Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
sie wollte den Namen erfahren, und zwar schnell. „Vielleicht lasse ich mich darauf ein“, sagte sie, „vielleicht aber auch nicht. Ich werde dir ein paar einfache Fragen stellen, Fragen, die du beantworten solltest, wenn du am Leben bleiben willst. Wenn mir gefällt, was ich höre, akzeptiere ich den Deal.“
„Gut“, antwortete Shella vorsichtig. „Es hängt allerdings ganz davon ab, was Sie mich fragen.“
T’Loak mühte sich, die Fassung zu bewahren. „Wo fand der Mord statt?“
„In Paul Graysons Apartment. Sie kannten ihn als Paul Johnson.“
Das stimmte. Ana spürte, wie ihre Nervosität zunahm. Vielleicht wusste Shella tatsächlich, wer der Mörder ihrer Tochter war. Der Unbekannte behauptete, Grayson sei für Liselles Tod verantwortlich gewesen, und T’Loak glaubte das ebenso. Aber entsprach das auch den Tatsachen? „Etwas wurde nach dem Mord aus dem Apartment mitgenommen“, sagte T’Loak. „Was war das?“
Shella zögerte nicht. „Eine große Menge roter Sand. Ihr roter Sand.“
Das reichte. T’Loak glaubte ihr. Die Frau musste dabei gewesen sein. Möglicherweise war sie die Mörderin, vielleicht aber auch nicht. T’Loak würde auf den Deal eingehen. Wenn es jedoch einen Beweis dafür gab, dass Shella das Messer geführt hatte, würde die Asari sie töten. Höchstpersönlich. „Nun gut. Rede.“
„Also gilt unsere Absprache?“
„Ja.“
„Woher soll ich wissen, dass Sie Ihr Wort halten?“
„Das kannst du nicht“, antwortete T’Loak grimmig. „Aber du kennst meinen Ruf. Jedermann auf Omega kennt ihn. Wenn ich einen Deal mache, halte ich mich auch daran.“
Shella hatte ganz offensichtlich ihre Zweifel, steckte jedoch in einer Zwickmühle. Sie musste es versuchen und das Beste hoffen. „Okay, ich erzähle Ihnen alles, was ich weiß. Bevor ich mich den Skulls anschloss, war ich Söldnerin. Cerberus heuerte mich an.“
T’Loak hörte der Gefangenen aufmerksam zu. Die Erwähnung von Cerberus ließ sie überrascht aufblicken. „Du hast für Cerberus gearbeitet? Als was?“
„Ich war Kommunikationstechnikerin für einen Agenten namens Manning. Der Unbekannte schickte ihn her. Er sollte Grayson einkassieren und zurückbringen. Warum er diesen Auftrag bekam, weiß ich nicht. Sie verraten uns Freiberuflern nicht alles.“
Wenn der Unbekannte irgendwie für Liselles Tod verantwortlich war, wollte T’Loak das wissen. „Weiter.“
„Wir fanden einen Weg, an den Wachen am Eingang vorbeizukommen. Dann drangen wir in das Apartment ein. Ihre Tochter war dort. Ein Mitglied unseres Teams setzte sie mit einem Betäubungspfeil außer Gefecht. Grayson war als Nächstes dran. Und dann tat Manning, was er getan hat.“
T’Loak versuchte, den Kloß in ihrer Kehle hinunterzuschlucken. „Und was war das?“
„Er hatte ein Messer. Es stammte aus der Küche. Er nahm es und schlitzte Ihrer Tochter die Kehle auf. Ursprünglich hatte er wohl nicht die Absicht dazu gehabt. Zumindest erschien es mir so. Manning ist der Einzige, der das tatsächlich weiß.“
T’Loak wollte nicht weinen, nicht jetzt. Sie räusperte sich. „Manning lebt also noch?“
Shella zuckte mit den Schultern. „Woher soll ich das wissen? Möglicherweise lebt er noch, ja. Er ist ein echter Überlebenskünstler.“
„Erzähl mir von ihm.“
Shella beschrieb den Mann, den sie als Manning kannte, wie er sich bewegte und seine Beziehung zum Unbekannten, die sie als „eng“ bezeichnete.
T’Loaks perfekt gezupfte Augenbrauen wanderten in die Höhe. „Wie eng?“
„Wie ich es gesagt habe“, antwortete Shella. „Ich war bei wichtigen Besprechungen nicht dabei. Aber ich weiß, dass Manning direkten Kontakt mit dem Unbekannten hatte. So etwas ist selten.“
„Ja, das stimmt“, murmelte T’Loak gedankenverloren. Sie wusste ein oder zwei Dinge über den Unbekannten, da sie einige Male mit ihm zu tun gehabt hatte. Shellas Beschreibung passte zu dem, was sie selbst beobachtet hatte. „In Ordnung. Du hast Wort gehalten, und ich halte meins.“
T’Loak wandte sich an Immo: „Bring sie zu den Skulls.“
Immo nickte. „Und die anderen Gefangenen?“
„Wurden sie verhört?“
„Ja.“
„Haben die Biotiker oder die Skulls jemand von unseren Leute in ihrer Gewalt?“
„Nein.“
Eine lange Pause entstand. Schließlich, als die Stille unangenehm zu werden drohte, befahl die Piratenkönigin: „Lass sie frei. Es hat bereits mehr als genug Tote gegeben.“ Sie wandte sich um und verließ den Raum ohne ein
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