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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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führerlos. Chaos breitete sich aus. Die Leute ließen Anstand und Moral fallen. Jeder suchte den eigenen Vorteil und setzte ihn mit allen Mitteln durch. Die Botschaft damals lautete: der Stärkere wird überleben.« Retsetlee seufzte und senkte den Kopf. »Einer der Stärkeren war unser Schelm. Als ein – sagen wir Vertrauter der weisen Männer studierte er die Schriften, die sie hinterließen. Er verstärkte dadurch seine Magie. Er wurde unser Oberhaupt und brachte wieder Ordnung.«
    »Ordnung um welchen Preis?«, fragte Norak.
    Die Augenbrauen des Ältesten zogen sich verärgert zusammen. »Ihr habt kein Recht, Euch eine Meinung über unsere Lebensumstände zu bilden. Ihr kanntet nicht die Zeit vorher, nicht das Chaos, das regierte. Ich schon! Ihr selbst sagtet, dass es in Eurem Land nicht besser bestellt ist.«
    »Wir versuchen etwas dagegen zu unternehmen«, entgegnete Eric trocken.
    »Ha!«, erwiderte Retsetlee. »Und warum seid Ihr dann hier und nicht in Eurem Land?«
    »Nun, wir suchen hier etwas, und sobald wir es gefunden haben, ziehen wir wieder von dannen.«
    »Ihr sucht etwas? Was ist es? Seid Ihr doch gekommen, um uns zu bestehlen?« Der Älteste war außer sich über dieses Geständnis. Er drehte sich um und hastete zur Tür.
    »Nein, wartet«, beruhigte ihn Norak. »Wir wollen nichts stehlen. Wir suchen nur ein … Orakel.« Lieber eine Halbwahrheit, als sich in Lügen verstricken.
    »Ein Orakel?« Retsetlee war wieder interessiert. »Ihr seid Wissenssuchende?«
    »Ja«, bestätigte Eric, ohne nachzudenken.
    »Auch das, wird dem Meister nicht gefallen. Er fürchtet die, die zu viel wissen. Aber vielleicht sieht er es Euch nach, wenn Ihr uns helft.«
    »Womit wir wieder beim Thema wären. Wobei sollen wir Euch helfen?«
    »Ach so, ja. Wir driften ab.« Retsetlee wandte sich ihnen wieder zu. »Unser Meister war nicht der Einzige, der sich die alten Lehren zu eigen machte. Schon zur Zeit der Weisen hatte er einen Rivalen und dieser macht ihm auch heute seinen Status streitig.«
    »Wieso geht er nicht gegen ihn vor, wenn er doch so mächtig ist? Wozu braucht er uns?«
    »Um gegen unseren Feind vorzugehen, müsste der Schelm seine Sümpfe verlassen und damit seine Macht.«
    »Lasst mich raten«, hakte Norak nach. »Ich glaube von Euren Weisen gehört zu haben, in anderen Legenden. Unseres Wissens waren es insgesamt zwölf. Dieser feuchtwarme Dschungel war bestimmt nicht deren Idee. Euer Schelm hat das Land kontinuierlich verändert, damit die Elemente ihn schützten, die er beherrschte.«
    Retsetlee nickte. »Ich bin in der Zauberei nicht bewandert genug, um das von Euch Gesagte genau zu bestätigen, aber ja, so in etwa ist es vonstattengegangen.«
    »Und wer ist Euer Gegner?«
    »Unser Feind beschwört die entgegengesetzten Elemente, sagt unser Meister. Er ist verderbt. Er verwendet nur das geringe Wissen, das er aus den alten Schriften entziffert konnte, anstatt das Gesamtwerk zu rühmen.«
    »Genau wie Euer Meister«, entgegnete Eric mit scharfem Unterton.
    Retsetlee funkelte ihn zornig an. Aber in erster Linie war er verblüfft. Dieser Gedanke hatte die Kammern seines Verstandes noch nicht besucht. Obwohl er zu offensichtlich war, um ihn zu ignorieren. Trotzdem wischte er ihn beiseite. »Unser Feind bedroht unser Land. Seine Magie hat Mittel und Wege gefunden, uns das Wasser zu entziehen, das wir so notwendig zum Überleben brauchen. Die Sümpfe trocknen aus. Unsere Trinkwasservorräte schwinden.«
    »Ebenso wie die Kräfte Eures Meisters.« Norak erkannte die wirkliche Sorge des Schelms. Das Wohl seines Volkes kümmerte ihn nicht. Es ging nur um seine Macht. Sie schwand in dem Maße, in welchem sein Gegner dem Sumpf das Wasser entzog.
    »Das will ich nicht leugnen. Aber dadurch verliert er auch Macht, um uns zu schützen«, entgegnete Retsetlee Noraks Einwand. »Unser Widersacher versucht unsere Wasservorräte, die Sümpfe, einfach alles auszutrocknen. Und wenn die Bäume verdorrt vor sich hinsiechen, wird er eine Feuersbrunst über uns hinwegjagen. Und dann, Fremde, verliert auch Ihr Euer vorwitziges Mundwerk.«
    Die Farbe floss den Freunden aus dem Gesicht. Dieser Plan konnte auch ihren Leben ein jähes Ende setzen. Wie schnell trocknete der Sumpf aus? Konnten sie fliehen, bis es so weit war? Doch dazu mussten sie ohnehin erst einmal hier heraus.
    »Wenn Ihr uns nicht aufhalten würdet, wären wir schon längst aus dem Sumpf heraus.«
    Lauthals bahnte sich das Lachen aus Retsetlees Kehle und

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