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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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gezwungen, doch seine Burg zu verlassen und sich mit Gennoh da zu messen, wo dieser es für richtig hielt. Aber das wollte ’te Kall nicht.
    Er würde Gennoh keinen Grund geben, außerhalb der Festung etwas anzustellen. Es führte nur ein Weg zum Herrscher dieses Landes: durch die Pforte seiner Burg.

39
    Der Armbrustbolzen zitterte noch in der altehrwürdigen Rinde der mächtigen Eiche, als Illwar nach kurzer Atempause zur nächsten Deckung sprang. Aus dem Augenwinkel sah er die Diebin dreißig Fuß weiter links dasselbe tun. »Schieß doch zurück!«, rief er ihr unter schnellen Atemzügen zu.
    »Meine Pfeile gehen zur Neige. Ich darf sie nicht verschwenden!«
    »Wenn Du sie noch lange aufhebst, musst Du Dir darum keine Sorgen mehr machen!«
    Xarna funkelte ihn unter Zuhilfenahme ihrer Augenbrauen wütend an. »Ohne freies Schussfeld bleiben sie genauso nutzlos in den Bäumen stecken, wie die Bolzen der Soldaten.«
    »Aber die probieren es wenigstens«, warf Illwar ein.
    »Sie haben auch mehr Bolzen! Und daher höhere Chancen auf einen Glückstreffer.«
    »Beruhigt mich ungemein, meine Schöne.«
    »Du solltest mit Deinem Atem lieber rennen, als zu meckern.« Sprach die Ketzerin und sprang auf. Illwar tat es ihr gleich.
    Im selben Augenblick zischten wieder zwei Bolzen an ihren Köpfen vorbei. Wenn die Soldaten so weitermachten, sollte sich ihr Glück mit dem Treffer bald einstellen.
    »Kannst Du uns nicht mit Deiner Magie etwas weiterhelfen, Totenbeschwörer?« Xarna kauerte sich hinter dem nächsten Baum.
    »Klar! Gib mir eine Leiche und etwas Wasser und schon schicke ich jemand an meiner Stelle in die Schlacht.«
    »Findest Du nicht, Deine arkanen Künste sind ein wenig einseitig ausgeprägt?«
    »Das ist der Preis der Spezialisierung. Dafür ist eine Armee der Wiedererweckten unglaublich mächtig.« Flüsternd fügte er für sich selbst hinzu »Zumindest sollte sie das.«
    »Ein mächtiger Zauber, der den anderen mächtig in den Hintern tritt, wäre mir jetzt viel lieber«, entgegnete Xarna hinter einem Findling kauernd.
    »Euch Frauen kann man es ja wohl nie recht machen.«
    Xarna hob in einer flehentlichen Geste Arme und Augen gen Himmel. Man sollte nicht mit Männern auf der Flucht diskutieren. Am besten, man diskutierte überhaupt nicht mit ihnen.
    Dann hörte sie hinter sich ein heftiges Fluchen, welches signalisierte, dass einer der Soldaten gestolpert war. Sie riss einen ihrer wertvollen Pfeile aus dem Köcher, lugte aus ihrer Deckung und legte an. Sofort surrte ein Armbrustbolzen heran, den sie mit der herablassenden Konzentration einer begnadeten Schützin ignorierte. Der Bolzen raste auf sie zu, streifte knapp das Leder an ihrer Schulter und blieb im nächsten Baum stecken.
    Sanft streichelten ihre Finger über die Sehne, als sie den Pfeil entließen. Dieser blieb auch in einem Baum stecken. Allerdings nagelte er den vorher in der Kehle getroffenen Soldaten dort auch fest.
    Von Flüchen, Todesverwünschungen, Bolzen und der Meute getrieben, hetzten die beiden Flüchtigen weiter. Illwar sprang über einen Stein, wich zwei im Weg stehenden Buchen aus und blieb an einer mit der Schulter hängen. Doch er fing sich sogleich wieder und schikanierte die Muskeln in seinen Beinen und die Luft in seinen Lungen aufs Neue.
    Xarna fehlte einfach die Kraft, um zu springen, als sie auf die Büsche zusteuerte. Also rannte sie einfach hindurch. Sie roch den süßlichen Duft von Himbeeren, oder bildete es sich ein, doch sie hatte keine Zeit, die Früchte zu betrachten. Sie wischte eine wartende Spinne samt ihrem Netz beiseite, was ihrem Haar zu einem unfreiwilligen silbernen Glanz verhalf. Stacheln zerrten an ihrem Leder, aber die Ketzerin riss sich los. Dann standen Illwar und sie am Rand einer Lichtung.
    Beide stoppten abrupt und suchten den Blick des anderen, um eine Antwort zu finden. Sie sahen sich aber jeweils einer Frage gegenüber. Die Lichtung war nicht besonders breit, vier Manneslängen insgesamt, doch vier Längen freies Schussfeld mit lauernden Armbrustschützen hinter sich, war eine gefährliche Distanz. Warten und sich abschlachten lassen, gefiel den beiden aber auch nicht besser.
    Illwar sprang los. Nach drei Schritten ließ er sich zu Boden fallen und rollte über die Schulter in die Hocke ab. Drei Bolzen zischten durch die Luft, wo einen Augenblick vorher seine Brust und sein Kopf waren. Wie ein Frosch sprang er nach vorne, wälzte sich über den Boden und sprang wieder auf die Füße. Den Stamm des

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