Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Wurzel und fiel.
Ludewig holte zum Überkopfschwung aus und schritt auf Illwar zu. Dieser kroch auf dem Rücken liegend von ihm weg, mit den Händen den Waldboden nach einer Waffe abtastend. Ludewig war über ihm und verzerrte sein Gesicht zur Grimasse. Bevor der verderbenkreischende Stahl nach unten fuhr, umschloss Illwars Hand einen Stein. Mit einem Schrei schleuderte er ihn gegen Ludewigs Kopf.
Der Stein war nicht sehr groß und hinterließ nur eine Schramme an der Stirn des Obersts. Dieser schüttelte kurz den Kopf und noch besessener als zuvor, holte er zum Schlag aus.
Nur eine kleine Verzögerung, doch Illwar nutzte sie. Seine Schmerzen ignorierend sprang er auf und prallte gegen den Harnisch des Obersts. Zusammen purzelten beide die Böschung hinunter. Ludewig behielt sein Schwert in der Hand und zog es im Sturz über Illwars Oberschenkel. Illwars Schmerz echote durch die Wipfel der Bäume. Unten am Rand des Baches angekommen, lag der vor Wahnsinn grinsende Oberst auf ihm. Mit dem gesunden Bein stieß er den gerüsteten Körper in den Bach.
Ludewig plumpste mit einem lauten Stöhnen, das in einem Fluch endete ins Wasser. Wie eine Schildkröte ruderte er mit den Armen, das Heft noch fest in der Hand. Allzu lange würde er nicht brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen, wurde Illwar klar.
War der Oberst in seiner schweren Rüstung schneller aus dem Bach gekrabbelt, oder Illwar eher bei seinem Schwert angekommen? Er würde es nicht herausfinden, wenn er hier liegenblieb. Illwar keuchte, rollte sich auf den Bauch, verfluchte den Oberst sowie Brust- und Beinwunde und begann zu kriechen.
* * *
»So, hier haben sich also die Wichtelmännchen verkrochen«, höhnte der Anführer des Fünfertrupps, der im untersten Geschoss des Turms eine kleine Schar der Gnome an die Wand gedrängt hatte. »Habt Ihr wirklich gedacht, Ihr könntet Euch hier verstecken? Nur weil Ihr so klein seid, heißt das nicht, dass man Euch so leicht übersieht.« Seine Kollegen fingen wiehernd an zu lachen.
»Wir verstecken uns nicht!«, spie ihm Gopolan entgegen. Der ehemalige Hauptmann und jetzige Teilherrscher demonstrierte seine Qualitäten als Anführer. Er zeigte keine Angst. Er hatte schon aussichtslosere Situationen überlebt. Jedenfalls redete er sich das ein. »Wir verteidigen den Turm!«
Die fünf Soldaten bogen sich vor Lachen. Der Anführer musste sich sogar auf sein Schwert stützen, um nicht umzufallen.
Dankbar nutzte Gopolan diese Ablenkung und sprang mit seinem kurzen Schwert dem Anführer entgegen. Innerhalb eines Lidschlages hatte er die Sehnen des rechten Knies durchtrennt. Während der Anführer vom lauthals Lachen ins erstickte Schreien überwechselte und seine Männer noch Probleme hatten die Situation zu erfassen, raubte ihm Gopolan auch das zweite Standbein. Mit brennenden Tränen in den Augen krachte der Soldat wie ein gefällter Baum zu Boden.
Drei von Gopolans Leuten sprangen auf den nächsten Gegner und katapultierten ihn zu Boden. Mit ihren Schwertern hackten sie wie Krähen auf seinen Schädel ein.
Sein Kamerad, zwei Schritte hinter ihm, hätte ihm sicher zu Hilfe eilen können. Allerdings war er gerade dabei mit geweiteten Augen und vollkommen fassungslos zuzusehen, wie die letzten beiden Soldaten von Pfeilen durchbohrt, zu Boden sanken. Xarna kam durch die Eingangstür, ein weiteres Geschoss auf der Sehne. Während der Soldat sie mit weit klaffendem Maul anstarrte, als wäre sie die böse Fee aus einem Märchen, flog das gefiederte Holz durch seine Zahnreihen und durchtrennte seine Halswirbel mit einem harmonischen Knirschen.
»Ihr hier?«, blaffte Gopolan die Diebin an, anstatt sich bei Ihr zu bedanken.
»Oh, gern geschehen, jederzeit wieder«, erwiderte Xarna leicht sarkastisch. »Aber bevor Ihr mir die Füße küsst, bedenkt, dass die Hexe hierher unterwegs ist und wir keine Zeit für so etwas haben.«
»Verflucht sei der Tag, an dem ich Euch für irgendetwas danken werde, verflucht sei der Tag, an dem Ihr hierher kamt, und verflucht sei er Tag Eurer Geburt, Miststück! Ihr habt uns diese Pest angeschleppt, Euretwegen sind Dutzende von Gnomen tot!«
»Sie wären auch ohne uns tot. Die Soldaten waren sowieso hierher unterwegs«, log Xarna. »Die Hexe kommt hierher und ich kann ihrem Zauber nicht standhalten. Könnt Ihr es? Falls nein, schlage ich vor, wir begeben uns huschhusch nach oben und schauen, was diese Kugel alles kann.«
»Wenn Ihr keinem Zauber standhalten könnt, bringt Euch die
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