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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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und eine sich verschlechternde Wirtschaftslage es vielen Menschen schwer, ihre Hypotheken zu bedienen. Und so begann das Subprime-Debakel.
    Der Irrglaube der USA, ihre Finanz- und Regulierungssysteme könnten den massiven Kapitalströmen nachhaltig und ohne Probleme standhalten, legte allem Anschein nach die Grundlage für die globale Finanzkrise der letzten Jahre. Die Überzeugung, »dieses Mal ist alles anders« – weil die USA dieses Mal über ein überlegenes System verfügten –, erwies sich wieder einmal als falsch. Die überdimensionierten Finanzmarktrenditen waren tatsächlich von den Kapitalströmen stark verzerrt. Was sich im Rückblick als gewaltige regulatorische Fehler erkennen lässt, einschließlich der Deregulierung des Marktes für Subprime-Hypotheken sowie der Entscheidung der amerikanischen Börsenaufsichtsbehörde SEC aus dem Jahr 2004, Investmentbanken eine Verdreifachung ihres Leverage Ratio zu erlauben (das heißt das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Bilanzaktiva), schien damals ungefährlich. Die Kapitalzuflüsse trieben die Schuldenaufnahme und die Assetpreise in die Höhe, während sie gleichzeitig die Spreads für alle möglichen riskanten Vermögenswerte senkten, was den IWF im April 2007 in seinem halbjährlich erscheinenden Bericht World Economic Outlook zu der Schlussfolgerung veranlasste, die Risiken für die Weltwirtschaft seien auf ein extrem niedriges Niveau gesunken und es gebe derzeit keinen Anlass zu großer Besorgnis. Wenn eine internationale Institution, die als internationaler Alarmgeber fungiert, erklärt, es gebe keine Risiken, dann gibt es kein deutlicheres Signal, dass dieses Mal tatsächlich alles anders ist.
    Wie gesagt weist die Krise, die 2007 einsetzte, zahlreiche Parallelen zu den Boomphasen vor Krisen in aufstrebenden Ökonomien auf, nämlich indem Regierungen oft versäumen, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und den Druck aus dem System zu nehmen. Sie gehen davon aus, dass die Kapitalstrombonanza ewig so weitergeht. Um den Boom noch ein wenig zu verlängern, unternehmen sie stattdessen häufig Schritte, die ihre Wirtschaft noch größeren Risiken aussetzen.
    Dies ist die kurze Charakterisierung der Debatte rund um die »Dieses Mal ist alles anders«-Mentalität, die zur US-Subprime-Krise führte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele aus den folgenden Gründen daran glaubten, dass »dieses Mal alles anders« sei:
Die USA mit dem weltweit verlässlichsten System zur Regulierung des Finanzmarktes, dem innovativsten Finanzsystem, einem starken politischen System und den größten und liquidesten Kapitalmärkten der Welt waren etwas Besonderes. Sie konnten die gewaltigen Kapitalzuflüsse problemlos bewältigen.
Die wachstumsstarken Schwellen- und Transformationsländer suchten aus Gründen der Diversifikation nach einem sicheren Hafen für Geldanlagen.
Die zunehmende globale Finanzintegration vertiefte die globalen Kapitalmärkte und ermöglichte den Ländern eine höhere Verschuldung.
Neben ihren anderen Stärken verfügen die USA über überlegene geldpolitische Institutionen und geldpolitische Entscheidungsträger.
Neue Finanzinstrumente ermöglichten zahlreichen neuen Kreditnehmern, sich über Hypothekenmärkte zu finanzieren.
All diese Entwicklungen bedeuteten dank der Innovationen eine weitere Vertiefung der finanziellen Globalisierung und sollten keinen Anlass zu Besorgnis geben.
    Durch Banken verursachte Finanzkrisen seit dem Zweiten Weltkrieg
    Mit der zunehmenden Zahl an Gründen, warum »dieses Mal alles anders« ist (die von Wissenschaftlern, Wirtschaftsführern und Politikern geliefert wurden), nahmen auch die Ähnlichkeiten zwischen der Entwicklung der US-Wirtschaft und den Entwicklungen zu, die sich im Vorfeld anderer Krisen beobachten ließen.
    Um die Vorgeschichte der US-Subprime-Krise von 2007 zu untersuchen (die sich später zur Zweiten Großen Kontraktion entwickelte), beginnen wir mit den Daten über die 18 durch Banken verursachten Finanzkrisen, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg ereigneten. 26 Einstweilen werden wir unsere Aufmerksamkeit auf Krisen in industrialisierten Ländern begrenzen, um den Eindruck zu vermeiden, wir wollten übertreiben, indem wir die USA mit aufstrebenden Ökonomien vergleichen. Wie wir in Kapitel 10 bereits gesehen haben, unterscheiden sich Finanzkrisen in aufstrebenden Ökonomien allerdings nicht sehr von Finanzkrisen in entwickelten Ökonomien. Später, in Kapitel 14, werden wir den Vergleichssatz

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