Dieses heiß ersehnte Glueck
sterben, wenn ihm etwas zustieße?
»Wir haben geheiratet, weil du dachtest, es müsse so sein. Ich war bei der Hochzeit fast bewußtlos. Ich wollte unsere Ehe beenden; aber du hast mir das verweigert; also gehören wir nach dem Gesetz immer noch zusammen, und aus diesem Grund und weil mein Bruder dich verwundet hat, habe ich mich Revis’ Bande angeschlossen, um dich zu beschützen. Wenn das alles vorbei ist, denke ich, daß ich meine Schuldigkeit getan habe und dir zu nichts mehr verpflichtet bin.«
»Verpflichtet?« sagte er. »Und was ist das?« fragte er und sah an ihrem nackten Körper hinunter.
Sie lächelte kokett. »Wir Simmons-Frauen haben eine Schwäche für gutaussehende Männer. Doch mit Revis wollte ich nicht schlafen, weil ich glaube, daß es ihm Spaß macht, Frauen zu quälen.«
Er wich einen Schritt von ihr zurück. »Du bist eine verdammt kaltblütige Frau, Leah. Ich darf mich geehrt fühlen, daß du so gnädig warst, mich nicht verbluten zu lassen, als dein Bruder mich anschoß.«
Sie konnte ihm nicht darauf antworten, weil sie Mühe hatte, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie sehnte sich danach, ihm zu sagen, daß sie ihn liebe, und von ihm zu hören, daß er ihre Liebe erwidere. Aber wenn sie ihm dieses Geständnis machte, würde er sie vermutlich nur auslachen und sagen, daß eine Frau aus ihrem Milieu schlecht beraten wäre, wenn sie einen Mann aus seinen Kreisen nicht lieben würde. Nein, es war besser, sie verleugnete ihr Herz und behielt ihren Stolz!
»Ich muß jetzt gehen«, sagte sie abrupt, drehte sich um und zog sich rasch an.
»Ja, geh nur«, sagte er und entfernte sich.
Nun konnte Leah ihren Tränen freien Lauf lassen. Das zarte Band zwischen ihnen war wieder gerissen.
Kapitel 22
Leah fand nur wenig Schlaf in dieser Nacht, dafür um so mehr Tränen, und sie fühlte sich so elend, daß auch Verity, von ihrem leisen Schluchzen angesteckt, zu wimmern begann. Sie wünschte sich, daß sie Wesley Stanford nie begegnet wäre. Hätte sie doch damals auf ihre Schwester gehört und wäre nach Hause gegangen, statt sich ihm wie ein ausgehungertes Tier an den Hals zu werfen! Dann würde sie jetzt nicht in dieser Räuberhöhle hausen müssen, oder müsse splitternackt auf einem Baum herumturnen und eine Närrin aus sich machen. Oh, wenn sie doch nicht immer daran denken müßte, wie sie in den starken Armen des Mannes gelegen hatte, den sie liebte!
»Verdammt!« sagte sie laut, während sie die Decken zurückwarf und von Verity wegrollte. »Es ist Zeit zum Aufstehen. Und heute hilfst du mir beim Kochen«, setzte sie, einem Impuls folgend, hinzu. Vielleicht würde Verity durch die Arbeit etwas von ihrer Selbstachtung zurückgewinnen.
Während sie das Frühstück zubereitete, kam Wesley in die Hütte, redete aber kein Wort mit ihr. Er schien ihr so kalt zu sein, daß sich ein Hauch von Frost im Raum ausbreitete.
»Was möchten Sie zum Frühstück, Mr. Armstrong?« fragte sie.
»Von Ihnen gar nichts«, gab Wesley gereizt zurück, als Revis von draußen hereinkam.
Leah sah, wie Revis die Stirn runzelte. Offenbar kam ihm Wesleys Verhalten verdächtig vor. »Mr. Armstrong sollte sich an Ihnen ein Beispiel nehmen, Revis«, sagte sie rasch, während sie eine .Platte mit gebratenen Speckscheiben auf den Tisch stellte. »Er glaubte, ich sei für jeden zu haben, und nimmt mir übel, daß es nicht so ist. Das Frühstück ist fertig.«
Als die Männer ihr Frühstück verzehrten, bemerkte Leah, wie Revis zweimal lauernd Wesley beobachtete. Um Revis abzulenken, lehnte sie sich über seine Schulter, als sie die Schüssel mit den gebratenen Eiern auf den Tisch stellte. Revis mußte jedem Mann mißtrauen, der ihm sein Territorium streitig machte, und er würde Wesley um so mehr hassen, wenn er annehmen mußte, der Neuling habe dort Erfolg gehabt, wo er gescheitert war.
»Wann willst du das Ding drehen, Armstrong?« fragte Revis.
»Morgen früh! Wenn die Wagen ungefähr vier Meilen von hier entfernt auf dem Trail sind.«
»Und wie kannst du so genau wissen, wie schnell die Wagen vorankommen?«
»Das habe ich mir eben so ausgerechnet«, war alles, was Wesley darauf antwortete.
Später, als Leah und Verity den Frühstückstisch abräumten, trat Abe zu seiner Schwester.
»Ihr beiden habt euch gestritten?« zischte er ihr ins Ohr.
»Revis und ich?« erwiderte sie, als würde sie ihn nicht verstehen.
»Nein, du und dieser Stanford natürlich! Ihr beiden habt euch die ganze Zeit mit den Augen
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