eingeschläfert hätte. Menschen können so viel grausamer sein als Tiere, das habe ich über zwanzig Jahre lang tagaus, tagein beobachtet. Und die Ansprüche, die viele an ihre Mitmenschen stellen, der Ton, in dem sie das tun– da hab ich mir oft gedacht: Wie gut, dass ich die Tiere hab. Die haben mir meinen inneren Frieden gerettet.
    Meine eigenen Hunde haben mir auch viel geholfen, als mein Mann sehr schlecht dran war. Er hatte ein paar Operationen hinter sich, bei denen sein Intellekt gelitten hatte, und dann ist er bösartig geworden. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie ein Mensch sich charakterlich plötzlich so ändern kann. Denn mit meinem Mann hatte ich eigentlich Glück gehabt. Er war liebevoll und hat mich immer machen lassen. Gott sei Dank hatte ich damals eine Pflegerin und meine zwei Hunde. So bin ich wenigstens ein bissl rausgekommen. Auch jetzt, wo ich ein altes Weib geworden bin, komme ich durch die Hunde raus und treffe Leute. Ich kann gut alleine sein, aber manchmal brauche ich Leute. In solchen Momenten denke ich, jetzt könnte auch mal wieder jemand anrufen, und dann ruft niemand an. Man darf sich im Alter nicht zurückziehen. Man muss dann auch mal Verbindungen aufrechterhalten. Ich habe ja auch noch einige Bekannte hier, sogar noch von der Volksschule, weil ich die meiste Zeit meines Lebens am selben Ort gelebt habe. Eigentlich habe ich im Leben nie so ganz danebengelangt, fällt mir gerade auf. Es hat zwar überall Ärger gegeben, also weder im Elternhaus noch in der Ehe war es so, dass wir nur unentwegt gejubelt haben, dass wir beisammen sind, aber das ist alles ganz gut gegangen. Wenn ich Kinder gehabt hätte, hätte ich sie wahrscheinlich genauso verzogen wie meine Hunde, aber vermissen tue ich das nicht. Also resignieren würde ich nur, wenn ich keine Hunde mehr hätte. Da würde ich aus dem Fenster springen. Wenn ich schon

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