Diklon Teil 1: Der Weg nach Bancali (German Edition)
Mund.
„Viel gemütlicher wie vorne!“, fuhr ihr über die Lippen und Jazz hörte eindeutig den Sarkasmus heraus, was Ali anscheinend nicht tat. Denn der Inder zog an den Zügeln und die Haflinger trappten erschöpft weiter, dann versuchte er mehr über Jazz heraus zu bekommen.
Währenddessen machte Mina es sich hinten bequemer und zog ihren nassen Mantel aus und legte ihn über eine der etwas größeren Kisten zum trocknen aus. Danach setzte sie sich auf den Boden und sofort schwelgte sie in Gedanken und lehnte sich zurück, hauptsächlich dachte sie an Lu, ihre Familie und an ihre Freunde, die wahrscheinlich schon alle krank vor Sorge waren.
„Hoffentlich lebt sie noch, wehe es ist zu spät, dass könnte ich mir niemals verzeihen!“, sie wurde wütend über sich selbst und hätte am liebsten gegen eine der Kisten getreten.
Jazz riss noch einmal das Fenster auf und Mina zuckte etwas zusammen.
„Hey, Ali hat uns angeboten diesen Abend vielleicht bei ihm und seinen Bruder zu verbringen. Er meint, dass unsere Ankunft kurz vor Ausgangssperre sein wird.“
„Es wäre klüger bei uns zu bleiben, ihr könnt ja morgen zu eurer Oma gehen“, meinte Ali.
„Hört sich gut an, oder!?“ Jazz grinste bis über beide Ohren, sie konnte es kaum erwarten.
„Ich bin damit einverstanden, aber nur wenn es keine Umstände macht Ali“, darauf bestand Mina und der Inder lachte.
„Das ist schon in Ordnung, wirklich! Ich hab so ein Gefühl das ich euch helfen muss“, er lächelte Jazz an und sie schaute verlegen in den seitlichen Wald.
Jazz wollte unbedingt mehr von Ali wissen und fragte ihn tausend Dinge und so brach endgültig das Eis zwischen ihnen. Die beiden plapperten wie Wasserfälle.
„Ich bin Händler bei uns auf dem Marktplatz und zwar mit dem ganzen Herzen dabei!“
Jazz war beeindruckt, während Mina von ihrem Wortschwall schläfrig wurde.
Ali erzählte sogar, dass er bald eine Frau heiraten müsse, die er nur aus seiner Kindheit her kannte. Lieben könnte er diese nie.
„Herzen suchen sich gegenseitig und werden nicht aneinander gekettet. Das ist nicht Sinn und Zweck einer Ehe!“
Jazz stimmte ihm zu und klebte fast an seinen Lippen, Liebe auf den ersten Blick, gab es sie wirklich?
Ali redete und redete und desto mehr er sich öffnete, überkam Jazz das schlechtes Gewissen. Zu gern hätte sie ihm die Wahrheit gesagt, doch es war einfach nicht möglich. Vor allem wusste sie nicht, was Mina dann mit ihr anstellen würde. Dabei fand sie ihn äußerst sympathisch und genoss die stille Zweisamkeit, denn Mina hatte bereits die Augen geschlossen und war eingeschlafen.
Nochmals schaute Jazz in den Hinterabteil, da sie sich schon über Minas Schweigsamkeit gewundert hatte.
„Sie schläft nicht wahr, ein Wunder dass sie das bei diesem Geschaukel hier kann und dann noch schwanger…ei, ei, ei.“
„Wie gesagt, sie ist hart im Nehmen!“, murmelte Jazz, sie wollte jetzt nicht über Mina reden, sie wollte seine volle Aufmerksamkeit.
„Bei eurem harten Tag, habt ihr euch wirklich Ruhe verdient“, sagte Ali zärtlich.
„Wenn du wüsstest Ali“, dachte Jazz beschämt, „du hättest uns schon längst vom Karren geschmissen!“
Einige Minuten später wurde es kälter und Jazz rieb sich die Hände, außerdem fing ihr Magen wieder an zu knurren. Es war ein ekeliges Gefühl, sie brauchte dringend etwas zu essen.
„Sag mal Ali, wie weit ist es denn noch?“, fragte sie zurückhaltend.
„Eine knappe halbe Stunde, länger nicht“, und Alis Antwort klang wie Musik in ihren Ohren und erleichtert lehnte sie sich zurück.
Anschließend widmete er sich wieder der holprigen Straße zu, während Jazz leicht döste und unkoordiniert an Alis Seite einschlief. Dabei hätte er sich gerne weiter mit ihr unterhalten und aus lauter Langeweile fing er an in Gedanken mit sich selbst zu sprechen.
„Sie ist ein umwerfend nettes Mädchen, dennoch hab ich das Gefühl, dass sie mir etwas verheimlicht“, dann grinste er, „aber ich bin ja auch nicht gerade ein Unschuldslamm, warum kann es nicht mal gut verlaufen.“
Denn auch Ali war genau wie Jazz, ein Elementaler, aber er hielt sich äußerst bedeckt. Schon von klein auf, hatte er die Gabe, das Element Wasser zu kontrollieren. Doch seiner Mutter zu liebe wendete er sie nie an, noch nicht mal nach ihrem Tode.
Alis Mutter hatte ihn immer zurecht gestutzt, sie war von seiner Gabe nicht begeistert und kontrollierte ihn andauernd, ob er ja keinen Unsinn mit seiner Gabe
Weitere Kostenlose Bücher