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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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Schwester gut wäre, » wir dürfen am Ende blechen.«
    »Was ist mit meinem Erbe?«
    »Welches Erbe?«
    »Die Hälfte dieses Hauses wird mir gehören, und ich rechne mit dem Erlös für die Anzahlung auf meine Eigentumswohnung!«, sagte sie klagend. »Wie soll ich denn sonst jemals an ein eigenes Zuhause kommen?«
    »Ich besitze auch kein Haus, Beryl.«
    »Das ist deine Entscheidung. Du könntest dir alles kaufen, und das weißt du.« Sie verschränkte die Arme und schmollte. »Verdammt, das ist echt Stoff für ’ne Doku. Papa, der sein ganzes Leben lang arbeitet und Steuern zahlt, und jetzt, wo er –«
    »Dass die ein oder andere Altersvorsorge an Wert verloren hat«, fuhr Shep ihr ins Wort, »das hat sich mittlerweile rumgesprochen.«
    Mit offenkundiger Selbstbeherrschung faltete Beryl die Arme auseinander und stützte die Hände links und rechts neben ihrem Teller auf. »Hör zu. Folgender Vorschlag. Du zahlst Papas Pflegeheim oder betreutes Wohnen, was auch immer. Gib mir zwei oder drei Jahre hier, und ich kann mir ein bisschen Geld zusammensparen. Wenn Papa verstorben ist und wir das Haus verkaufen, würde dein Teil des Erbes deine Auslagen decken.«
    Shep setzte sich zurück. Vor so viel Kühnheit konnte er nur den Hut ziehen. Seine Schwester hatte einen hohen Unterhaltungswert, das musste man ihr lassen. »Meinen Anteil stecke ich ins Pflegeheim. Und du darfst deinen behalten?«
    »Klar, warum nicht? Und du hast mich vom Hals. Ich werde dann nie wieder an deine Tür klopfen und dich um eine Tasse Zucker bitten. Ich könnte nach New York zurückziehen.«
    »Unabhängig davon, ob ich dir deine Idee abkaufe oder nicht, was glaubst du, wie viel dieses Haus wert ist?«
    »Die Immobilienpreise sind im ganzen Land nach oben gegangen. In den letzten zehn Jahren ist doch alles dreifach im Wert gestiegen. Alle außer mir haben das dicke Geld gemacht. Fünf Schlafzimmer, drei Bäder … Dieses Haus muss ein Vermögen wert sein!«
    »Ich wiederhole: Genau wie viel, glaubst du, ist dieses Haus wert?«
    »Ach, bestimmt so … 500? 750? Mit dem großen Garten, ich weiß nicht, vielleicht sogar ’ne Million!«
    Shep wusste, dass seine Schwester das Haus liebte, und eigentlich aus gutem Grund. Die dunkle Holzvertäfelung im Innern war noch original und nie übermalt worden. Das Haus war geräumig, es hatte Flair. In ihrer Wertschätzung war es zusätzlich noch gestiegen als Ort ihrer Kindheit, und sie hatte gute Erinnerungen; sie war immer das Lieblingskind gewesen. Er wollte sie ungern ihrer Illusionen berauben, aber ein Makler würde nicht ganz so sentimental sein. »Ich hab mich auf den Immobilienseiten im Internet ein bisschen schlau gemacht. Häuser von dieser Größe in Berlin werden für unter hunderttausend veräußert.«
    »Völlig unmöglich!«
    »Fraser Paper machen dicht, und alle wissen das. Ist dir gar nicht aufgefallen, wie viele leer stehende und heruntergekommene Häuser es in dieser Gegend gibt? Angeblich soll hier ein großes Staatsgefängnis gebaut werden und eine Quadrennbahn, aber selbst wenn, geht’s dabei höchstens um ein paar Hundert Arbeitsstellen. Nach Kampf dem Papierkrieg solltest du doch eigentlich am besten wissen, dass die Leute in Scharen wegziehen. Die Immobilienpreise in dieser Gegend fallen .«
    »Sie fallen nirgends! Dieses Haus ist die beste Investition, die Papa je gemacht hat!«
    »Beryl, denk mal drüber nach. Wer will denn schon hier wohnen? Exilierte New Yorker Dokumentarfilmerinnen, die ihre Mietpreisbindung verloren haben. Das war’s dann aber auch schon. Und da liegt das eigentliche Problem. Selbst wenn wir morgen dieses Haus auf den Markt werfen, könnten Monate, wenn nicht Jahre vergehen, bis es jemand kauft, und in der Zwischenzeit wird Medicaid den Teufel tun, Papas Pflegeheim zu finanzieren. Also nur keine Sorge, dass dir das Haus ›unterm Hintern wegverkauft‹ wird. Wir sollten uns eher sorgen, ob wir’s überhaupt loswerden.«
    »Mh … aber wir wissen ja nicht, wie lange er noch durchhält, oder? Man hört doch immer, dass bei alten Leuten ein Knochenbruch der Anfang vom Ende ist.«
    Das war ziemlich mies. »Klar, wenn er nur gleich sterben würde, könntest du schon jetzt an dein Erbe .«
    »Was unterstellst du mir! Ich wollte doch damit nur sagen –«
    Shep räumte den Tisch ab. Er stand neben dem Stapel Teller und dachte nach. Fast hätte er nichts gesagt, aber inzwischen – vielleicht weil Papa im Krankenhaus lag – kam er sich weniger wie Beryls

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