Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
habe Sie beobachtet, seit Sie
hereinkamen. Ich habe Sie sofort durchschaut, als Sie sich an die Bar setzten.
Sie sind keine Polizistin, dafür sind Sie zu raffiniert. Ich würde Sie für eine
Detektivin halten.«
    Es ärgerte mich, daß er mich so schnell
durchschaut hatte, aber ich mußte lächeln. »Und was sind Sie — ein ehemaliger
Bulle oder ein ehemaliger Detektiv?«
    »Bulle. San José.« Er grinste und
streckte mir über die Theke seine große Hand entgegen. »Ich heiße Walt
Griscom.« Als er meine Hand losließ, verschwand sein Lächeln. »Ich mag es
nicht, wenn in meinem Lokal Dinge vorgehen, die ich nicht verstehe. Es wäre
besser, wenn Sie mir sagten, warum Sie hier sind, was hier los ist?«
    Ich zögerte. Ein ehemaliger Polizist in
einer Kleinstadt wußte vermutlich eine Menge über seine Freunde und Nachbarn.
Der Fall, der mich hierhergeführt hatte, interessierte ihn vielleicht so sehr,
daß er mir helfen wollte. Aber es lag ihm wahrscheinlich auch recht viel an
dieser Gemeinde, und er wollte sicher keinen Ärger.
    Walt Griscom beobachtete mein Gesicht,
dann holte er sich selbst ein Bier. Er kam um die Theke herum und setzte sich
neben mich auf einen Stuhl. »Hören Sie«, sagte er, »vielleicht habe ich mich
ungeschickt ausgedrückt. Ich möchte Ihnen etwas über mich erzählen. Dies Lokal
gehörte meinem Vater. Er hat es während der Depression eröffnet, zu einer Zeit,
als niemand, der bei Verstand war, eine Bar in einer Kleinstadt aufmachte. Er
ließ die Rancher und ihre Arbeiter, denen es schlecht ging, anschreiben. Und
als die Lage sich besserte, haben sie es ihm gedankt und sind treue Kunden
geworden. Ich dachte, daß so ein Leben für mich nicht gut genug wäre, deshalb
zog ich nach San José und wurde Polizist. Als die Yuppies dann in der Abteilung
den Ton angaben, habe ich mich pensionieren lassen und bin heimgekehrt.«
    Griscom hielt inne, um einen kräftigen
Schluck aus seiner Flasche zu nehmen, und kassierte dann bei einem Paar, das
gehen wollte. Er steckte die Scheine in die Tasche und erzählte weiter.
    »Was ich damit sagen will, ist, daß ich
die Leute in diesem Tal achte. Ich lebe gern hier und möchte nicht, daß die
Leute hier Schwierigkeiten kriegen. Andererseits achte ich das Gesetz. Ich will
auch nicht, daß hier etwas Gesetzwidriges passiert — so daß ich mir womöglich
wünschen müßte, nicht hierher zurückgekommen zu sein. Wenn Sie also etwas
untersuchen, von dem ich wissen sollte, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie es mir
sagen würden.«
    Er war ein gerissener alter Fuchs, aber
ich mochte ihn. So erzählte ich ihm alles, sogar meinen richtigen Namen. Das
war riskant, aber meine Instinkte hatten wieder einmal recht. Denn als ich
fertig war, erzählte er mir eine Geschichte.
     
     
     

12
     
    Während ich am folgenden Abend darauf
wartete, daß Frank Wilkonsons Ranchero am Westtor der Burning Oak Ranch
auftauchte, hatte ich genug Zeit zu überdenken, was Walt Griscom mir erzählt
hatte und was Rae mir an diesem Morgen um 8.30 Uhr am Telefon berichtet hatte.
    Das Telefon hatte mich aufgeweckt, und
als ich mich meldete, hatte ich das Gefühl, Haare auf meiner Zunge zu haben — eine
Folge der Brandys, die ich nach einigen Bieren noch mit dem Barbesitzer
getrunken hatte. Raes Stimme klang frisch und munter, und ich bedauerte fast,
ihr Selbstvertrauen durch die zusätzlichen Aufgaben so gestärkt zu haben; in
meinem gegenwärtigen Zustand wäre Sie mir etwas kleinlauter erheblich lieber
gewesen.
    »Was ist los? Du klingst richtig
ekelhaft.«
    Ich überhörte die Frage. »Was gibt’s
denn?«
    »Nun reiß mir nicht gleich den Kopf
ab!«
    »Es tut mir leid — ich habe einen
Kater.«
    »Du amüsierst dich wohl gut in
Hollister! Also, ich habe Alissa Hernandez erreicht, und sie hat die
Informationen über Frank Wilkonson abgerufen.« Raes Ton wurde sachlich. »Die
Police läuft auf seinen Namen, es gibt keine Aufzeichnungen über eine
Angestelltenpolice für die Burning Oak Ranch.«
    Ein weiterer Schlag gegen Wilkonsons
Glaubhaftigkeit.
    »Der Kerl ist ein miserabler
Autofahrer«, fuhr Rae fort. »Oder vielleicht flippt er auch nur aus, wenn er in
eine unbekannte Gegend gerät. Nichts Schlimmes, aber er hat während der letzten
zwei Jahre ein paar Stoßstangen angefahren, und das immer in verschiedenen
Gegenden.«
    Ich setzte mich auf, griff nach dem
Kuli und dem Notizblock auf meinem Nachttisch und stopfte mir ein Kissen in den
Rücken. »Gib sie mir alle durch — mit Ort

Weitere Kostenlose Bücher