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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Kopf.
    »Oder an einem anderen Sonntag?«
    »Nein.«
    »Kam er am Montag morgen pünktlich zur
Arbeit?«
    »Soweit ich weiß.« Er dachte einen
Augenblick nach. »Ich habe ihn gegen zehn im Ranchbüro gesehen.«
    Zehn — kurz nachdem Rudy Goldring sein
Büro verlassen hatte, um seinen Mörder zu treffen. Damit kam Wilkonson für den
Mord nicht in Frage, aber ich hatte ihn eigentlich sowieso nicht verdächtigt.
    »Wie würden Sie Mr. Wilkonson
beschreiben — ich meine seine Persönlichkeit?«
    »Er... ist so wie die meisten Cowboys, die
wir einstellen, nur klüger. Er spricht langsam, gemächlich. Aber er ist sehr
intelligent. Er kann mit den Arbeitern gut umgehen, weil er sie nicht von oben
herab behandelt.«
    »Also ein ruhiger Mensch?«
    »...gewöhnlich.«
    »Und sonst?«
    Johnstones Gesicht umwölkte sich wie
vorher, als ich mich nach dem Befinden seines Vaters erkundigt hatte. Die
Fingerspitzen seiner rechten Hand drückten so fest gegen die hölzerne Armlehne
seines Stuhles, daß sie ganz weiß wurden.
    »Mr. Johnstone? Neigt Frank Wilkonson
zu Gewalttätigkeit?«
    »Warum fragen Sie das?« Aber die Frage
schien ihn nicht wirklich zu überraschen.
    »Der Zeuge des Unfalls in Fisherman’s
Wharf hat ausgesagt, daß ein Wutausbruch des Fahrers zu dem Zusammenstoß
führte.«
    Johnstone schwieg. Schließlich sagte
er: »Ich glaube nicht, daß Frank ein gewalttätiger Mensch ist — ich weiß, daß
er es nicht ist aber in letzter Zeit ist er öfter in die Luft gegangen.«
    »Unter welchen Umständen?«
    Johnstone schwieg.
    »Aus welchem Grund glauben Sie?«
    »Hören Sie, Miss Hernandez. Frank ist
hier nur angestellt. Ich arbeite eng mit ihm zusammen, seit ich in den letzten
paar Monaten für meinen Vater eingesprungen bin, aber ich kenne ihn nicht
wirklich, nicht privat.«
    »Nehmen Sie also an, daß die Probleme
privater Art sind?«
    Er zuckte die Achseln.
    Ich wartete, und als er schwieg, sagte
ich: »Gibt es irgend etwas, was ich wissen sollte, bevor ich mit Mr. Wilkonson
spreche?«
    Wieder schien er zu zögern.
    »Mr. Johnstone?«
    »Also gut, nur soviel: Seien Sie
vorsichtig, wenn Sie mit ihm sprechen. Er hatte eine schlimme Woche. Ich möchte
nicht, daß er Ihnen gegenüber ausfallend wird.«
     
     
     

10
     
    Jane Wilkonson war eine große, schwere,
kraushaarige Frau von etwa dreißig Jahren. Auf einem Kasernenhof hätte sie eine
tolle Figur gemacht. Als ich bei ihrem langgestreckten weißen Holzhaus ankam,
stand sie gerade auf einem verdorrten Rasen und befahl einer bunten Horde von
neun Kindern, sofort aus dem Swimmingpool herauszukommen. Ihre Stimme mit dem
texanischen Akzent war fast einen halben Häuserblock entfernt noch zu hören, wo
ich hinter einem alten Honda-Kombiwagen geparkt hatte. Offenbar hatte jemand in
den Pool gepinkelt, und ich war ganz froh, daß ich nicht mehr verstehen konnte.
    Als ich mich ihnen näherte, deutete
einer der älteren Jungen auf mich und sagte: »Scheiße, Mama, du sollst uns
nicht anbrüllen, wenn wir Besuch haben.«
    »Sag’ nicht Scheiße zu mir, du
kleiner...« Sie schlug sich mit der Hand auf den Mund und wirbelte zu mir
herum, ihre rundlichen Wangen waren knallrot.
    Auf ein Signal des Jungen, der geredet
hatte, löste sich der Trupp auf, und die Kinder rannten schreiend auf das Haus
zu. Mrs. Wilkonson rollte mit den Augen. Offensichtlich war sie immer noch
verlegen. »Verdammt«, sagte sie, »ich versuche, streng zu sein, aber sie
durchschauen mich alle. Schlaue, kleine Mistkerle.«
    »Das scheinen sie tatsächlich zu sein —
schlau, meine ich.«
    »Ich hoffe nur, daß einer von ihnen
schlau genug ist, reich zu werden — und mich genug liebt, um mich, wenn ich alt
bin, zu versorgen.« Sie rieb sich die Hände am breiten Hinterteil ihrer roten
Shorts und streckte mir dann die rechte hin. »Ich bin Jane Wilkonson. Suchen
Sie mich oder Frank?«
    »Eigentlich Sie beide.« Ich schüttelte
ihre Hand und deutete mit dem Kinn zum Haus hin. »Sind das alle Ihre?«
    »Nein, zum Glück nicht. Nur fünf — und
das kleine Kind, das auf der Veranda schläft. Oder schlief, bevor sie alle hier
herumlärmten. Die vier anderen Bengel sind Schulfreunde. Und wenn ihre Eltern
sie nicht bald abholen, dann gibt es Ärger.« Sie lächelte, während sie das sagte,
aber ich spürte die aufgestaute Frustration einer Mutter nach einem langen,
anstrengenden Tag.
    Ich holte eine von Alissas Karten
heraus und reichte sie ihr. »Ich möchte Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    Sie

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