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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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als Lars mit ausgebreiteten Armen vor mir stand, fiel es mir schwer, zurückzulächeln. Die Kinder aus den anderen Klassen strömten an uns vorbei, Sanitäter schoben Rollstühle zu den Krankentransportern, und ich hatte mir alles so anders vorgestellt.
    »Hey, Geburtstagsjunge«, grinste Lars. »Willst du mich denn gar nicht begrüßen?«
    »Nimm erst mal deine Sonnenbrille ab, du Honk«, fauchte ich ihn an.
    Er nahm sie ab und drückte mich.
    »Alles Gute zum Geburtstag, mein Lieber.«
    »Danke«, sagte ich und griff nach meiner Jacke, die über der Tasche mit dem Sauerstoff lag. Lars setzte sich seine Sonnenbrille wieder auf, sah sich um und rieb sich schon voller Vorfreude die Hände.
    »Okay, Brüderchen. Wie ist der Plan? Wo steckt die Kleine? Wo soll die Show stattfinden?«
    »Wo ist Tamtam?«, fragte ich frustriert.
    »Die wartet draußen. Ich wollte hier erst mal die Lage checken, bevor sie die große Bühne betritt, verstehst du?«
    »Die braucht sich gar nicht auszuziehen«, winkte ich ab und ging zum Ausgang. »Der Plan ist abgeblasen.«
    Lars schnappte sich die Sauerstofftasche und lief mir hinterher.
    »Was ist passiert?«
    »Egal, erzähl ich dir später. Wo steht der BMW?«
    »Gleich da vorne. Schau mal.«
    »Geil!«
    Meine Laune besserte sich. Dann entdeckte ich Tamtam, und ich verschwendete keine Sekunde mehr damit, an meine doofe Ex zu denken.
    »Darf ich vorne sitzen?«
    »Alles, was du willst«, lachte Lars. »Es ist dein Tag. Du bist der Boss wie Rick Ross.«
    Dann kam mir ein Geistesblitz. Ich jubelte vor Freude, weil er gerade noch rechtzeitig durch meinen Kopf flog.
    »Wenn ich mir alles aussuchen darf«, sagte ich, »dann setze ich mich mit Tamtam auf die Rückbank, wir spielen Liebespaar und du bist unser Chauffeur.«
    Lars öffnete kommentarlos die hintere Wagentür und sagte: »Meine Damen und Herren, bitte steigen Sie ein.«
    Tamtam und ich klatschten ab. Ich drehte mich kurz zum Schuleingang um. Vielleicht hatte das ja gerade jemand gesehen, aber die Krankenwagen blockierten die Sicht. Egal. Lars ließ beim Anfahren den Motor aufheulen, und wir rauschten ab ins Hospiz. Viel lieber wäre ich mit unserem Raumschiff an alle anderen Orte dieser Welt geflogen, egal wohin, aber Lars meinte, das sei mit Mama so abgesprochen und an Absprachen müsse man sich halten. Ich protestierte lautstark, aber es half nichts. Lars erinnerte mich an einen Spruch, den er mir vor einigen Wochen mal sagte, als ich etwas tun sollte, worauf ich keine Lust hatte. Ins Bett gehen, oder so. Deine Mama hat immer recht, egal was sie sagt, weil sie deine Mama ist. Ich fragte ihn damals, ob das auch auf seine Mama zuträfe, und er meinte, dass diese Regel für alle lieben Mamas galt. Ich sah zu Tamtam.
    »Auch für Tamtams Mama?«
    »Frag sie doch selbst!«, grinste Lars durch den Rückspiegel.
    »Gilt das auch für deine Mama?«, fragte ich Tamtam.
    »Wir müssen uns alle an diese Regel halten, mein Schatz.«
    »Außerdem wären die Mädels aus dem Hospiz bestimmt traurig, wenn du an deinem Geburtstag nicht wenigstens für ein Stündchen bei ihnen vorbeischauen würdest. Die haben dich doch auch lieb und möchten ihre Geburtstagsdrückungen loswerden.«
    »Okay«, willigte ich zähneknirschend ein. »Eine Stunde! Dann geht’s aber sofort ins ELBE. Ich muss dringend shoppen gehen. Ihr wisst schon: Für die heißen Weiber.«
    Im Hospiz wurde ich mit lautem Applaus empfangen. Manu, Ester, Lizzi, Sabine und die nette alte Putzfrau, hatten kleine Tröten in ihren Mündern und tröteten, was das Zeug hielt. Es gab auch einen schönen Geburtstagskuchen. Wir setzten uns an den großen Tisch vor dem Kicker und plauderten. Also, die Erwachsenen stellten mir Fragen über meinen Geburtstag, und ich musste antworten. Das war langweilig. Ich bekam aber viele Geschenke. Als ich alles ausgepackt hatte, lagen auf dem Tisch Gutscheine fürs Kino und das Einkaufszentrum, jede Menge Süßigkeiten, zwei BMW-X5-Spielzeugautos und ein schwarzes T-Shirt mit einem Bild von Lars und mir vorne drauf. Ich befahl Lars, den ganzen Kram in eine Tüte zu packen. Ich glaube, ich beschimpfte ihn auch, aber genau weiß ich es nicht mehr. Die Aufregung war zu viel für mich. Der Raum begann sich zu drehen, aber da ich auf einem Stuhl saß, konnte ich es gut für mich behalten. Ich musste nur in Ruhe atmen, dann ging es schnell wieder vorbei. Ich trank einen Schluck von meiner Fanta und gab Tamtam über meine Augen heimlich das Signal, gehen zu wollen.

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