Dihati Qo – Die, die sind
krümmte seinen alten Rücken. Er hatte Mühe sich zu beruhigen. »Ohne einen Führer, Fremde, werdet Ihr niemals aus unserem Gebiet gelangen. Ihr kennt Euch nicht aus und Ihr werdet keine Orientierungspunkte finden. Ohne unsere Hilfe seid Ihr verloren. Glaubt einem alten Mann, der mehrere Eurer Lebensspannen hier verbracht hat.«
Diese Aussage verbesserte ihre Aussichten nicht. Die Freunde mussten einen Handel mit dem Schelm schließen, oder zumindest so tun, als ob. »Wer ist Euer Gegner, wo finden wir ihn und was glaubt Ihr, was wir gegen ihn tun können?«
»Was Ihr gegen ihn tun könnt, wird der Meister persönlich mit Euch bereden – falls Ihr Euch beherrschen könnt dieses Mal. Sein Reich dehnt sich innerhalb unserer Sumpfwälder aus. Dort hat er das Wasser schon vollständig entzogen. Ihr werdet nur auf Stein und Wüstensand treffen. Er nennt sich › Narr des Staubes‹ .«
Die beiden Freunde hatten gedacht, sie wären darüber hinweg und könnten mit dieser Geschichte umgehen, so absonderlich sie auch war. Doch sie hatten sich geirrt. Wieder lagen sie lachend und sich die Bäuche haltend auf dem Boden. Der Schelm war schon gut, aber der Narr war die Krönung.
26
Trotz der Besorgnis Retsetlees, sie könnten den Schelm aufs Neue verärgern, standen die beiden Freunde im Thronsaal des Meisters. Sie hatten dem Ältesten geschworen, sich diesmal unter Kontrolle zu halten.
Allerdings war Eric sich nicht mehr so sicher, als er den Schelm im neckischen Kostüm auf dem erhöhten Podest sitzen sah. Es bedurfte großer Selbstbeherrschung diesen Mann nicht auszulachen, so wie er sich dort oben gebärdete.
Neben dem Schelm stand der Älteste, der sie gleich hatte hinrichten wollen. Er fungierte als persönlicher Berater des Meisters. Von den anderen Ratsältesten war, außer Retsetlee, keiner zugegen. Nur die Palastwache war zusätzlich anwesend. Sechs Gardisten zierten jede Seite des Thronsaals.
»Da seid Ihr ja endlich, Fremde.« Der Ratsälteste und Berater des Schelms richtete wieder das Wort an sie. Retsetlee ignorierte er. »Dieses Mal haltet Eure Zunge im Zaum. Noch mal wird die Fürsprache Retsetlees nicht fruchten, Euch für unsere Sache zu gewinnen. Aber kommen wir zum Geschäft. Seid Ihr über Euren Auftrag informiert?«
»Im Groben habe ich sie informiert, Davion«, antwortet Retsetlee für Norak und Eric. »Die Details überlasse ich der wohltuenden Weisheit unseres Meisters.«
Mit einer Verbeugung trat Retsetlee in den Hintergrund. Der Schelm lächelte süffisant ob dieser Schmeichelei. Bei Eric provozierte sie eher einen Würgereiz. Doch der Älteste wusste bestimmt besser als er, wie man den Meister milde stimmte.
»Wie ich sehe, hat Retsetlee Euch Respekt beigebracht.« Langsam, als solle sie bedrohlich wirken, intonierte die Stimme des Schelms seine Ansprache. »Ob ich so großzügig bin, Euch Euer Leben zu schenken, hängt davon ab, ob Ihr uns helft. Wie viel hat Euch Retsetlee erzählt?«
»Wir wissen, dass wir gegen Euren Widersacher vorgehen sollen, den Narren des Staubes«, antwortete Norak. Der Schelm krächzte verächtlich bei der Nennung dieses Namens; Davion spuckte aus. »Ihr braucht unsere Magie, da Eure eigene im Reich des Narren versagt.«
»Wagt es!«, drohte Davion. »Die Macht des Meisters versagt niemals! Er braucht Euch nicht, er bietet Euch großzügig eine Möglichkeit, Euer Fehlverhalten wieder gutzumachen. Der Meister möchte sich nicht an diesem ekelhaften kleinen Wurm seine erlauchten Hände schmutzig machen. Deshalb erhaltet Ihr eine Chance Euch zu beweisen; zu beweisen, dass Ihr seiner Vergebung würdig seid.«
Die erhobene Hand des Schelms unterbrach Davions Redeschwall. Die Freunde waren dafür aufrichtig dankbar. Der Meister signalisierte Norak, er solle fortfahren.
»Wir wollen nicht Eure Fehde austragen, oder gar Menschen töten, um Euch zu gefallen. Aber laut Retsetlee ist auch unser Leben in Gefahr. Der Narr stiehlt das lebensnotwendige Wasser und möchte alles Leben durch Feuer vernichten.«
»Ja, das ist sein teuflischer Plan, den wir vereiteln müssen!« Der Schelm nickte beständig, als wolle er sich selbst von seinen Worten überzeugen. »Habt Ihr Euch schon entschieden, ob Ihr Euch und uns helft? Wenn ja, erkläre ich Euch die Details. Wenn nein … Retsetlee hatte schon angedeutet, dass Ihr Euch meiner Magie gewachsen fühlt. Wenn Ihr Euch mit mir messen wollt, ich hätte nichts gegen ein paar Fingerübungen …«
»Nein«, sagte Norak schlicht.
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