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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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schön, wie er schöner kaum sein konnte. Er spielte in Berlin und handelte von der großen Liebe. Es gab ein Happy End und eine Hochzeit und alle Schauspieler verliebten sich. Sogar Fred, der Rottweiler, bekam eine Hundedame ab. Nach dem Kino fragte ich Lars, ob wir noch in eine Bar gehen könnten, um heiße Weiber abzuschleppen, aber er entschied, sofort mit dem Bus nach Hause zu fahren, weil meine Lippen schon dunkellila waren.
    »Wir finden für uns auch noch zwei Mädchen, die wir lieb haben können«, sagte ich zu Lars, der mich wegen meiner Gesichtsfarbe ganz besorgt ansah.
    »Ganz bestimmt«, sagte er und nahm mich in den Arm. »Aber nicht heute.«
    Am nächsten Morgen sprach Mama kaum ein Wort mit mir. Lars kam in Boxershorts und mit müden Augen zu uns in die Küche und gab mir gähnend einen High-Five. Zu Mama sagte er: »Good Morning, Señorita.«
    Mama, die nach dem Aufstehen schnell in ihren Morgenmantel geschlüpft war, grummelte nur und goss sich einen Kaffee ein.
    »Na, hier ist ja ’ne Bombenstimmung«, lachte Lars und trank sein Glas Wasser in einem Zug aus.
    »Da kannst du dich bei Daniel bedanken«, sagte Mama und Lars schaute mich fragend an. Ich hob die Arme und sagte: »Ich hab nix gemacht.«
    Lars guckte wieder zu Mama: »Kann mir mal einer verraten, was los ist?«
    »Ich hätte ihn gestern umbringen können«, sagte Mama und zeigte auf mich.
    »Dann bring mich doch um«, äffte ich zurück.
    »Der Knirps war doch gestern den ganzen Tag mit mir unterwegs«, sagte Lars, um mich zu verteidigen.
    »Er hat mir gestern Abend auf dem Konzert ständig SMS geschickt. Er hat mir keine Ruhe gelassen. Alle fünf Minuten kam was von ihm. Und nur Blödsinn.«
    Lars sah mich an, dann sagte er zu Mama: »Wie wär’s mit Handy ausschalten?«
    »Das schaffe ich nicht. Wenn was passiert, dann muss ich doch … Was mich nur ärgert, ist, dass Daniel mir überhaupt nichts gönnt. Hauptsache alles dreht sich um ihn.«
    »Ach, er wollte dir bestimmt nur erzählen, was er für einen schönen Abend hatte.«
    »Du kennst meinen Jungen nicht«, lachte Mama gequält, und ich umklammerte ihr Bein und machte stöhnende Affengeräusche.
    »Oh, Mann! Ist ja wie im Dschungelcamp bei euch«, grinste Lars und verschwand im Gästezimmer, um seinen Koffer zu packen.

    Der Abschied fiel mir unendlich schwer. Mama und ich brachten Lars mit der S-Bahn noch bis zum Hauptbahnhof. Er sagte, dass ich ihn ab sofort Tag und Nacht anrufen könne, wenn mir etwas auf dem Herzen läge, oder auch einfach nur so, um zu quatschen.
    »Versprochen?«, fragte ich.
    »Versprochen«, lächelte er.
    »Darf ich auch dein Facebook-Freund werden?«, fragte ich.
    Lars lachte, drückte mich fest an sich und sagte: »Klaro.«
    Ich ließ ihn nicht mehr los, aber dann musste ich leider, weil der Zug einfuhr. Ich hatte so sehr gehofft, dass er sich verspätete, oder noch besser, dass alle Züge nach Berlin für immer ausfielen, aber dieser blöde ICE war auf die Minute pünktlich.

Schreckliche Stunden im »Todeshaus«. Zum Glück ist Mama da.   

9
    In der Schule lief alles wie immer. Die ersten beiden Stunden hatte ich schon geschafft. Ich stand in der Mitte des Pausenhofs und schaute in den Himmel. Er war klar und schön hellblau, ganz ohne Wolken. Die Sonne schien so warm, dass ich meine Jacke oben am Haken lassen durfte. Wie lange ich dort stand, weiß ich nicht mehr, weil ich ja kein Zeitgefühl besitze. Ich kann zwischen einer Minute und einer Stunde nicht unterscheiden. Für mich fühlt sich die Zeit immer gleich an. Zum Glück gibt es den Pausengong, sonst würde ich wahrscheinlich gar nicht mehr ins Klassenzimmer zurückkehren. Als ich so in den Himmel blickte, und die Sonne auf mich herab schien, spürte ich einen tiefen Frieden in meinem Herzen. Es war Maike. Es war ihr Lächeln. Es waren ihre Sonnenstrahlen, die sie auf die Erde schickte. Nur für mich.
    Als der Schulbus mich zu Hause absetzte, winkte mir Mama schon vom Küchenfenster zu. Sie hatte mir eine Hühnersuppe gekocht und brachte sie in mein Zimmer.
    »Was ist denn?«, fragte ich sie, denn sie starrte mich so komisch an.
    »Martin hat dich wirklich sehr lieb«, sagte sie.
    Ihre Hände hatte sie wie diese buddhistischen Mönche zusammengefaltet. Mir sauste das Geräusch durch den Kopf, das sie beim Beten immer machen – ohmm – und fand das so witzig, dass ich mich fast an einem Stück Hühnchen verschluckte.
    »Ich weiß, manchmal ist er wie ein Vulkan, der einfach so

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