Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
verwickelt zu werden. Doch das Mädchen war zu allem entschlossen und hämmerte mit der Faust gegen die Tür, bis der Hotelmanager sie einen Spaltbreit öffnete. Hastig erzählte sie ihm eine recht überzeugende Geschichte, wie sie und ihr Ehemann vor T’Loaks Bank spazieren gegangen waren, als das Chaos ausgebrochen war. Ihr Mann war von einem Querschläger getroffen worden, und alles, was sie wollten, war ein Zufluchtsort, bis dieser Wahnsinn aufhörte. Glücklicherweise war der Manager ein Mensch und geneigt, einem Mitglied seines Volkes zu helfen.
Eine Minute später betraten sie einen schäbigen Raum, als die Kampfgeräusche schwächer und der Verkehrslärm lauter wurde. Feuergefechte waren auf Omega an der Tagesordnung, doch die Leute mussten auch ihrer Arbeit nachgehen. Das Leben ging schließlich weiter. Das galt zumindest für die meisten Bewohner Omegas. Die Ausnahmen waren diejenigen, die während einer Auseinandersetzung getötet worden waren.
Nick saß auf dem Bett und versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken, als das Mädchen seine Füße vom Boden hochhob und auf ein Kissen legte. „Erzähl mir von dir.“
Die Biotikerin setzte sich neben ihn. Ihre Augen waren braun und blickten sehr ernst. „Was willst du wissen?“
„Deinen Namen.“
„Marisa. Marisa Mendez.“
„Ich bin Nick. Nick Donahue.“
„Ich weiß. Jeder kennt dich.“
„Ich danke dir, Marisa. Du hast mir das Leben gerettet.“
Marisa blickte zu Boden. „Das war gar nichts.“
Nick legte die linke Hand unter Marisas Kinn. Sie schauten sich an. Er wollte etwas sagen, küsste sie jedoch stattdessen. Ihre Lippen waren weich, sie roch nach Seife, und der Schmerz in der Schulter war augenblicklich vergessen. Es fühlte sich gut an, am Leben zu sein.
NEUN
Auf Omega
Ana T’Loak war wütend. Sie war von Thessia zurückgekehrt und hatte erfahren müssen, dass ihre Bank am Vortag ausgeraubt worden war. Auch wenn es nur um einen kleinen Teil ihres Vermögens ging, war der Verlust doch ärgerlich und konnte als Zeichen ihrer Schwäche ausgelegt werden. Das war auf Omega nichts Gutes. Die Tatsache, dass der Raub von einer unbedeutenden Gang wie den Skulls und einer bislang unbekannten Gruppe namens Biotischer Untergrund begangen worden war, bedeutete einen gehörigen Gesichtsverlust. Die beiden Organisationen waren bereits mit Gegenangriffen bestraft worden, aber es war nicht gelungen, sie vollends zu vernichten. Deshalb waren weitere Aktionen gegen sie erforderlich.
Die Asari war noch immer voller Zorn, als sie vor der Bank stand, um sich einen Eindruck von den Schäden zu verschaffen. Etwas anderes besorgte Aria mehr als die zerstörte Bank und der Raub eines Teils ihres Vermögens. Als sie auf die Säule kletterte, die über die Straße und direkt in ihre Bank hineinführte, erkannte sie, wie elegant der Plan gewesen war. Das war nicht die Art des Vorgehens, die für die Skulls typisch war. Stammte die Idee etwa von den Biotikern? Ja, dachte sie. Offensichtlich befand sich ein neuer und möglicherweise gefährlicher Mitspieler auf Omega, einer, den sie im Auge behalten musste.
Glücklicherweise hatten ihre Leute sofort auf den Angriff reagiert. Zwar hatten die Bankräuber den Inhalt aus Tresor eins stehlen können, aber Nummer zwei und drei waren unberührt geblieben. Nichtsdestotrotz ging es um 2,5 Millionen Credits. Das war alles andere als ein Pappenstiel, und irgendjemand würde dafür bezahlen. T’Loak gab sich selbst einen Teil der Schuld, weil sie nicht bedacht hatte, wozu man die Säule benutzen konnte. Das war ihr eine Lehre und würde für alle anderen Standorte ihres Unternehmens Konsequenzen nach sich ziehen. Alles, was wie ein riesiger Knüppel benutzt werden konnte, musste entfernt und zerstört werden.
Ein ängstlicher Batarianer wartete im Inneren des Gebäudes auf T’Loak. Er war aufgegriffen worden, als er nach dem Überfall einen Frachter nach Khar’shan hatten besteigen wollen. Zwei bewaffnete Turianer standen hinter ihm. Er hieß Obo Pol und war am Tag des Überfalls der Verantwortliche in der Bank gewesen. T’Loak blickte ihn über zwei Meter Geröll hinweg an. „Du lebst noch“, stellte sie fest. „Warum?“
„Sie haben ohne Vorwarnung angegriffen“, antwortete Pol lahm. „Ich dachte, sie würden versuchen, durch die nördliche Wand zu kommen. Also schickte ich eine schnelle Einsatztruppe dorthin. Doch sie sprengten die Säule. Zudem hatten sie Biotiker dabei, und zwar nicht
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