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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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hätte große Angst gehabt«, sagte ich und wollte schnell ins Bett, mich an Muh kuscheln.
    »Wenn dir alles scheißegal ist, machst du automatisch verrückte Dinge, jenseits von Gut und Böse. Dein Leben wird zum Russischen Roulette, Ausgang ungewiss. Wenn du aber versuchst, die Welt wieder so zu sehen, wie ein Kind sie sieht, dann reicht der Anblick eines kleinen bunten Schmetterlings, um Tränen der Entzückung in dir auszulösen und dein Leben beginnt von vorne.«
    »Ich mag Schmetterlinge«, sagte ich.
    Lars lachte und sagte: »Ich auch. Sehr sogar. Weißt du, ich habe die ganze Zeit verzweifelt nach einem Mister Miyagi gesucht, der mich an die Hand nimmt und mich seinen Zaun streichen lässt. Weißt du, was ich meine?«
    »Redest du über den alten Mann aus Japan mit den grauen Haaren aus Karate Kid ?«
    »Sehr gut«, lachte Lars. »Hätte nicht gedacht, dass du den Film kennst. Genau den meine ich.«
    »Dann weiß ich, was du meinst«, sagte ich, und Lars sagte: »Ich glaube, ich habe meinen Mister Miyagi gefunden.«
    »Wo denn?«
    »Er sitzt neben mir.«
    Ich sah aus dem Fenster, an den Häusern vorbei, hoch in den dunklen Himmel und dachte wieder an Aenne.
    »Vielleicht besteht die wahre Kunst des Lebens auch gar nicht darin, nach dem Glück zu suchen«, hörte ich Lars Stimme neben mir, »sondern einen Weg zu finden, auch die schlimmen Zeiten zu genießen.«
    Ich sah ihn nicht an, klappte den Sitz nach hinten, um mich hinzulegen, schloss die Augen und dachte: Vielleicht muss ich auch einfach nur mal Sex haben oder ein hübsches Mädchen küssen.
    Zu Lars sagte ich: »Fährst du bitte nach Hause und bringst mich ins Bett? Mir geht es nicht gut.«

14
    Da ich Muh nicht finden konnte, griff ich nach Josis Rüssel – Josi ist mein Kuscheltierelefant – und versuchte, mich nicht zu bewegen. Es tat so verdammt weh. Mein Bauch war ganz hart und aufgebläht, und jedes Mal, wenn ich in der Nähe meiner Leber nur ein bisschen Druck ausübte, fühlte es sich so an, als würde mir jemand einen Baseballschläger in den Magen rammen. Ich hätte laut schreien können, aber aus eigener Erfahrung wusste ich, dass es mir dadurch nicht bessergehen würde. Meinem Herzen waren die Schmerzen egal. Es hatte sich längst daran gewöhnt. Wenn es doch nur aufhören würde zu schlagen, dann müsste ich mir diese Gedanken nicht mehr machen, dann könnte ich …
    Lars kam herein. Er hielt eine Tasse Tee in der Hand und schaute zu mir nach oben. »Hey, Kleiner, wie geht’s dir? Schläfst du schon?«, flüsterte er.
    »Nein«, sagte ich leise und schaute von meinem Hochbett herab. Lars stellte seine Tasse auf den Schreibtisch, stieg auf den Drehstuhl, der vor meinem Schreibtisch stand, und legte sein Kinn neben mir auf der Bettkante ab, so wie Babyhunde das manchmal machen. Ich musste sofort an Milo denken, meinen geliebten Jack Russell Terrier in Südafrika. Ob er noch am Leben war? Schließlich waren schon acht Menschenjahre vergangen, seit ich ihm Lebewohl gesagt hatte.
    Wenn er noch lebte, rechnete ich im Kopf, wäre er jetzt auf jeden Fall ein Hundeopa mit vielen grauen Haaren. Vergilbte Bilder tauchten vor meinen Augen auf, wie wir im Garten hinter unserem Haus herumtobten, die Katzen aus der Nachbarschaft jagten und abends erschöpft nebeneinander auf dem großen gelben Sofa im Wohnzimmer einschliefen. Ich lief ihm immer hinterher, weil er so viel schneller war als ich. Milo war aber ziemlich schlau und wartete brav auf mich, wenn er merkte, dass ich eine Pause brauchte. Und ich brauchte viele Pausen. Dann kam er zurückgesaust, hüpfte auf mich drauf und legte seine kleine Schnauze in meine Hand. Er war wirklich ein treuer Freund, mein kleiner Milo.
    »Kannst du nicht pennen?«, fragte Lars.
    »Nein.«
    »Ist dir kalt?« Lars fragte mich das jeden Abend, wenn er hier war und fasste mir prüfend an die Stirn.
    »Ein bisschen«, hustete ich und drehte mich vorsichtig zur Seite. Eigentlich müsste er mich das nicht fragen, weil mir sowieso fast immer heiß oder kalt ist, meistens beides auf einmal, aber ich glaube, er fühlt sich dann besser. Mama macht das ja auch immer, und mein Kinderarzt, und die Frauen aus dem Hospiz, und all die Krankenschwestern. Ich habe mich daran gewöhnt, auch wenn ich nicht verstehe, warum sie es tun, denn egal, wie ich antworte, sie können ja doch nichts daran ändern. Es gibt so vieles, das ich nicht verstehe.
    »Kraulst du mich?«
    »Wie lange heute?«, lächelte Lars. Ich schaute auf seinen

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