Diklon Teil 1: Der Weg nach Bancali (German Edition)
oder exotische Bilder. Auf dem einzigen Möbelstück im Flur, der Kommode, stand ein schöner silberner blattähnlicher Teller, der die kalte Asche der Räucherstäbchen auffing. Es roch angenehm nach Lavendel und verlieh dem Haus etwas warmes und gemütliches, genau wie die bunt geknüpften Teppiche, die im ganzen Haus verteilt gewesen waren.
„Wie kitschig dachte Mina“, doch sie musste ja nicht dort leben.
„Dann gibt mir mal eure Mäntel“, bat Raj, Jazz und Mina zogen etwas zögerlich die Mäntel aus und als Mina gerade ihre Kapuze runter gezogen hatte und ihren Bauch weiter hinausstreckte, traf es Ali und Raj wie ein Blitz, sie schienen auf einmal wie in Trance zu sein.
„Schwarze Haare mit grünen Strähnen, dass kann nicht sein und diese Tätowierung. Nein, nein!“
Ali verwarf seine Gedanken wieder schnell und schüttelte verwirrt seinen Kopf, in dem Moment nahm er wieder den Duft der frischen Meeresbrise wahr.
Raj starrte immer noch und etwas unbeholfen nahm er die Mäntel in Empfang.
Auf Jazz Frage, ob alles in Ordnung sei, reagierte er nicht und Ali drängte sich in den Vordergrund.
„Wenn ihr wollt könnt ihr ein Bad nehmen oder duschen, ich werde euch frische Leinenanzüge und Pantoffeln raus legen. Wenn ihr dann soweit seit, können wir dann endlich essen. Natürlich nur wenn ihr damit einverstanden seit?“
Und wie sie damit einverstanden waren, es klang wie Musik in ihrer Ohren, endlich mal wieder was richtiges zu Essen und ein warmes Bad. Ali zeigte den beiden wo sich das Bad befand und sofort machten sich Mina und Jazz nach und nach frisch.
„Sag mal, hast du dass von eben mitbekommen Mina?“
„Was denn?“
„Die haben dich voll merkwürdig angeschaut!“
Mina verstand nicht worauf sie hinaus wollte und bürstete sich durch ihr frisch gewaschenes Haar.
„Genau deshalb, es sind anscheinend deine Haare“, flüsterte Jazz und Mina zeigte ihr einen Vogel und lachte sich kaputt. „Glaubst du die haben noch nie bunte Haare gesehen?“ „Vielleicht hast du recht. Aber deine Haarfarbe ist echt, als du deine Kapuze abgenommen hast, sah es so aus, als ob die beiden einen Geist gesehen hätten. Hier stimmt was nicht.“ Mina war genervt und versuchte sie mit logischen Erklärungen zu beruhigen.
„Mein Gott, dann haben sie so etwas anscheinend noch nie gesehen, bleib cool!“
Jazz murrte nur und dachte sich ihren eigenen Teil dazu und schlüpfte in einen der Leinenanzüge die Ali heraus gelegt hatte. Die Pantoffeln waren eine halbe Größe zu groß und hinterließen beim gehen ein leises schlürfen. Bei Mina war es dasselbe gewesen, beide kamen sich in diesem Aufzug wie Schreckgespenster vor.
In der Küche angekommen nahmen sie am edlen dunkel braunen Küchentisch Platz, Raj hatte ein richtiges Festmahl vorbereitet, Jazz und Mina lief das Wasser förmlich im Mund zusammen. Sie waren von der Gastfreundschaft der beiden Brüder mehr als nur fasziniert.
„Und wir lügen die ganze Zeit!“, grübelte Mina und schaute verlegen weg.
Doch das Essen sah zu verlockend aus, um jetzt Trübsal zu blasen, davon wurde ihr Magen auch nicht voll.
Hastig griff sie zu Brot und den selbst gemachten Auflauf, ihre Seele baumelte und die Blicke der Inder fielen ihr nicht weiter auf. Jazz versuchte davon abzulenken und machte einen Schwangerschaftswitz und es hatte tatsächlich geklappt. Alles verlief harmonisch, bis die Lautsprecher für die Durchsage der Ausgangssperre sich krächzend einschalteten.
Die vier schraken zusammen.
„Ab sofort gilt die Ausgangssperre, jener der sich auf der Straße befindet und sich widersetzt, wird zur Rechenschaft gezogen“, danach folgte ein schreckliches, „angenehme Träume wünschen wir!“
Wie vom Teufel besessen sprangen Raj und Ali auf und holten aus dem Spülschrank zwei handgroße weiße Kristalle hervor, die Rosenquarze ähnelten und stellten diese an die Türbalken. Sofort begannen sie in einem weißen Ton zu pulsieren. Mina und Jazz waren verblüfft, dennoch sprachen sie die Inder nicht darauf an. Irgendwie trauten sie sich nicht wirklich.
Sie hatten so etwas noch nie gesehen, auch wenn es komisch klingen mochte, doch es erinnerte die Freundinnen an Weihnachten. Ein Weihnachten voller Harmonie und mit ihren Familien, ein Weihnachten, dass noch nicht von der dunklen Zeit verpestet gewesen war.
Beide bekamen darauf Heimweh, doch dies ließ nach, als Jazz zum Fenster schaute und eine abartige Fratze dort erkannte.
„Ach du heilige Scheiße!“,
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