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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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Hammer, aber was hat sie nur je an ihm gefunden? Warum sucht sich so eine Wahnsinnsfrau einen kleinen, untersetzten Arbeiter mit behaarten Schultern? Irgendwo hatte er gelesen, dass eine glückliche Ehe unter anderem davon abhing, dass beide Beteiligten in etwa gleich attraktiv waren, und das hatte ihm zu denken gegeben. Die meisten Männer hätten ihn vermutlich für verrückt erklärt, aber er wünschte, sie wäre eine Spur unscheinbarer.
    Jackson deckte für die Kinder den Tisch und sah bereits Flickas entsetzte Miene. Paprikagemüse mit Wurst gehörte zu Carols Standardgerichten und kam bei Gästen immer gut an, wobei man mit Fenchelsamen und Knoblauch bei Flicka auf verlorenem Posten war. Mit ihrem verkümmerten Geruchssinn und einer Zunge so glatt wie ein Schuhlöffel konnte sie so gut wie nichts schmecken. Sie mochte mühselig gelernt haben, ihren Kehldeckel zu falten, damit sich keine Nahrung in ihre Luftröhre verirrte, aber noch immer kaute sie jeden Bissen so lange, dass man den Eindruck hatte, sie wolle sich durch die Tischplatte nagen, und ihre Mutter musste ihr nur einen Augenblick den Rücken kehren, da hatte sie die Reste auch schon von ihrem Teller in den Abfall befördert. Die eigentümliche Wahrheit war, dass sie zwischen Hunger und Essen keinerlei Zusammenhang sah. Und dementsprechend kam ihr die Zeit, die zum Kochen aufgewendet wurde, unverhältnismäßig lang vor. Der ganze kulturelle Schnickschnack ums Essen – separate Salatschüsselchen und Fischgabeln, die Qual der Wahl im Restaurant, geteilte Enttäuschung über einen klitschig geratenen Pizzaboden, der schlimmstenfalls sogar den Abend verderben konnte –, das alles war für Flicka so unnachvollziehbar wie die Opferriten einer obskuren animistischen Sekte. Der Schokoladenhunger ihrer properen Schwester, deren Organismus die Kalorien eigentlich gar nicht benötigte, schien ihr schlichtweg sinnlos, als würde Heather immer weiter den Tankhahn drücken, obwohl das Benzin längst aus dem Deckel blubberte und an der Seite des Autos herunterlief.
    »Flicka, ich habe dir was auf einen Extrateller getan, ohne Soße.«
    »Lass mal«, sagte Flicka mürrisch. »Da hau ich mir lieber ’ne Dose Compleat rein.«
    »Ich habe keine Lust, jeden Abend mit dir darüber zu streiten.« Carols Stimme war so ruhig, dass ein unbeteiligter Beobachter niemals auf die Idee gekommen wäre, von Streit zu reden.
    »Ja, klar, total gemeinschaftsbildend. Wenn das mal nicht einleuchtet.«
    »Deine Ernährungstherapeutin sagt, du musst versuchen, jeden Tag etwas zu essen, und diese Portion dort ist sehr klein. Wenigstens ein bisschen essen zu können ist wichtig, um Freundschaften zu schließen.«
    Flickas vielsagendes Schnauben klang mehr wie ein Gurgeln, und sie wischte sich mit dem Frotteeschweißband an ihrem rechten Handgelenk den Speichel vom Kinn. Da es ständig durchnässt war, hatte sie darunter einen chronischen Hautausschlag. »Was denn für Freundschaften?«
    »Wir bezahlen diese Therapeutin aus eigener Tasche –«
    »Ja, klar, und wie würde es euch gefallen, wenn euch irgendeine Tante ständig ihre Finger in den Mund steckte? Ihr habt Karen Berkley doch nicht für mich angeheuert, sondern für euch  –«
    »Iss es einfach. « Großer Gott, Carol klang ja fast eine Spur aufgebracht.
    Nachdem sie in ihrem Schulrucksack nach einem großen abgegriffenen Reißverschlussbeutel gewühlt hatte, zog sich Flicka an Carols mit Kornblumen bedruckter Gardine hoch und torkelte an die Küchentheke, wo die kleine Pfanne ihres ungewürzten Paprikagemüses stand. Bevor Carol sie aufhalten konnte, hatte sie den Inhalt der Pfanne in den Mixer gleiten lassen, zwei Kaffeebecher Wasser dazu gekippt und das Gerät auf höchste Stufe gestellt. Die Mahlzeit wurde zu einem flockigen bräunlich-rosafarbenen Brei verquirlt, und Jackson verging schlagartig der Appetit. Mit boshaft funkelndem Vaselineblick befestigte sie die große Spritze an den dazugehörigen durchsichtigen Schlauch und das andere Schlauchende am Plastikaufsatz über ihrem Magen – der sich vom Verschluss an einem Orangensaftkarton nicht wesentlich unterschied. Sie nahm den Stopfen ab und goss eine kleine Menge Brei in die durchsichtige Plastikspritze; sie öffnete die Klemme und drückte den kotzefarbenen Brei hinein. Mit siegesgewissem Lächeln hielt Flicka in Nachahmung der Freiheitsstatue die Spritze in der rechten Hand hoch.
    Ja, es war ein Akt der Boshaftigkeit. Um weiter Salz in die Wunde zu streuen,

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