Dihati Qo – Die, die sind
erkennen, mit der Ihr über Euren Meister sprecht.«
»Pah!«, grummelte der Hauptmann. »Er weiß, was ich von seiner Zauberei halte.« Sie hatten die Stadtmauer der Siedlung erreicht und blieben am Tor stehen. »Im Moment macht Ihr mir größere Sorgen. Ich kenne Motivation und Fähigkeiten der Meister und zum Glück sind wenigstens die Fähigkeiten stark begrenzt. Aber Euch, Zauberkundiger, Euch kenne ich nicht und auch nicht Eure Motivation. Ich fürchte die Willkür der Götter und zu viele von ihnen bedeuten immer Gefahr.«
»Ich kenne die Götter dieser Welt nicht, also kann ich dazu nichts sagen«, erwiderte Norak verwirrt, obwohl der Hauptmann sich vermutlich auf den Rat der Zwölf bezog. »Aber aus meiner Welt sind mir die Gefahren der Willkür vertraut.«
Das mürrische Gesicht des Hauptmanns musterte Norak von Kopf bis Fuß und wieder zurück. Sein Argwohn blieb an Noraks Augen hängen. »Ich kenne Eure Welt nicht, Meister, aber in dieser hier seid Ihr ein Gott!«
Mit diesen Worten durchschritt er das Tor und überließ es den verdutzten Freunden, ihm zu folgen.
* * *
Statt in den erwarteten Thronsaal führte der Hauptmann Norak und Eric in ein nicht minder beeindruckendes Studierzimmer. Der Raum war aus Stein gemauert und er war hoch, sehr hoch sogar. Die Wände mit Bücherregalen vollgestellt bis in schwindelnde Höhen hinauf. Überall standen Leitern, damit die kleinen Geschöpfe auch bis nach oben kamen, sollte ihr Meister nach neuer Lektüre verlangen.
Im hinteren Drittel stand ein Tisch, der nur mit Mühe das Gewicht der auf ihm gestapelten Folianten trug. Hinter dem Tisch saß ein Gnom, der kein bisschen freundlicher wirkte, als der Schelm der Sümpfe. Und er war ähnlich absurd gekleidet. Auf seinem Kopf thronte eine Narrenkappe mit drei Zotteln, jede am Ende mit einem Glöckchen verziert. Er trug ein gepunktetes Kostüm und auf dem Tisch lag ein Narrenstab mit einer lachenden Fratze am oberen Ende. Unzweifelhaft saß vor ihnen der Narr des Staubes.
»Nicht Lachen! Diplomatisch vorgehen!« Wie ein Mantra rezitierten die Freunde ihre neue Strategie in ihren Köpfen.
»Kommt rein!«, begann der Narr die Konversation. »Ich habe Euch bereits erwartet.«
Außer vier Gardisten, dem Narren und den beiden Freunden zogen sich alle anderen ihres Gefolges zurück. Der Hauptmann schloss die Tür und bezog vor dem Studierzimmer Stellung.
Da man ihnen keinen Sitzplatz anbot, zogen es Norak und Eric vor, zu stehen. Norak erwiderte die Einladung des Narren. »Wenn Ihr uns erwartet habt, dann wisst Ihr bestimmt, warum wir hier sind.«
»Sicher. Um mir die Wasserkugel zu stehlen.«
»Stehlen ist so ein harter Begriff …« warf Eric ein.
»Der nichtsdestoweniger genau das beschreibt, was Ihr vorhattet. Oder ist Euch ›Rauben‹ lieber?«
»Vielleicht ›kurzzeitiges Ausborgen zur Klärung der Fronten‹ …«
» Es reicht! «, unterbrach der Narr ungehalten. »Ihr seid im Namen des Schelms unterwegs. Ich weiß es! Warum glaubt Ihr wohl, habe ich die Kugel mit einem Zauber geschützt?«
Diese Bemerkung ließ Norak und Eric aufhorchen. »Das heißt«, begann Norak, »Ihr wusstet schon vor unserem Eindringen in den Turm, dass wir kommen werden?«
Der Narr funkelte ihn zornig an. Er hatte mehr verraten, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. »Ich bin der Narr des Staubes! Ich gebiete über dieses Land und ich weiß alles, was sich in meinem Land abspielt.«
Mindere Zweifel waren durchaus angebracht. Eric war sich sicher, der Narr wusste nicht mal, was sich über seinem Kopf abspielte. Warum sonst sollte er diese alberne Kappe tragen?
»Ist es nicht so«, fuhr Norak fort, »dass die Kugel früher im Besitz eines anderen Meisters war?«
»So«, entgegnete der Narr, »hat der Schelm es geschafft, Euch der Wahrheit zu entziehen? Seine gierigen Finger rissen die Kugel an sich, ohne auf Eigentum oder Anstand zu achten! Er grapschte nach ihrer Macht, ohne zu fragen, wem sie gehört, oder was ihr Missbrauch bewirkt. Wenn Ihr in seinem Reich wart, dann wisst Ihr, wovon ich spreche!«
Dem Argument war nicht einfach beizukommen. Norak probierte es trotzdem. »Selbstverständlich ist es besser, das Land auszudörren und in eine Wüste zu verwandeln. Wen wollt Ihr für dumm verkaufen? Ihr entzieht dem Land das Wasser. Wollt es austrocknen und eine Feuersbrunst entfachen!«
»Das ist eine Lüge!«, brauste der Narr auf. »Der Schelm verbreitet sie. Ich will nichts in Flammen stecken. Schaut mein Reich an!
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