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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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roten Bart. Wäre er ein wenig brauner, dann hätte er die gleiche Farbe wie mein Lieblingsfleck auf Milos Kopf. Moment Mal, was hatte er mich gefragt? Ich musste mich stark konzentrieren, weil meine Gedanken wieder kreuz und quer durchs Zimmer flogen. Scheiße, alles, woran ich jetzt denken konnte, waren Jack Russell Terrier. In allen Farben und Größen sprangen sie wild um mich herum. Jetzt saß Milo auch noch auf Lars Kopf, was so lustig aussah. Ich merkte, wie meine Mundwinkel immer breiter wurden, bis ich es nicht mehr verbergen konnte und leise ins Kopfkissen kicherte.
    »Na, woran denkst du?«, hörte ich Lars sagen. Oje, wie sollte ich ihm das jetzt erklären?
    »’tschuldige, Bruderherz. Hab deine Frage vergessen.«
    Lars rubbelte mir durchs Gesicht. Wir lachten jetzt beide, und ich musste gar nicht mehr so viel an meine Schmerzen denken.
    »Na, wie lange ich dich heute kraulen soll, du Schussel. Lass mich mal raten: bis du eingeschlafen bist.«
    »Ja, bis ich eingeschlafen bin.«
    »Das ist aber ganz schön lange.«
    »Ich weiß«, sagte ich und ließ Josis Rüssel los. Ganz vorsichtig richtete ich mich auf, zog das Oberteil meines Schlafanzuges aus und legte mich wieder hin. Gekrault zu werden, ist eines der schönsten Gefühle, das ich kenne. Ich könnte das stundenlang aushalten, aber Lars schafft höchstens dreißig Minuten, dann wird ihm immer der Arm schwer. Aber ich bin gut im Verhandeln, und meistens kann ich am Ende doch noch ein paar Extraminuten herausschlagen.
    »Hast du noch die Herzstiche?«
    »Ja.«
    »Hmm«, murmelte Lars und begann mich am Rücken zu kraulen. Ich bekam auf der Stelle Gänsehaut und zuckte kurz zusammen, weil es so schön kribbelte. Diese blöden Herzstiche! Musste er mich ausgerechnet jetzt an sie erinnern?
    »Sie kommen und gehen«, sagte ich schnell, »aber ich habe das Gefühl, dass sie in letzter Zeit gar nicht mehr gehen wollen.«
    »Wie schlimm sind sie jetzt? Auf einer Skala von eins bis zehn. Eins ist ganz wenig und Zehn ist superscheiße.«
    Ich überlegte kurz, zog mein Unterhemd gerade, dass Lars besser kraulen konnte, und nuschelte »So zwischen acht und neun. Kurz vor superscheiße« in mein Kopfkissen.
    »Fuck!«
    »Ich hab eine Idee«, grinste ich. »Kraul sie mir weg, großer Bruder.«
    »Du kleiner Räuber«, lachte Lars und wuschelte über meine Haare. Das mochte er sehr. Und weil er es mochte, mochte ich es auch. Dann schwiegen wir eine Weile. Lars fuhr mit seinen Fingerspitzen über meinen rechten Arm, über meine Schulter, meinen Nacken, über meinen Rücken, zurück zum Kopf, und ich dachte wieder an Milo, der es auch immer so schön fand, wenn ich sein Fell streichelte. Rocky, unsere Katze, findet das doof. Die faucht nur und fährt ihre Krallen aus. Ich kann das nicht verstehen. Ich meine, wie kann man es nicht mögen, gekrault zu werden? Dann kamen die gemeinen Stichattacken auf mein Herz zurück und rissen mich aus meinen müden Gedanken heraus. Ich rollte mich sofort zusammen, wie ein Baby, die Knie gegen meine Brust gedrückt, und hielt den Atem an. Manchmal klappte das. Luftanhalten, abwarten, vorsichtig einatmen. Die Chance, dass sie verschwanden und wieder »normal schlimm« wurden, belief sich auf fünfzig Prozent. Dass in dieser Haltung meine Bauchschmerzen heftiger wurden, nahm ich hin. Was sollte ich denn machen? Ich kniff die Augen fest zusammen, zählte bis vier und atmete leise aus. Der Moment des ersten Einatmens nach diesen Angriffen war immer der schlimmste. Ich bereitete mich schon darauf vor, dass Lars gleich den Notarzt rufen würde, weil Mama und Papa ja noch weg waren, aber als ich wieder Luft in meinen Lungen spürte und mein Herz das Einatmen aushielt, entkrampften sich meine restlichen Muskeln und ich hustete erleichtert in mein Kopfkissen. Lars stand immer noch auf dem Stuhl und kraulte meinen Kopf. Er blieb ruhig, fragte, ob ich Sauerstoff bräuchte, was ich nicht wollte, und tippelte mit seinen Fingern wie ein Vogel über meinen Rücken.
    »Alles klar?«
    Ich nickte nur.
    »Versuch dich zu entspannen. Dein Herz braucht Erholung. Vielleicht war doch alles ein bisschen viel heute?«
    Er sprang kurz vom Stuhl, um etwas von seinem Tee zu trinken, war aber sofort wieder oben bei mir.
    »Lass mich dir eine kleine Geschichte erzählen, okay?«
    Ich nickte wieder.
    »Es ist die Geschichte von einem alten Herzen mit vielen Narben.«
    Ich sah Lars verwirrt an und fragte: »Ist es eine schöne oder traurige Geschichte?«
    »Beides,

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