Dieser Sonntag hat's in sich
und Datum.«
Das tat sie dann. Im August des
Vorjahres hatte er einen Unfall in Südkalifornien — in Orange County — und dann
noch einen im September. Ende September baute er den nächsten in Los Angeles.
Im August dieses Jahres war er auf dem Bayshore Freeway, etwa dreißig Kilometer
südlich von San Francisco, auf einen anderen Wagen aufgefahren. Und erst
kürzlich hatte es auch noch einen Vorfall in der Stadt selbst gegeben.
Ich bat Rae am Apparat zu bleiben und
holte mein Notizbuch aus der Tasche. Ich hatte einen dieser Kalender, die einen
Zeitraum von drei Jahren abdecken; ich schlug die Daten nach. Alle Unfälle
waren an Samstagen oder Sonntagen passiert.
Ich starrte die Liste an und fragte
mich, ob ich noch einen weiteren Besuch bei Jane Wilkonson riskieren sollte.
Ich hätte sie gerne gefragt, ob sie ihren Mann bei einer dieser Fahrten
begleitet hatte, aber ich hätte fast wetten können, daß die Antwort nein
lautete.
»Sharon?« fragte Rae.
»Ich bin noch dran. Danke für die
Informationen. Hast du Jack erreicht?«
»Ja. Er wollte gerade zum Bergsteigen
in den Yosemite-Nationalpark aufbrechen; aber er hat mir eine Kopie des
Testaments gegeben.«
Ich lächelte schwach. Bergsteigen war
die Beschäftigung, die wir bei All Souls als Jacks »Sublimationsaktivität«
bezeichneten. Er war kein besonders guter Bergsteiger, aber seine an
Besessenheit grenzende Begeisterung machte seinen Mangel an Geschicklichkeit
mehr als wett. Zum Glück kam er nie sehr weit in die Höhe. Wir waren alle
sicher, daß sich seine »Kletterwut« legen würde, sobald er genug Abstand zu
seiner Scheidung gefunden hatte.
»Sag’ mir doch bitte das Wesentliche.«
»Es ist ziemlich kompliziert. Das
meiste geht an Hilfsorganisationen für Obdachlose. Dann wird der Verkauf seines
Geschäftes geregelt, und alle möglichen Treuhandfonds eingerichtet. Es wird
festgelegt, von wem und wie diese Fonds verwaltet werden sollen. Und dann ist
da ein kleines Vermächtnis für den Kerl, der Goldring angeblich getötet haben
soll — Bob Choteau.«
»Wieviel?«
»Fünftausend.«
Warte, bis Ben Gallagher das erfährt,
dachte ich. Im Verhältnis zu Rudys Gesamtvermögen war der Betrag gering, aber
für jemanden, der obdachlos war...
»Gibt es etwas Neues über Bob Choteau?«
fragte ich.
»Heute morgen war nichts in der
Zeitung.«
»Gut... weiter.«
»Warum gut?«
»Das erkläre ich dir ein andermal.«
Es entstand eine Pause, die mir zeigte,
daß sich Rae ausgeschlossen fühlte, aber sie sagte nur: »Wie du willst. Dann
gibt es noch zwei weitere Hinterlassenschaften in der Höhe von je
fünfundzwanzigtausend Dollar. Eine an Irene Lasser, die als ›Freundin‹
bezeichnet wird, und die andere an ihre Tochter Susan Lasser. Bis zu deren
achtzehntem Lebensjahr soll das Geld treuhänderisch verwaltet werden.«
Nun, dachte ich, da haben wir die
Verbindung.
Ihren Mädchennamen hatte ich nicht
gekannt, aber der Vorname Irene war nicht so häufig. Und dieser Name hatte in
Walt Griscoms Geschichte eine wichtige Rolle gespielt.
Komisch, dachte ich, daß er nichts von
ihrer Tochter, Susan, gewußt hatte.
Was Walt mir erzählt hatte, erklärte,
warum Jane Wilkonson die Burning Oak Ranch als einen traurigen Ort bezeichnet
hatte.
Vor sieben Jahren war Harlan Johnstones
Frau nach einunddreißig Ehejahren nach langer Krankheit gestorben. Wenige
Monate später hatte Johnstone wieder geheiratet, eine Frau namens Irene, die an
der Universität von San José Gartenbau unterrichtete. Wie Johnstone seine viel
jüngere Braut — sie war dreißig, er neunundfünfzig — kennengelernt hatte, wußte
Walt nicht. Aber er sagte, daß viele Leute ihr mißtrauten und feindselig
reagierten, weil Harlan so schnell wieder heiratete. Aber die Ablehnung
schwand, als die neue Mrs. Johnstone anfing, den Grund um das Ranchhaus mit den
herrlichen, terrassenförmigen Gärten, die ich gesehen hatte, zu verschönern und
Kurse zu organisieren für die Gartenbauvereine von Hollister und Umgebung. Ihr Unterricht
für Kinder wurde ein besonders großer Erfolg, denn Irene konnte sehr gut mit
den kleinen Gärtnern umgehen.
»Sie schien wirklich kinderlieb zu
sein«, erzählte mir Walt. »Das war eigentlich schade, denn keiner von uns
konnte sich vorstellen, daß Harlan in seinem Alter noch eine zweite Familie
gründen würde.«
Das erste Anzeichen, daß die Johnstones
Schwierigkeiten hatten, zeigte sich zwei Jahre später, als sich Irene plötzlich
von all ihren Aktivitäten in
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