Dieses heiß ersehnte Glueck
auf den Arm und sah ihn dabei flehentlich an.
»Laß mich zuerst mit Leah reden, bitte«, sagte Kim im halben Flüsterton.
Wesleys Wangenmuskeln zuckten, doch er nickte nur schweigend. Dann fragte er die Männer über Dinge aus, die seine Farm betrafen.
Verwirrt folgte Leah Kim zum Heck ihres Wagens. Etwas schien Kim schrecklich aufgebracht zu haben. »Geht es dir nicht gut, Kim?« fragte Leah besorgt.
»Wesley ist einfach gräßlich«, fauchte Kim. »Sobald er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann ihn niemand und nichts mehr davon abbringen.«
Leah mochte nicht glauben, daß sie von Wes damit beauftragt worden war, die Frau zu trösten, die ihren Mann heiraten sollte. »Ich meine, daß du darüber eigentlich froh sein solltest. Er hat beschlossen, dich zu heiraten, und nichts wird ihn davon abbringen, nicht einmal die Ehe mit einer anderen Frau.«
Kim sah sie mit harten Augen an. »Manchmal ändert er seinen Entschluß. Er braucht eine Weile dazu; aber wenn er sich entschieden hat, bringt ihn nichts mehr davon ab.«
»Wovon in aller Welt, redest du überhaupt? Oh!« setzte Leah erschrocken hinzu, als sie stolperte und fast gestürzt wäre. Die Wagen hielten auf einer engen Straße am Rande eines steilen Abhangs. In der Tiefe sahen sie die Windungen eines kleinen Flusses, und kein Baum hätte am Abhang ihren Fall aufgehalten.
»Du meine Güte!« rief Kim. »Um ein Haar wärst du in die Schlucht gefallen!«
Leah lächelte. »Der Hang ist nicht so steil, daß ein Sturz gefährlich werden könnte. Es sei denn, der ganze Wagen fiele mir dabei auf den Kopf«, setzte sie mit einem kurzen Lachen hinzu.
Kim sagte einen Moment nichts. »Leah«, meinte sie dann mit bedächtiger Stimme. »Ich brauche meinen rosafarbenen Hut ganz vorne im Wagen in dem kleinen braunen Koffer. Ich würde ihn mir ja selbst holen; aber du bist viel gewandter als ich. Würdest du mir den Gefallen tun? Bitte!«
Als Leah zögerte, sagte Kim: »Es dauert ja nur noch ein paar Tage, dann bist du mich los. Dann werde ich dich nie mehr um etwas bitten.«
Seufzend fügte sich Leah. Kim war in den letzten Tagen so niedergeschlagen gewesen, daß sie ihr diesen kleinen Liebesdienst schlecht abschlagen konnte. Zudem war Leah jede Unterbrechung willkommen. Sie kletterte also auf den Wagen und begann, hinter Kisten und Säcken nach Kims kleinem braunem Koffer zu suchen.
Als Kim zu den Männern zurückkehren wollte, die vorn auf der Straße beisammenstanden, machte sie ein nachdenkliches Gesicht. Die Männer waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, daß sie nicht auf Kim achteten, die jetzt auf der vom Abhang abgewendeten Seite des Wagens bei den Pferden stehenblieb.
Nachdem sie sich mit einem Blick davon überzeugt hatte, daß keiner zu ihr hinsah, nahm sie langsam ihre Haube ab, zog eine vier Zoll lange Nadel aus ihren Haaren und stach damit eines der Pferde mit Vorbedacht und Wucht in die Hinterbacke.
»He!« rief John Hammond in diesem Moment.
Kim drehte sich erschrocken um und blickte mit furchtsamen Augen zu dem Mann hin. Sie war sich bewußt, daß er ihre Tat beobachtet hatte.
Doch niemand reagierte auf Johns Ruf, weil das gestochene Pferd sofort mit den Hinterbeinen in die Luft stieg, die anderen Pferde scheu machte, und der Wagen von der Straße über die Böschung in den Abgrund rutschte.
»Oh, verflucht!« stieß Wes hervor, der den Wagen gerade in der Tiefe verschwinden sah. »Leah! Wo ist Leah?«
Kim brachte kein Wort über die Lippen. Sie konnte auch den Blick nicht von John Hammonds Gesicht wenden.
Wesley wartete gar nicht erst die Antwort ab, sondern raste den Abhang hinunter, dem stürzenden Wagen nach. Justin war ihm ganz dicht auf den Fersen, Oliver und John folgten in einigem Abstand.
Kim stand regungslos oben auf der Straße.
Als der Wagen endlich anhielt, eine Spur von Säcken und Gütern hinter sich lassend, schrien die Pferde vor Schmerzen. Leah war nirgends zu sehen. Wesley warf Säcke und Koffer aus dem Wagen, während Oliver die Pferde vom Wagen losschnitt.
»Wo ist sie?« forschte Wesley, während Justin den Hügel mit den Augen nach Leahs Leiche absuchte.
»Kim steht dort oben!« hörte Wesley plötzlich eine ruhige Stimme hinter sich.
Wesley drehte sich rasch um und sah Leah aus dem verunglückten Wagen kriechen. »Wie konnte das passieren?
Wie schlimm sind die Pferde verletzt? Was können wir von der Ladung retten?« fragte sie in einem Atemzug, während sie Oliver beim Abschirren der Pferde
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