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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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Als Lars mir die geilen Klamotten aus Berlin mitbrachte, sagte ich ihm ins Gesicht, dass ich die Jacke hässlich finde, obwohl das gar nicht stimmte. Und anstatt mich zu bedanken, fing ich an, meine Spielkarten zu zählen. Ich merke in diesen Momenten auch, dass an der Situation gerade etwas nicht richtig ist, kann aber nichts dagegen tun. Wenn ich etwas schlecht rede, habe ich Ruhe in meinem Kopf. Ich weiß auch nicht, warum das so ist.

27
    Hamburg war weiß und voller Schnee. Der Schulbus benötigte deswegen eine halbe Stunde länger als sonst, um mich nach Hause zu bringen. Als ich um 15.23 Uhr die Haustür aufschloss, begrüßte mich Sina mit einem leisen Miau. Sie kann noch nicht so laut miauen wie Rocky, weil sie ja noch ein Katzenbaby ist. Mama stand im Flur und schaute mich aufgeregt an. Sie telefonierte gerade mit einem meiner Ärzte. Das erkannte ich sofort, weil Mama immer sehr aufgeregt ist und sich ständig verspricht, wenn sie mit Ärzten redet. Ich stellte meine Tasche mit der Sauerstoffflasche neben meinen Kleiderschrank, aber Mama rief mir sofort zu: »Du brauchst dich gar nicht ausziehen. Wir fahren gleich weiter zum Doktor. Deine Blutergebnisse sind da. Sie wissen jetzt, warum du so starke Bauch- und Lungenschmerzen hast.«
    Na endlich, dachte ich und zog meine Jacke, weil es mir ganz schön warm wurde, aus. Und dennoch, wie oft hatte ich diesen Spruch schon gehört! Irgendwie war es mir auch egal. Solange die Ärzte mir nichts geben können, was mich gesund macht oder wenigstens die Schmerzen lindert, können sie sich ihre tollen Diagnosen in den Allerwertesten schieben. Ist doch so. Ich nahm die kleine Sina auf den Arm, die an meiner Hose kratzte und gab ihr einen Kuss auf die Nase.
    »Hey Mäuschen, drückst du mir die Daumen? Vielleicht wird heute ja alles anders, und sie können mir wirklich helfen. Na, was sagst du dazu?«
    Sie schnurrte und rieb ihren Kopf gegen meinen.

    Meine neue Diagnose lautete: Vorstadium zu einer Embolie. Irgendwas mit Mycoplasma-Infection, aber Mama konnte sich den Ausdruck nicht so genau merken, weil sie sich darauf konzentrierte, was das für Auswirkungen für mich hatte. Das war wichtiger. Als wir in dem Arztzimmer saßen, dachte ich an Hannah aus Berlin – Tag & Nacht und saure Schnüre. Am liebsten mag ich die grünen, dann die gelben und dann die roten. Das sind einfach die besten! Ach ja, Diabetes hatte ich auch. Ganz ehrlich, in China hätte auch ein Sack Reis umfallen können, so scheißegal war mir das. Als ich vor einigen Wochen im Krankenhaus lag, sagten sie an einem Tag, ich hätte es, und Mama wurde kreidebleich. Am nächsten Tag kam ein anderer Arzt, und ich hörte, wie er zu ihr sagte: »Alles Quatsch, Daniel hat keinen Diabetes.« Jetzt also doch. Aber nur eine leichte Form. Mein Arzt sagte, ich müsse diese Werte alle sechs Monate kontrollieren lassen. Wenn ich das schon höre: »Alle sechs Monate.« In meiner Zeitrechnung sind das hundert Jahre. Als wir in der Apotheke standen, sagte Mama, dass ich ab sofort die stärksten Antibiotika nehmen müsse, die für Kinder erlaubt seien. Ich sah aus dem Fenster auf die Straße raus und fragte mich, ob Hannah ihrem Freund verzeihen würde. Der war nämlich mit Sophie fremdgegangen und hatte sich auch noch erwischen lassen, dieser Holzkopf.
    Am nächsten Morgen hatte ich Schmerzen im linken Bein. Es war voller Wasser. Jede Belastung tat furchtbar weh. Und ich konnte nicht atmen. Meine Lunge, mein Herz, alles hatte sich zusammengezogen, so, als würde man mich vakuumdicht verpacken. Panik stieg in mir auf. Es fühlte sich an, als würde mir jemand das Leben aussaugen wollen. Ich lag auf dem Boden meines Zimmers. So laut ich konnte, schrie ich nach Mama.
    Mama kam. Ich sagte leise: »112.«
    Mama rief den Notarzt.
    Und sie weinte.
    Wir fuhren ins Krankenhaus.
    Mit Blaulicht.
    Ich hatte eine schwere Lungenentzündung. Die Stationsschwester gab mir ein Einzelzimmer. Nicht weil ich Stammgast war oder sie es mir ganz besonders gemütlich machen wollten, auch nicht wegen Weihnachten, sondern weil sie mich isolieren mussten. Niemand durfte mich besuchen. Wenn die Krankenschwestern mich untersuchen kamen, trugen sie grüne Kittel und einen speziellen Mundschutz, damit keine Viren von draußen zu mir ins Zimmer gelangten. Mein erster Gedanke war, dass Lars kommen soll. Ihn würden sie bestimmt zu mir lassen. Aber Lars war weit weg.
    Ich sagte: »Mama, Lars soll schnell kommen.«
    Und Mama sagte: »Mein Schatz, Lars

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