Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
Wurf bei der Barrikade. Das war wirklich gut.“ Nick spürte plötzlich Freude in sich aufkommen, als Kim sich umdrehte und das Zimmer verließ. Es war, wenn man es genau bedachte, ein guter Tag gewesen.
♦ ♦ ♦
Obwohl sie auf einem Seelenverkäufer voller Schrott hatte reisen und sich eine klaustrophobisch anmutende Zweierkabine mit einer Frau teilen müssen, die unerträglich laut schnarchte, war Gillian erleichtert, als sie einer Handvoll Passagiere in den Raumhafen folgte. Sie gingen eine Rampe hinunter zu einem der Andockarme, die sie an Spinnenbeine erinnerten.
Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Das Erste, was Gillian bemerkte, war das Fehlen jeglicher Polizei- und Zollbeamten am Eingang. Darauf folgte die Erkenntnis, dass sie die einzige Person in Sichtweite war, die keine Waffe trug. Dazu kam der Koffer, den sie hinter sich herzog und der Gillian zum Ziel für jede Art Straßenräuber machte. Als sie die Rampe verließ und einem graffitibeschmierten Gang den Asteroiden hinab folgte, trafen die Einheimischen sofort Anstalten, sich auf sie zu stürzen. „Suchst du einen Ort, wo du bleiben kannst?“, fragte ein Straßenjunge mit völlig verdrecktem Gesicht. „Für fünf Credits kannst du bei meiner Mom schlafen.“
Diesem Angebot folgte das eines Mannes, der Gillian am Ellbogen packte und versuchte, sie in eine Seitengasse zu zerren. „Hey, Baby! Brauchst du einen Job? Dein Gesicht ist ja nicht so toll, aber du hast einen netten Körper. Ich kann dir sechs Nummern pro Tag verschaffen. Wie wär’s?“ Ein biotischer Stoß reichte aus, um ihn zu verscheuchen.
„Whoa!“, erklang eine Stimme, als Gillian ihr Tempo erhöhte. „Warum denn so eilig, Mensch?“, fragte ein Turianer, der neben ihr herging. „Willst du etwas, das dich glücklich macht? Man nennt mich den Sandmann. Mein Staub ist rot. Wirklich rot. Zehn Credits für ein paar süße Träume.“
Gillian beeilte sich, zu zwei schwer bewaffneten Batarianern aufzuschließen. Keiner der Straßendiebe, Zuhälter und Dealer wagte es, diese zu behelligen, was bedeutete, dass sie für den Moment in Sicherheit war. Doch sie war wieder auf sich allein gestellt, als die drei an die Oberfläche kamen und die Batarianer eine Bar betraten. „Hey, Miss“, sagte ein abgerissen aussehender Bettler und drängte sich zu ihr vor. „Wie wär’s mit ein paar Credits für einen obdachlosen Veteranen? Ich habe für die Allianz gekämpft und brauche einen Schlafplatz.“
Gillian gab ihm einen Credit. Jetzt erkannte sie, dass ihr Koffer eine Bürde war, wie ein Magnet auf die falsche Art von Leuten wirkte. Kaum hatte sie eine grell beleuchtete Pfandleihe auf der anderen Seite einer mit Müll übersäten Straße entdeckt, ging sie hinüber. Eine Glocke erklang, als sie die altmodische Tür öffnete und an der turianischen Wache vorbeiging. Mehrere Vitrinen standen an den Wänden und im hinteren Teil des Geschäfts der Ladenbesitzer, ein Mensch um die sechzig. Sein Kopf war völlig kahl, und zwei zoombare Gläser saßen am Ende seiner Nase. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war betont neutral. „Ja, Miss … Was kann ich für Sie tun?“
„Ich brauche einen Rucksack“, antwortete Gillian.
„Ja, das stimmt“, nickte er. „Nichts zieht die Schmeißfliegen auf der Straße mehr an als ein Koffer. Sie könnten auch gut eine leichte Bewaffnung gebrauchen. Ich habe eine Hahne-Keder-Pistole, die ich Ihnen günstig anbieten kann.“
„Wie viel?“, fragte Gillian.
Der Mann nannte ihr den Preis, und sie schüttelte den Kopf. „Das kann ich mir nicht leisten. Nur den Rucksack bitte.“
Also gab ihr der Ladenbesitzer einen ordentlichen Rucksack, zog fünf Credits für den Koffer ab und legte eine Waffe, die wie eine Pistole für Geschäftsleute aussah, auf den Tresen vor ihr. „Das ist nur eine Attrappe“, erklärte er. „Ich verkaufe eine ganze Menge davon. Geben Sie mir drei Credits, und sie gehört Ihnen. Stellen Sie sicher, dass man sie sehen kann. Dann kommen Sie irgendwann zurück und kaufen die richtige Pistole, wenn Sie es sich leisten können.“
Das war eine nette Geste und beseelte Gillian mit dem Mut, den sie brauchte, um eine dringende Frage zu stellen. „Wo kann man hier gut unterkommen?“
Der alte Mann runzelte die Stirn. „Hier gibt es keine vernünftigen Unterkünfte. Zumindest nicht für ein Mädchen, das sich keine Waffe leisten kann. Die Absteigen sind allesamt gefährlich. Besonders für junge
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