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Dieses heiß ersehnte Glueck

Titel: Dieses heiß ersehnte Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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oder doch?«
    »Vielleicht weißt du das besser als ich.«
    »Ich? Wieso ich? Wie könnte ich etwas über die beiden wissen?«
    Er schwieg einen Moment. »Ich dachte nur, Frauen hätten ein Gespür für solche Dinge. Das ist alles. Frauen behaupten doch, sie hätten einen sechsten Sinn, mit dem sie die guten von den schlechten Menschen unterscheiden können.«
    Leah verfluchte sich, daß sie schon wieder zusammenzuckte. Er wußte nicht, daß der Mann, der sie in der Nacht gestört hatte, ihr Bruder war. Er wußte nicht, daß sie sich fortgeschlichen hatte, um mit ihm zu reden. Aber sie tat so schuldbewußt, daß er argwöhnen mußte, da könne etwas mit diesem nächtlichen Besucher nicht stimmen.
    »Nur reiche Frauen haben genügend Zeit, über die Beweggründe anderer Menschen nachdenken zu können«, gab sie schroff zurück.
    Wesley schien etwas antworten zu wollen, überlegte es sich jedoch offenbar anders. »Das mag sein«, murmelte er. »Also gut, Madame Stanford-Simmons, bleib in meiner Nähe.«
    Damit marschierte er schon zwischen den Bäumen davon, während Leah noch mit ihren Decken beschäftigt war.
    »Verdammt, verdammt, verdammt«, fluchte sie und beeilte sich, ihm zu folgen.
    Wes blieb ihr fast immer um zehn Längen voraus. Manchmal sah sie gerade noch seine braune Lederkluft zwischen grünem Laub hindurchschimmern. Sie hielt meistenteils den Kopf gesenkt und trottete auf seiner Spur, während sie versuchte, nicht an ihren Bruder Abe zu denken. Würde er sich an ihnen rächen, weil sie ihn so schroff zurückgewiesen hatte?
    Als die Morgendämmerung anbrach, begann sie sich mit der Meinung anzufreunden, daß Abe doch noch einen Funken Familiensinn besitze und nicht an Vergeltung denke. Dennoch schaute sie mißtrauisch hinter jeden Baum und Strauch. Sie fürchtete nun eine Entführung. Das war wohl eher Abes Stil.
    Ein Schuß krachte und hallte von den Bäumen und Hügeln wider.
    »Wesley!« schrie sie und spürte in allen Fibern ihres Körpers, daß Abe diesen Schuß abgegeben haben mußte. »Wesley!« schrie sie noch einmal und begann zu laufen.
    Wesleys mächtiger Körper lag hingestreckt auf dem Waldboden, stumm, regungslos, halb an das Gepäck auf seinem Rücken gelehnt, und ein großes Loch klaffte in seiner Brust. . .
    »Wesley«, jammerte Leah und ließ sich neben ihm auf die Knie fallen. »Wesley!«
    Er antwortete nicht, sondern lag still neben ihr.
    »Er atmet noch«, hörte sie eine Stimme über ihrem Kopf. »Ich hatte nicht vor, ihn zu töten.«
    »Du!« zischte Leah und warf sich auf ihren Bruder.
    Abe hielt die Hände vor das Gesicht, um sich vor ihren Schlägen zu schützen. »Ich sagte dir doch, daß ich dich brauche, und da du offenbar keinen Sinn mehr für deine Familie hast, mußte ich etwas unternehmen.«
    Leah hörte auf, mit den Fäusten auf ihren Bruder einzuschlagen, als ihr der Widersinn seiner Worte bewußt wurde. Sie drehte sich zu Wesley um. Bud kniete neben Wes, während er mit seinen dicken Fingern die Schußwunde untersuchte.
    »Er lebt doch noch, oder?« fragte sie und ließ sich abermals auf den Knien neben Wes nieder.
    Bud nickte einmal, ehe er ein Messer aus der Scheide an seinem Gürtel zog.
    »Nein!« schrie Leah und packte mit beiden Händen den mächtigen Unterarm des Hünen. »Bitte, töte ihn nicht! Ich tue alles, was du von mir verlangst!«
    Bud sah sie mit einem kurzen, harten Blick an, ehe er das Messer dazu benützte, ein Stück von Wesleys Hemd abzuschneiden.
    »Diese Jungs bringen niemanden um«, sagte Abe verdrossen und rieb sich die Stellen am Arm und an der Schulter, wo Leahs Fäuste ihn getroffen hatten. »Bud wird sich um deinen Stanford kümmern, und du kommst jetzt mit mir.«
    »Ich lasse ihn nicht allein«, erwiderte Leah eigensinnig. »Dafür wirst du büßen müssen, Abe Simmons! Wenn mein Mann stirbt, wirst du .. .«
    »Er wird nicht sterben. Ich bin ein guter Schütze, und ich habe mir meinen Plan lange und gründlich überlegt. Ich dachte mir nämlich, du wirst ’ne Menge dafür tun, das viele Geld nicht zu verlieren, welches den Stanfords gehört. Und da kam mir der Gedanke, ich lege ihn für ’ne Weile flach, damit du bereit bist, auch mal was für mich zu tun, bis er wieder gesund ist.«
    »Du idiotischer. ..«, begann sie. »Wie konntest du jemanden mit der Absicht umlegen, Unterstützung für deine verbrecherischen Pläne zu finden? Wesley, kannst du mich hören?«
    Leah sah die verschwommenen Umrisse des Hünen Bud, der Wesleys Brustkorb

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