Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Pfeilhagel in den Wald, als Illwar am Rand des Lagers ankam. Er sah, wie ein Soldat des Fürsten getroffen unter den Bäumen zurücktaumelte. Ludewig hatte sie eingeholt. Xarna war ihm in die Arme gelaufen. Wenn er ihr etwas angetan hatte, bei den Göttern, so würde Illwar ihn dafür zahlen lassen, ganz egal, selbst wenn er die ganze verfluchte Armee des Fürsten dabei hatte.
Gopolan war auch bereits eingetroffen und brüllte Befehle, so als habe er sein Leben lang nichts anderes getan. Die Bogenschützen legten wieder an und waren bereit zu feuern. Aber auch Gopolan konnte nur entsetzt zusehen, wie eine Aschewolke sich auf die Gnomenschar senkte und die Schützen schreiend auseinanderstoben. Sie schrien, als würden sie brennen. Ihre Haut warf Blasen und ihr Fleisch löste sich in Stücken von den Knochen, so dass es abfiel.
Illwars Herzschlag setzte kurzzeitig aus. Magie! Der schrecklichsten Sorte. War ’te Kall hier in dieser Welt? Doch sogleich konnte er den Gedanken wegwischen und atmete durch. ’te Kall hätte nicht so viele übrig gelassen. Mit dem Ring hätte er wahrscheinlich überhaupt niemanden am Leben gelassen. Am allerwenigsten Illwar. Es war also ein Magier hier, aber es war nicht der Fürst.
Illwar musste nicht lange überlegen. Es war die Hexe. Die Geliebte ’te Kalls von der Sendrig erzählt hatte, der wiedererweckte Soldat in Kargendein. Illwar schmiegte sich an den nächsten Baum und beschwor seine ›Gabe‹, ihn mit den Schatten zu verschmelzen.
* * *
Gopolan befahl einen geordneten Rückzug. Den Rückzug bekam er, die Ordnung nicht. Panisch rannten alle Gnome Richtung Turm, als ob dieser ihnen irgendwelchen Schutz bieten konnte.
Axarel wieherte vor Lachen. Aber nicht nur diese irrige Annahme amüsierte sie. Sie konnte ihre Kräfte an richtigen Gegnern erproben, auch wenn es sehr kleine Gegner waren. Trotzdem war sie einfach nur glücklich. Sie musste dieser dummen Gans, die so blöd gewesen war in den Wald zu fliehen, dankbar sein. Ludewig hätte noch ewig gewartet. Unterzahl! Was für ein Unsinn. Nun kümmerte sich der Oberst um die Gans und sie um den Turm.
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»Was ist meine kleine Schönheit? Willst Du nicht noch mal schreien?« Ludewigs Bauch bewegte sich auf und ab. Seine Mundwinkel gingen von Ohr zu Ohr und zeigten beide Zahnreihen. Die Euphorie des Triumphs war einfach köstlich! All die Strapazen, die Verluste, die unerträgliche Hitze und jetzt war er am Ziel. Er konnte seine Früchte ernten, sie waren reif.
Er wusste nicht, was diese Frau dazu veranlasst hatte, in den Wald zu flüchten, aber es war ihm auch gleich. Sie war unweit seiner Position in den Wald gesprungen und er hatte sogleich zwei seiner Männer auf sie gehetzt. Die anderen hatte er Axarel zur Seite gestellt und war dann den beiden gefolgt. Jetzt zerrten die zwei gerade die Frau aus dem Bach raus, dessen Breite sie in der Dunkelheit falsch eingeschätzt hatte. Sie war zu kurz gesprungen.
Die Soldaten zogen sie an den Haaren die Böschung hoch. Sie versuchte sich zu wehren, strampelte und kratzte, aber ein Schlag ins Gesicht brachte sie schnell zur Räson.
»Na, komm schon, tu mir den Gefallen und schrei noch mal«, forderte Ludewig sie weiter fröhlich grinsend auf. »Dann kommt auch Dein trotteliger Gefährte heldenmütig hier vorbei, um seiner Schönen zur Hilfe zu eilen. Dann Werteste, haben wir Euch beide im Sack.« Er nickte einem Soldaten zu und der zog sein Schwert und hielt die Schneide an Xarnas Wange. »Los, schrei!«, brüllte Ludewig.
Xarna ignorierte die Klinge und brannte ihre Pupillen in die Ludewigs. Er konnte lange warten, bis sie ihm einen Gefallen tat. Sie starb hier so oder so, also konnte er sie ruhig vorher verstümmeln. Kein Laut würde über ihre Lippen kommen.
Ludewig sah den Trotz in ihren Augen und lächelte fröhlich. Das versprach, ein schöner Abend zu werden. Er nickte dem Soldaten wieder zu und dessen Klinge strich grob über Xarnas zarte Wange – ohne auch nur einen Kratzer zu hinterlassen. Das Schwert fiel dumpf auf den Waldboden.
»Was zum Teufel …«, brauste der Oberst auf, um entsetzt starrend innezuhalten. Das Blut, welches er auf Xarnas lieblichem Gesicht sehen wollte, strömte aus dem Hals des Soldaten. Während der leblose Körper schlaff in sich zusammensank, gurgelte auch der zweite Soldat Blut. Mit einem schmatzenden Geräusch wurde die todbringende Klinge aus seinen Eingeweiden gezogen und seine Überreste dem sanften Schoß der Mutter Erde
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