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Diesseits Des Mondes

Diesseits Des Mondes

Titel: Diesseits Des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asta Scheib
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würden. Und: Es riecht nach Dir, Sharon! Sharons Lieblingsbild waren die beiden Zahnbürsten, grün und gelb, die sich im Wasserglas küssten. Alle drei Bilder steckte Sharon an die Wand neben ihrem Bett, so dass sie sie beim Aufwachen sahund beim Einschlafen. Ich mag keine Armbanduhr mehr tragen, schrieb Alexander, sie stört das schöne Bild des Ringes an meiner Hand. Ich habe das Bett gewechselt, schrieb Alexander, ich schlafe in dem kleinen Raum nebenan, denn in unserem großen Bett schlafe ich nur noch mit Dir. Unsere Geschichte wird mir nicht fassbarer von Tag zu Tag, schrieb Alexander, sie wird wohl nie so richtig fassbar werden. Das ist, als wolle man einem Blinden die Farbe schildern. Ich habe eben meinem Vater einen langen Brief geschrieben und versucht, ihm zu erklären, was uns passiert ist. Ich weiß nicht, ob er es versteht. Aber ich glaube, er sollte es wissen.
    Heute Morgen, schrieb Alexander, heute Morgen bin ich aus einem diffusen Traum aufgewacht. Ich habe von Dir geträumt, Sharon, du standest auf der schmalen Brüstung eines Hauses und wolltest springen, aber das Haus stand an einem reißenden Fluss, und ich schrie, daß Du bleiben solltest, nicht springen solltest. Sharon, mir ist plötzlich eingefallen, dass wir vielleicht ein Kind gemacht haben, dass in Deinem Bauch jetzt ein Kind wächst. Ich habe nie gesehen, dass Du Dich schützt, Sharon, das hat mich glücklich gemacht. Ich möchte ein Kind mit Dir haben, Sharon. Ein italienisches Kind. Mann und Frau und Kind. La vita è così! So stell ich mir wieder das Paradies vor. Ein Wort unter dem tuts nicht. Liebste, Du wirst sicher auch Sehnsucht haben nach mir. Ich will aber, dass Du trotzdem gut schläfst, allein in Deinem Bett, ruhig und gut und sicher, weil es mich gibt und ich bald zu Dir komme, für immer. Ich werde Dich jede Nacht in den Armen halten, Sharon. Dein Alexander Maximilian Gabriel.
     
    Als Birke kam, um Sharon abzuholen zum Vorstellungsgespräch in der Redaktion, als Krug wieder mit seinem Verzweiflungs-Sarkasmus Birke in ein Gespräch zu verwickeln suchte, wünschte Sharon, dass es Krug gelingen möge, Birke zurückzuholen. Sharon, die sich nicht vorstellen konnte, dass Alexander und sie einander je verlassen würden, Sharon wünschte ihr Glück auch Birke, die es in Sharons Augen mehr als andere Menschen verdiente. Birke, die gerade sagte, dass sie, Sharon, mit Sicherheit die frei gewordene Stelle in der Bildredaktion bekommen werde. Sie werden dich wollen, sie müssen, sagte Birke, und Sharon sah in ihren Augen diesen seltsamen Besitzerstolz, den Birke immer ausstrahlte, wenn sie gerade einen neuen Menschen in den Kreis ihrer Schutzbefohlenen integrierte. Sharon und Birke fuhren jetzt in die Arabellastraße, der die Bautechnik der Achtziger ihren kompromisslosen Stempel aufgedrückt hatte. Sharon war es, als käme sie in eine andere Welt, aus der grünen Oase Nymphenburg direkt in die Zukunft, in die Welt der Computer und Fernschreiber, die Sharon vom Militär durchaus vertraut und gar nicht unlieb war. Ihr gefiel die mit grauem Teppichboden ausgelegte Halle, von Glaswänden begrenzt, die den Ausblick ermöglichten auf andere Teppichböden, andere Glaswände, auf gepflasterte Innenhöfe und den Asphalt der Straße. Die einzelnen Stockwerke waren einsehbar, meist waren es Frauen, die von Tür zu Tür gingen, Birke zuwinkend, Sharon musternd. Auch der Chef vom Dienst, der Birke und Sharon empfing, war eine Frau, eine zierliche Person, sehr braun, sportlich schmal, die gebogene Nase und die hellen Augen gaben ihr etwas Häherhaftes, Aufmerksames, Zupackendes. Ob dennSharon wisse, dass es sich bei dieser Arbeit um eine rein administrative handele? Verzeihen Sie, sagte die C. v. D., Sie scheinen mir optisch nicht in die Bildredaktion zu passen, eher ins Moderessort. Sharon sah auf Birke, die sich offenbar bei Eintritt in das Glasgehäuse unbemerkt von Sharon verwandelt hatte. Birke wirkte kühl und souverän, als sie der C. v. D. sagte, dass sie, Birke, sich mit Sharon lange und eingehend beraten habe, dass Sharon genau wisse, was sie wolle, und sie wolle diesen Job. Gut, okay, sagte die C. v. D. ebenso kühl und souverän, okay, ich verlasse mich darauf. Kommen Sie gleich mit mir in die Personalabteilung, Frau Plötz geht morgen in Urlaub, sie kann alles Nötige noch veranlassen.
    Sharon ging neben dieser energischen Person, die ihr trotz hoher Pumps nur bis zur Schulter reichte, über die teppichbedeckten Gänge, die das

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