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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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vorstellst, dass ihr eure letzten Minuten mit KARTOFFELN verschwendet habt, wirst du dir niemals verzeihen.
    Da sie glücklicherweise die Chance hatte, diese fürchterliche Szene noch mal auf Zurück zu drehen, war Amelia immerhin innerhalb von einer Stunde in Elmsford. Sie kam gerade in dem Moment durch die Tür, als sich Shep aus der British-Airways-Website loggte. Er lief nach unten, um sie zu begrüßen, und erkannte mit Erleichterung, dass sie weder ihren Freund mitgebracht hatte noch ein glitzerndes Dekolleté trug oder getuschte Wimpern und Zöpfe. Blass, dünn und mit Pferdeschwanz, war Amelia in weiten Jeans und schlabbrigem Sweatshirt als das Mädchen wiederzuerkennen, mit dem er im Huckepack durch den Garten galoppiert war, und diese enterotisierte Version macht es ihm irgendwie einfacher, seine Tochter ohne Verlegenheit in die Arme zu schließen. Ihr erschöpftes, abgehärmtes Gesicht war reichlich erwachsen und zeugte davon, dass sie gegenüber dem prekären Zustand ihrer Mutter durchaus nicht blind gewesen war.
    Glynis hatte sich auf Amelias Ankunft eingestellt. Sie hatte sich gezwungen aufzustehen und kam wankend nach unten, wobei sie den Kopf in Sheps Richtung schüttelte; dies war ein richtiger Auftritt, und sie wollte keine Hilfe. Zum ersten Mal seit Wochen hatte sie sich richtig angezogen, eine ihrer liebsten Abendkombinationen aus pechschwarzem Rayon. Über einer fließenden Bluse und der passenden Hose trug sie einen flatternden, bodenlangen, mit winzigen geschmackvollen Strasssteinen gesäumten Umhang. Sie hatte sich Augenbrauen gemalt. Shep ahnte, dass es keine Verkleidung sein sollte. Es war ein Gefallen, wie auch Amelias Kluft ein Gefallen war: Ihre Mutter sollte so gut wie möglich und die Tochter so unverfälscht wie möglich aussehen.
    Während sie sich zu dritt ins Wohnzimmer setzten, schob sich Zach durch die Tür. Zumindest gab es weder fieberhaftes Kochen noch Freund noch Kartoffelpüree. »Tut mir leid, dass ich nicht öfter hier war«, sagte Amelia neben ihrer Mutter auf der Couch. »Es ist total schwer für mich, dich in diesem … Zustand zu sehen, Mama. Ich hab dich immer bewundert, wie schön du bist – wie eine Statue. Deine Haltung – wie du immer über allem gestanden hast, so distanziert. Dass du nicht mehr diese Nummer durchziehen kannst, dich nicht mehr aufführen kannst wie … ’ne Majestät, das kann ich kaum mit ansehen. Ich weiß, das ist keine Entschuldigung. Aber ich hab immer versucht, über Z auf dem Laufenden zu bleiben, wie’s dir geht.«
    Die Eltern wandten sich fragend nach Zach um, der nickend in der Tür stand. »Stimmt, sie schickt mir ungefähr fünf Mal am Tag ’ne SMS. Was glaubt ihr denn? Schließlich sind wir Geschwister.«
    »Warum hast du mir nicht gesimst?«, fragte Glynis.
    »Na ja …« Amelia wandte den Blick ab. »Bei Z wusste ich, dass ich mich auf die Berichterstattung verlassen kann.« Sie wandte den Blick zurück zu ihrer Mutter. »Ich kann dieses Geheuchel nicht ertragen. Es ist so künstlich und ekelhaft, wie ’ne Vergewaltigung. Wir sollten alle die ganze Zeit so tun, als würde es dir besser gehen, und ich – ich wollte dich einfach so nicht in Erinnerung behalten.«
    »Dann tut es mir leid«, sagte Glynis und nahm die Hände ihrer Tochter. »Aber jetzt ist Schluss mit dem Geheuchel, okay? Also, ich hab was für dich. Als Andenken.« Glynis griff nach einem Kästchen neben dem Sofa, das sie vor Amelias Ankunft dort hingestellt haben musste. Shep erkannte, dass es die Entsprechung zu seinem zerbeulten roten Werkzeugkoffer war.
    »Ich möchte, dass du meinen alten Schmuck bekommst«, fuhr Glynis fort. »Die Sachen, die ich gemacht habe, bevor ich mit Besteck anfing. Manche dieser Arbeiten sind sehr dramatisch, und es gibt nicht viele Frauen, die so was tragen können oder, wie du sagst, ›diese Nummer durchziehen‹. Aber du schon. Du hast auch etwas von einer Statue, und du wirst diesen Sachen alle Ehre machen.«
    »Oh!«, rief Amelia mit mädchenhafter Begeisterung, während sie sich eines der Schlangenarmbänder über ihren schlanken Arm streifte. Da waren sie, all die Artefakte, in die sich Shep zuerst verliebt hatte, auch die morbiden Vogelknochenbroschen. »Früher als Kind hab ich die Sachen manchmal anprobiert, wenn du nicht zu Hause warst. Heimlich. Ich hab’s dir nie gesagt, aber später hab ich angefangen, mir zum Wegggehen die Halsketten auszuleihen, und ich hatte solche Angst, dass du’s rauskriegst, denn du

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