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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Hand
unter die Haare und legte sie um mein Ohr, so daß es so aussah, als ob ich bloß
meinen Kopf aufstützte.
    »...Scheiße, Mann, der macht sich
selbst verrückt. Der Alkohol hilft ihm auch nicht weiter, vor allem nicht bei
der Menge, die er schluckt.«
    Sprachen sie über Wilkonson? Jane hatte
nichts davon gesagt, daß er trank.
    »Aber du mußt zugeben, der junge Harlan
hat die Zügel in der Hand.«
    Der junge Harlan? Hal Johnstone?
    »Ja. Tolle Erziehung, schicke Autos und
so, aber der Junge kennt sich mit der Ranch aus.«
    Ja, Hal Johnstone.
    »Das hatte ich nicht erwartet, als er
auf dieses College im Osten ging, anstatt auf eine von den guten
Landwirtschaftsschulen wie Davis in Kalifornien. Aber der Junge hält sich
wacker, auch wenn der Alte so stockbesoffen ist, daß er sich nicht mehr ums
Geschäft kümmern kann.«
    Dann war also Harlan Johnstone sen.
derjenige, der seine Sorgen im Alkohol ertränkte.
    Einer der Männer lachte mitleidig. »So
eine Frau kann einen ganz schön fertigmachen.«
    »Ja, klar. Aber komisch ist es schon.
Irene ist doch schon mehr als zwei Jahre weg. Und die Scheidung ist endgültig.
Irene war eine tolle Frau. Hat auf alle Ansprüche auf seinen Besitz verzichtet.
Warum fängt er dann jetzt mit dem Trinken an?«
    »Du darfst nicht vergessen, daß Irene
nicht Harlans erste Frau war. Wenn ein Mann in seinem Alter so ein junges Ding
verliert...«
    »So jung war sie gar nicht.«
    »Ende Dreißig, würde ich sagen, und er
immerhin an die sechzig.«
    »In dem Alter sollte man eigentlich
klüger sein.«
    Schweigen. Ein Seufzer. »Als ob einer
von uns schon je klüger gewesen wäre.«
    Wieder Schweigen.
    »Aber keiner von uns hat eine solche
Ranch wie Harlan. Der Mann hat eine Menge zu verlieren, wenn es mit der Burning
O. bergab geht.«
    »Aber der Junge macht sich gut. Und mit
diesem Wilkonson haben sie einen verdammt guten Ranchleiter...«
    »Hör mir bloß mit diesem Hundesohn
auf!«
    Ich lehnte mich weiter nach rechts und
bemühte mich, meine Ohren gegen »die Ballade von Pancho und Lefty« zu
verschließen.
    »Hast du Ärger mit Wilkonson?«
    Wieder Schweigen.
    »Nun?«
    »Ich will nur soviel sagen: Es gefällt
mir nicht, was er auf der Burning O. gemacht hat. Dabei wollen wir es belassen.
Und nun sollte ich meinen Hintern besser in Bewegung setzen. Die Madame hat
versprochen, mir ein paar Steaks zu grillen.«
    Die drei Männer tranken ihr Bier aus,
zahlten ihre Rechnung und verließen unter den Wiedersehensrufen der anderen
Gäste das Lokal. Ich beobachtete sie auf ihrem Weg zur Tür und wünschte, ich
könnte die Stimmen, die ich gehört hatte, mit den jeweiligen Sprechern
zusammenbringen. Außerdem wäre ich froh gewesen, wenn der letzte Sprecher ein
bißchen mehr über seine Aversion gegen Wilkonson gesagt hätte.
    Ihre Stühle wurden bald von einem
Pärchen in Jeans und Westernhemden eingenommen. Sie sprachen über die jüngere
Schwester der Frau, die »verrückt spielte«. Offensichtlich hatten sie schon
einiges getrunken, denn der Mann sagte immer wieder mit monotoner Stimme: »Wir
müssen etwas mit deiner Schwester unternehmen, Patty. Wir müssen etwas unternehmen.«
    Der Typ links von mir, den ich im
Geiste »Segelohr« nannte, hatte schnell hintereinander drei Bier getrunken und
war nun auf Bourbon umgestiegen. Der interessierte Ausdruck auf den Gesichtern
der Cowgirls schien eingefroren zu sein. Nach einigen Minuten wechselten sie
einen entnervten Blick, gaben dem Barkeeper ein Zeichen und bestellten
Hühnchen, die sie an einem gerade frei gewordenen Tisch serviert haben wollten.
Ein Mann und eine Frau übernahmen sofort ihre Stühle. Sie saßen eng
aneinandergelehnt und lächelten sich verliebt an. »Segelohr« warf ihnen einen
giftigen, neiderfüllten Blick zu, den keiner der beiden wahrnahm.
    Der Barkeeper blieb vor mir stehen und
sah fragend auf meine leere Bierflasche. Ich nickte und dachte über die Lage
auf Burning Oak nach. Was ich gehört hatte, erklärte vielleicht, warum Jane
Wilkonson die Ranch »einen traurigen Ort« genannt hatte.
    »Segelohr« seufzte tief.
    Ich ignorierte ihn, nahm die Flasche
Bud und schob Geld über die mit Alterspatina überzogene Theke.
    »Segelohr« sagte: »Oh, Gott, was soll
ich nur ohne sie tun?«
    Ich dachte: Oh, Gott, laß mich in Frieden.
    »Segelohr« sagte: »Entschuldigen Sie.
Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sind Sie neu in der Gegend?«
    Nun seufzte ich tief und drehte
mich zu ihm um. Von vorne standen seine Ohren noch

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