Dieses heiß ersehnte Glueck
sah, wie sie sich an seine Worte erinnerte: Er könne es nicht ertragen, in diesem Haus zu schlafen, weil er statt mit Kim mit ihr darin wohnen müsse . . .
Sie bestiegen wieder ihre Pferde, und als sie den Hügel hinunterritten, kamen drei Hunde auf sie zu, um sie zu begrüßen. Oliver Stark trat mit hochgerollten Hemdsärmeln aus einem Stallgebäude.
»Ich bin froh, daß ihr da seid! Ein Pferd fohlt im Stall. Es ist eine Steißlage. Verstehst du etwas von solchen Sachen?«
Wes sprang von seinem Pferd herunter. »Das Haus gehört dir, Leah!« rief er über die Schulter, ehe er mit Oliver zum Pferdestall hinüberlief.
Einen Moment lang verharrte Leah im Sattel und betrachtete das Blockhaus mit der breiten Veranda unter dem säulengestützten Vordach. Ihr eigenes Haus, das sie mit ihrem Mann bewohnen sollte! In Virginia hatte sie monatelang von diesem Augenblick geträumt. Sie hatte gehofft, daß Wes sie lieben und über die Schwelle ins Haus tragen würde, daß sie das Bild eines glücklichen Brautpaares abgeben würden . ..
Doch die Wirklichkeit sah anders aus. Sie würde das Haus allein betreten müssen. Wes war weit entfernt davon, seine Frau zu lieben.
»Guten Morgen!«
»Guten Morgen.«
Leah erblickte links und rechts neben ihrem Pferd zwei große, kräftige Jünglinge mit brünetten hübschen Gesichtem und blitzenden blauen Augen. Sie mochten siebzehn Jahre alt sein und sahen sich zum Verwechseln ähnlich.
»Ich heiße Slade«, sagte der eine der Zwillinge mit zwinkernden Augen.
»Und ich bin Cord Macalister«, sagte der andere. »Willkommen auf der Farm!« »Wir arbeiten für Wes. Tatsächlich kommen wir mit der Arbeit viel besser voran, wenn er nicht da ist«, sagte Slade.
»Wes hat die lästige Angewohnheit, sich ständig in unsere Arbeit einzumischen. Sollen wir Ihnen das Haus zeigen?«
»Oder die Felder? Oder die Stadt? Sweetbriar macht zwar nicht viel her; aber mit was Besserem können wir leider nicht aufwarten.«
»Kann ich Ihnen vom Pferd helfen?«
»Ich helfe Ihnen auch beim Absteigen.«
»Moment!« rief Leah lachend. »Ihr redet so schnell, daß ich gar nicht mitkomme. Ja, Ihr dürft mir gern aus dem Sattel helfen, und ja, ich würde auch gern das Haus besichtigen. Aber nicht die Stadt, jedenfalls nicht schon heute.«
Cord ging um das Pferd herum und stellte sich neben seinen Bruder. Die beiden waren tatsächlich nicht voneinander zu unterscheiden.
»Gestatten Sie?« sagte Slade, ihr die Arme entgegenstreckend.
»Erlauben Sie?« sagte Cord und hob ebenfalls die Arme.
Ihre Fröhlichkeit wirkte ansteckend. Leah ließ sich von den beiden jungen Männern vom Pferd heben. Sie erledigten das mit so viel Anstand, als seien sie gewohnt, täglich zu zweit jungen Damen aus den Sätteln zu helfen.
»Es ist nicht viel«, sagte Cord. Oder war es Slade?
»Aber wir taten unser Bestes! Justin hat uns so viel von Ihnen erzählt, daß wir Ihnen das Haus hübsch machen wollten.«
»Bud und Cal hatten auch einiges über Sie zu berichten.«
»Ihr habt die beiden kennengelernt? Sind sie in Sicherheit?«
»Sicherheit!« schnaubte Slade. »Zuerst glaubten wir, es wären Zuchtbullen, und wollten sie auf die Weide treiben. Aber seit sie dieses Mißverständnis aufgeklärt haben, scheint es ihnen ganz gutzugehen.«
Lachend öffneten sie für Leah die Tür der Blockhütte.
»Moment — werden Bräute, wenn sie in ihr neues Haus ziehen, nicht über die Schwelle getragen?« fragte Slade.
»Ja, aber von ihren Männern«, sagte eine tiefe Stimme hinter ihnen.
Sie drehten sich alle zu Wesley um.
»Ihr beiden hättet wohl zu gern meine Frau ins Haus getragen, wie?«
»Nein, Sir«, sagten die beiden wie mit einer Stimme. »Daran hätten wir niemals gedacht.«
Lachend und kopfschüttelnd trat Wes auf die Veranda. »Fort mit Euch beiden! Ich habe Euch zum Arbeiten angeheuert, nicht zum Flirten mit meiner Frau!« rief er den beiden nach, als sie davonhuschten; aber nicht ohne vorher Leah noch einmal zuzuzwinkern.
»Nette Jungs«, sagte Leah.
»Ja«, meinte Wes schnaubend, »die Plage der Stadt! Alle Frauen von Sweetbriar haben die beiden in ihr Herz geschlossen und verwöhnen sie nach Strich und Faden. Nur ihr Vater und ich versuchen den beiden etwas Zucht beizubringen, aber nun haben wir etwas Wichtigeres zu erledigen.«
Er bückte sich und hob Leah auf seine Arme.
»Weißt du, woher diese Sitte stammt? Die alten Römer mußten sich ihre Frauen von den Nachbarn rauben und gewaltsam über die Schwelle
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