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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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ich mich, aber ich bekam keine Antwort. Sie ließ mich am leeren Grab zurück. War es für mich bestimmt? Wurde Ryans Grab jetzt zu meinem Grab? Ich begann zu zittern. Dann wurde alles schwarz, und ich wachte auf. Ohne mich lange mit dem bösen Traum aufzuhalten, kletterte ich von meinem Hochbett und knipste überall in der Wohnung die Lichter an. Helligkeit gewinnt ja gegen Dunkelheit. Zum Glück fiel mir das bei all der Angst so schnell ein. Es war noch alles dunkel, fünf Uhr morgens. Ich kuschelte mich in die Sofadecke und bewegte mich keinen Zentimeter von der Stelle. Die Deckenlampe war schön hell, und ich starrte sie so lange an, bis kleine Blitze durch meine Augen schossen. Ich rief nach Sina, aber nur ganz leise, weil ich Mama und Papa nicht wecken wollte. Sina hörte mich nicht. Ich blieb im Wohnzimmer sitzen, bis Mama wach wurde. Als sie aus ihrem Schlafzimmer kam und mich verwundert anstarrte, hatte ich keine Angst mehr.

41
    Die Stimme meines Vaters hatte sich nicht verändert. Sie klang wie vor einem Jahr, als er mich das letzte Mal angerufen hatte. »Sweet sixteen«, hörte ich ihn am anderen Ende der Welt sagen, aber mir war noch immer speiübel von letzter Nacht, weswegen mein blöder Geburtstag mir in dem Augenblick ziemlich egal war. Ich ging aus dem Flur in mein Zimmer zurück und setzte mich neben Anna. Ich wusste nicht, was ich mit ihm reden sollte. Mein Herz tat weh, und mein Bauch fühlte sich nach Kotzen an. Immerhin hatte er sich die Mühe gemacht, aus Südafrika anzurufen, also versuchte ich mich zu konzentrieren. Er erzählte von Milo, meinem geliebten Hund, und dass er von einer giftigen Schlange gebissen wurde und jetzt tot sei. Sachte fuhr ich mit meiner Hand über Annas Haare und fragte mich, ob Menschen und Tiere im Himmel auf unterschiedlichen Wolken wohnen. Ich blieb eine Weile traurig, weil ich die Angst fühlen konnte, die mein kleiner Jack Russell kurz vor seinem Tod gehabt haben musste. Ich hoffte, dass die Schlange schnell zugebissen hatte und dass seine Schmerzen nicht zu groß waren. Er war ein guter Hund. Nach dem Telefonat zündete ich in der Küche eine Kerze für ihn an und sprach ein kurzes Hundegebet. Mama hatte zum Glück genug Kerzen vorrätig. Anlässe gab es bei uns ja genug. Dann ging ich ins Bad, um mich im Waschbecken zu übergeben. Niemand stand hinter mir, um mich festzuhalten, also musste ich aufpassen, dass mir die Beine nicht wegsackten. Das war gar nicht so einfach, aber ich schaffte es. Rocky schlich auf leisen Pfoten durch den Flur. Er sah mich nicht. Mein Magen beruhigte sich wieder, und ich putzte mir schnell die Zähne, damit ich das hinter mir hatte. Ich hasse Zähneputzen.
    »Guten Morgen, mein Engel«, hörte ich Mamas Stimme plötzlich neben mir. »Alles gut bei dir?«
    Kurz überlegte ich, etwas zu sagen, aber was hätte das schon geändert? Ich nickte erschöpft und stellte meine Zahnbürste zurück in den Becher. Mama nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss auf die Wange.
    »Happy Birthday, Sonnenschein. Endlich bist du sechzehn. Hab dich sooooo lieb.«
    Als sie mit der Geburtstagsknuddelei fertig war, atmete ich tief ein, was ein bisschen brannte und sagte: »Also ehrlich, Mama. Wo ist deine gute Erziehung geblieben? Tauchst hier einfach ohne Geschenke auf. Aber ich verzeihe dir. Ausnahmsweise.«
    Papa kam zu uns ins Bad. Mama und er lachten eine Runde zusammen. Ich nicht, weil es ja mein eigener Witz war. Wir nahmen uns zu dritt in den Arm, und jeder sagte dem anderen, wie lieb er ihn hatte. Das war schön. So wurde es doch noch ein guter Start in den Tag. Auch wenn ich mich, wie immer, beeilen musste, um nicht den Bus zu verpassen.

    Mein Racheplan ging voll in die Hose. Dabei hatte ich mich so sehr darauf gefreut, in ihr verdutztes Gesicht zu gucken. Das Problem war nur: Layla kam an diesem Tag nicht in die Schule. Zuerst dachte ich, sie verstecke sich nur vor mir, weil sie vielleicht eine Vorahnung hatte. In jeder Pause suchte ich nach ihr, aber sie war wirklich nirgends zu finden. Ihre besten Freundinnen sah ich einige Male, sie nie. Mein erster Impuls war, mich nach ihr zu erkundigen, weil ich begann, mir Sorgen zu machen. Auch wenn sie ein hinterlistiger Drachen war, so hatte ich sie tief in meinem Herzen immer noch lieb. Aber dann erinnerte ich mich an die Drohung ihrer Clique, und weil ich nicht verprügelt werden wollte, ging ich zurück ins Klassenzimmer und blieb dort bis zum Schlussgong. Das trübte meine Laune natürlich, und

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