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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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Sie nickte mir komplizenhaft zu und stupste Lars unauffällig mit ihren Füßen an.
    »So, wir ziehen dann mal die Bahn«, sagte Lars nicht mal fünf Sekunden später. »Das Geburtstagskind möchte noch shoppen gehen.«
    »Ihr wisst schon«, grinste ich in die Runde. »Für die heißen Weiber.«
    Dann lachten alle. Dieses Mal lachte ich mit.
    Wir parkten das Auto im Parkhaus vom Einkaufszentrum. Tamtam war hungrig wie ein Wolf, Lars auch ein bisschen, also gingen wir direkt zum Italiener. Lars und ich waren schon oft dort gewesen, aber für Tamtam war es das erste Mal, also erklärte ich ihr alles. Weil ich Geburtstag hatte, durfte ich für alle bestellen. Für Lars gab es eine Pizza mit Mozzarella, für Tamtam Nudeln mit ekligen Muscheln und für mich natürlich einen Teller Spaghetti carbonara. Tamtam wollte zum Essen einen Weißwein trinken, aber ich erlaubte es nicht. Wenn ich keinen Alkohol trinken durfte, dann durfte sie auch nicht. Gleiche Regeln für alle. Aber sie setzte einen süßen Hundeblick auf und blinzelte mit ihren Augen, da konnte ich nicht widerstehen und erlaubte es ihr doch. Wir redeten nicht viel. Ich dachte über die Party nach und versuchte, ein paar Details aus Lars heraus zu kitzeln, aber er blieb standhaft und verriet kein Wort. Ich war zu müde, um neue Überredungsversuche zu starten und schickte Mama eine SMS. Ich schrieb: Hab dich lieb.
    Der Kellner brachte unser Essen und irgendwie schmeckte ich überhaupt keinen Unterschied. Ich meine, nichts wurde besser oder schlechter, nur weil ich plötzlich sechzehn war. Mein Herz tat immer noch genauso weh. Warum hatte ich mich die ganze Zeit nur so auf diesen Tag gefreut? In meinem Kopf waren keine Antworten zu finden. Lars probierte von meinen Spaghetti und ich von seiner Pizza. Von Tamtams Muschelnudeln probierte niemand.
    »Darf ich aufstehen?«
    »Was ist mit deinem Essen?«, fragte Lars.
    »Kann nicht mehr«, sagte ich.
    »Und wo willst du hin?«
    »Friseur. Bitte, darf ich?«
    Mein Friseurladen lag schräg gegenüber, direkt am Übergang zum Parkhaus. Lars fuhr mir prüfend durch die Haare.
    »Friseur ist eine gute Idee«, sagte er und biss wieder von seiner Pizza ab.
    »Darf ich alleine gehen? Ich bin ja schließlich jetzt sechzehn.«
    Tamtam fing an zu kichern.
    »Aber nimm dein Handy mit«, sagte Lars mit strengem Blick.
    Ich strahlte.
    »Und wenn was ist, rufst du an.«
    Ich nickte.
    »Was ist mit der Sauerstoffflasche?«
    »Das Scheißding bleibt hier. Kranksein ist was für Fünfzehnjährige.«
    »Ach, hau schon ab.«
    Als ich den hübschen Frauen im Friseurladen von meinem Geburtstag erzählte, kamen sie sofort an, um mich zu drücken und mir durch die Haare zu streicheln. Friseurinnen lieben meine Haare, weil sie so schön leuchten. Alle kümmerten sich nur noch um mich, als gäbe es niemanden anderen mehr. Meine Lieblingsfriseurin nannte mich sogar ihren kleinen Prinzen. Das war so schön. Für einen kurzen Moment hörte mein Herz auf, weh zu tun. Es schlug einfach nur, so, wie ein gesundes Herz es tun würde. Sechzehn zu sein war doch nicht so übel. Dann holten Lars und Tamtam mich auch schon ab, und es ging weiter im Programm: Klamotten shoppen!
    Lars bekam aber eine Auszeit. Erstens war sein Geschmack nicht der allerbeste, und zweitens machte es mehr Spaß, mit einem Mädchen shoppen zu gehen. Und zwar alleine! Ich erlaubte Lars, auf der Bank in der Umkleidekabine Platz zu nehmen und auf unsere Taschen aufzupassen, während wir uns in dem Kaufhaus umsahen. Wir kamen mit einem riesigen Kleiderstapel zurück, und es war ein bisschen wie bei einer Modenschau. Am Ende entschieden wir uns für eine dunkelgraue Jeans und ein schwarzes Sakko. Lars machte sich Sorgen, weil ich seit Weihnachten schon mehr als eine Konfektionsgröße abgenommen hatte. Mir war das auch aufgefallen, da ich schon am letzten Loch meines Gürtels angekommen war.
    »Scheiß drauf«, sagte ich und stellte mich mit Tamtam an der Kasse an.
    Lars blieb noch ein paar Sekunden auf der Bank sitzen, kam aber nach, als er sah, dass wir gleich an der Reihe waren.
    »Okay, Daniel, wie machen wir das mit dem Bezahlen?«, fragte er.
    »Du bezahlst«, sagte ich.
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil du immer bezahlst.«
    »Tamtam schenkt dir das Sakko zum Geburtstag, stimmt’s?«
    Ich nickte.
    »Es bleibt also nur die Hose übrig. Pass auf, ich mache dir folgenden Vorschlag: Du hast doch vorhin im Hospiz einen Gutschein über zehn Euro bekommen. Den gibst du dazu, und

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