Dieses heiß ersehnte Glueck
und diesmal war es Leah egal, wo sie hinrannten.
Sie liefen, bis ihre Beine und Lungen zu kochen schienen und Leah Kim beim Arm faßte. »Wir müssen anhalten und einen Moment rasten. Wir sollten uns klarwerden, wo wir sind, und dann in die Richtung gehen, wo Sweetbriar liegt.«
»Ich weiß weder wo wir sind, noch in welcher Richtung Sweetbriar liegt«, keuchte Kim. »Du vielleicht?«
»Nicht, bis die Sonne aufgeht und wir die Himmelsrichtungen bestimmen können. Kim! Siehst du diesen schwarzen Fleck da oben? Ist das eine Höhle?«
»Ich mag keine Höhlen«, sagte Kim mit vorgeschobenem Unterkiefer.
»Aber vielleicht könnten wir uns dort verstecken, ein paar Stunden schlafen und nach Sweetbriar zurückkehren, sobald es hell ist.«
»Könnten wir uns nicht hier verstecken, statt in einer Höhle?«
»John würde uns sofort an unseren hellen Kleidern erkennen. Nein, wir müssen ein richtiges Versteck suchen. Komm, laß uns dort hinaufklettern!«
Es war nicht einfach, den steilen Hang zur Höhle hinaufzuklettern; aber sie bewältigten ihn beide in Rekordzeit. Als sie wohlbehalten am Ziel angekommen waren, lehnte sich Leah erleichtert gegen die Wand aus Kalkstein. Sie hatte Kim nicht gesagt, daß die Höhle von Bären bewohnt sein könnte, vor denen sie selbst die größte Angst hatte. Zum Glück war sie leer. Die Höhle war ungefähr drei Meter tief, viereinhalb Meter breit und über zwei Meter hoch.
Lächelnd drehte sich Leah zu Kim um. »Wir haben es geschafft!«
Doch ihr Lächeln fror ihr auf den Lippen ein, als sie von irgendwoher John Hammonds Stimme hörte.
»Jetzt sitzen sie also in der Falle —, meine dumme kleine Frau und deren törichte Freundin«, sagte er belustigt, und seine Worte hallten von den Wänden der Höhle wider, so daß man nicht erkennen konnte, aus welcher Richtung die Stimme kam und wie weit sie entfernt war. »Ich habe dir eine Chance gegeben, Kimberly. Ich hatte dich ausgesucht, weil du keine überflüssigen Skrupel zu haben schienst, Leute, die dir im Weg stehen, gewaltsam zu beseitigen.«
Kim, die sich gegen die Höhlenwand preßte, warf Leah einen raschen Blick zu.
»Aber meine Frau«, fuhr John fort, »hat mich enttäuscht! Nun liegt dein Liebhaber — o ja, ich weiß davon — tot in unserem Haus. Was für eine Tragödie, wird man in der Stadt denken, wenn die Leute dort erfahren, daß Justin und zwei Frauen in einer Nacht den Tod fanden. Und ich werde den gramgebeugten Witwer mimen müssen.«
»Hilf mir Steine sammeln«, flüsterte Leah. »Nimm jeden, den du tragen kannst, und wir machen eine Brustwehr daraus. Vielleicht können wir ihn mit Steinen eine Weile von uns fernhalten.«
Gehorsam sammelte Kim Steine und warf sie am Höhleneingang auf einen Haufen.
»Er kann nur von vorne kommen. Wenn er kommt, sehen wir ihn rechtzeitig. Und du wirfst dich platt auf die Erde, falls er auf uns schießt. Hast du mich verstanden?« fragte Leah.
Kim nickte.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und einem Revolver in jeder Hand stand John vor dem Höhleneingang. Im Mondlicht war er jetzt deutlich zu sehen.
»Jetzt!« befahl Leah, als er einen Schritt nach vom machte.
Die Frauen begannen mit beiden Händen Steine nach ihm zu werfen.
Überrascht blieb John stehen, duckte sich und stöhnte laut, nachdem ihn ein paar der Geschosse getroffen hatten. Als er das Gegenfeuer aus seinen Revolvern eröffnete, warfen sich die beiden Frauen platt auf den Boden, während die Kugeln über sie hinwegschwirrten. Doch sie hörten nicht auf, das Feuer mit Steinen zu beantworten.
Kimberly schleuderte einen faustgroßen Stein mit aller Kraft und traf ihren Mann an der Schläfe. Sofort lief ihm Blut über das Gesicht.
Wankend entfernte er sich vom Höhleneingang und verschwand dann rasch aus dem Blickfeld der beiden Frauen. »Ihr verfluchten Weiber haltet euch wohl für besonders klug, wie? Wollen doch mal sehen, wie lange ihr es dort ohne Wasser und Nahrung aushalten könnt. Wenn ihr bereit seid, euch zu ergeben, und es vorzieht, einen raschen Tod zu sterben, laßt es mich wissen. Ich warte hier!«
Kim setzte sich hinter dem Rest ihrer Brustwehr auf. »Wir werden wohl sterben müssen, nicht wahr?«
»Natürlich nicht!« gab Leah gereizt zurück. »Kim, du solltest mehr Courage haben!«
»Courage?« wiederholte Kim niedergeschlagen. »Leah, ich weiß nicht, woher du deine Hoffnung nimmst, daß ich etwas anderes sein könnte als ein Feigling. Deine Courage hat dich schon immer in Schwierigkeiten
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