Dieses unendliche Verlangen
zack war man auf dem Pferd.
Als sie fast oben war, bemerkte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Doch erst als sie im Sattel saß und ihre Füße herunterbaumelten, fiel ihr auf, dass sie auf Mabels Hinterteil blickte.
“Das Pferd läuft verkehrt herum.”
Sie musste Zane zugutehalten, dass er nicht einfach laut loslachte, aber er schien sehr versucht.
“Das Pferd läuft schon in die richtige Richtung. Komm da lieber runter.” Er fasste sie an der Taille und half ihr vom Pferd. “Klassischer Anfängerfehler. Wenn man ein Pferd besteigt, muss man den äußeren Fuß zuerst in den Steigbügel setzen.”
“Das hättest du mir auch ein bisschen früher erzählen können.”
“Habe ich, aber du hast wahrscheinlich nicht zugehört.”
“Ich höre immer zu.” Andererseits achtete sie im Moment mehr auf seinen Körper als auf seine Worte.
“Gut. Nächster Versuch? Ich helfe dir lieber.”
“Ich brauche keine Hilfe.” Und wie sie die brauchte. Denn als sie erst einmal ihren Fuß in den Steigbügel geschoben hatte, stellte sie fest, dass es doch schwieriger als erwartet war, ein Bein über den Pferderücken zu schwingen. Er stützte sie mit einer Hand, und sie spürte die Wärme seiner Berührung noch lange danach.
Mabel, die treue Seele, blieb die ganze Zeit unerschütterlich stehen.
Tracy achtete auf Zanes Erklärung, wie man das Pferd mit den Zügeln lenkte, dann setzten sie sich in Bewegung. Ein ungeahntes Hochgefühl überkam sie. Ein Pferd zu reiten war ein unglaubliches Erlebnis.
Sie ließen die Ranch hinter sich. Es waren nur wenige Wolkenfetzen am Himmel, während sie durch die Wiesen ritten. Die schneebedeckten Gipfel der Berge ragten in den strahlend blauen Himmel. Es war ein leuchtendes Blau, leuchtender, als sie es jemals zuvor gesehen hatte. Wieso war ihr das nur früher nicht aufgefallen?
Vielleicht war sie einfach zu beschäftigt mit Waschen, Kochen und Saubermachen gewesen. Aber jetzt genoss mit all ihren Sinnen das Gefühl, im Freien unterwegs zu sein. Die Sonne, die ihren Rücken wärmte, den Duft der Pinien, das Klappern von Mabels Hufen, das alles nahm sie ganz intensiv wahr.
Die Berge schienen so nah zu sein, dass sie glaubte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um sie berühren zu können, aber natürlich war das eine optische Täuschung, hervorgerufen von der klaren, dünnen Gebirgsluft.
Zane schien auch nah genug zum Berühren zu sein, wie er so neben ihr ritt.
“Du siehst aus, als ob du mit dem Pferd verwachsen wärst”, sagte Tracy.
“Ich reite ja auch seit ich …”
“Ein kleiner Grashüpfer warst, nehme ich an.” Sie grinste.
Zane erwiderte ihr Lächeln. “Du hast dich wohl mit meinem Vater unterhalten.”
“Oh ja, das habe ich. Dein Vater erzählt gerne Geschichten, und er kann das richtig gut. Ich mag besonders seine Geschichten über den Wilden Westen und Cockeyed Curly.”
“Dieser Teil des Staates hat auch eine bewegte Vergangenheit hinter sich”, erläuterte Zane. “Butch Cassidy und sein wilder Haufen haben sich hier eine ganze Zeit lang versteckt.”
Was das Verstecken anging, kannte sich Tracy aus. Nichts anderes tat sie, seit sie auf die Ranch gekommen war. Sich vor ihrem alten Leben verstecken.
Damals in Chicago schien alles so einfach zu sein. Ihre Karriere lief ausgezeichnet, und wenn sie den nächsten, großen Auftrag erfolgreich erledigt hätte, wäre sie wohl in die Chefetage ihrer Firma aufgestiegen. Dann hätte sie Dennis geheiratet, ein Haus gekauft, in drei Jahren ein Kind bekommen, ein Wochenendhaus in Wisconsin besessen, und sie wären alle glücklich und zufrieden.
Dennis hatte sie immer damit aufgezogen, dass sie alles so genau plante. Sie selbst hatte es nur logisch gefunden, alles im Vorhinein zu organisieren.
Aber sie hatte sich nicht damit abfinden können, Dennis mit einer anderen Frau im Bett zu erwischen. Genauso wenig, wie sie sich selbst die Frage beantworten konnte, was sie wirklich vom Leben erwartete und was Glück für sie bedeutete. Welches Leben war wohl für sie bestimmt? Das auf der Überholspur oder das am Fuß der Berge?
“Bist du gerade am Einschlafen?”, neckte Zane sie.
An seiner Schulter einzuschlafen war eine verlockende Vorstellung. “Bestimmt nicht”, beeilte sie sich zu sagen, um den Gedanken zu vertreiben.
“Das ist schön. Für einen Stadtmenschen hältst du dich gut im Sattel.”
“Danke schön.”
“Wenn du willst, können wir das Tempo erhöhen.”
Und wie sie das wollte, das war ja
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